BVB - Mainz 05 1:1

"Das magere und glückliche 1:1 gegen den Abstiegskandidaten Mainz 05 reicht der Dortmunder Borussia nicht vorn und nicht hinten. Macht man sich etwas vor, freut man sich darüber, dass man ein Tor erzielt hat. Und ein Punkt ist mehr als keiner. ""Wenn wir nicht selbst anfangen, kontinuierlich zu punkten, werden wir im sportlichen Niemandsland enden so Präsident Rauball vor dem Spiel. Wohl war. Statt in der Tabelle nach oben zu rücken, hat der BVB sich nun erst einmal in der Mitte der Tabelle festgesetzt. Hoffentlich wird er nicht noch vom den stressigen Abstiegsstrudel erfasst. Diese Befürchtung hat bei vielen Fans die Hoffnung auf das Erreichen eines UEFA-Cup-Platzes abgelöst. An den Fans hat es nicht gelegen, dass der BVB wieder mal nicht gewinnen konnte. Sie waren zahlreich wie immer anwesend, Süd dominierte die kesse Mainzer Konkurrenz und feuerte ihre Mannschaft unentwegt an. Die vereinzelten Pfiffe gegen Spielende kamen aus den Reihen der sog. Sitzplatzkanaken. Wie schon seit dem ersten Training nach dem Länderspiel-Mittwoch bekannt, musste Dennis Gentenaar Roman Weidenfeller vertreten. Für Tomas Rosicky stand Nur Sahin in der Startelf. Schwer festzustellen, ob jemand auf der Tribüne Rosicky vermisst hat. Belastet mit Fastnachtsfluch und Auswärtsmisere war die Mainzer Truppe vor dem Spiel in Dortmund ins Trainingslager gefahren. ""Wir haben uns ein bisschen was einfallen zu dem Spiel. Auch um die Stärken von Borussia Dortmund nicht zur Geltung kommen zu lassen. Und dafür das System ein bisschen umgestellt"", schmunzelte Jürgen Klopp nach dem Spiel. Moralische Aufrüstung und Znderung des Spielsystems. So richtig konnte jeder das 4-4-2 bei der Startaufstellung sehen. Diese Znderung mit der Raute im Mittelfeld brachte den Mainzern den gewünschten Erfolg. ""Zum einen werden dadurch Räume angeboten auf den Außenverteidigerpositionen, die man gar nicht richtig zustellen kann. Was nicht problematisch ist aber bei beiden Mannschaften Eindruck hinterlassen hat"", dozierte der Mainzer Trainer. Mainz musste sich also nicht erbittert wehren, wie man es in Dortmund erwartet hatte, sondern spielte munter auf und mit. Und ohne verschossenen Elfmeter wären womöglich drei Punkte auf Mainzer Konto gewandert. Bekannte auch der beste Mann auf dem Platz, Christian Wörns: ""In der zweiten Halbzeit haben wir noch Glück gehabt, dass der Elfmeter nicht verwandelt wurde. Sonst hätte es noch böser ausgehen können."" UEFA-Cup-Hoffnung also gegen das Überleben in der Liga, den Klassenerhalt. Das schlechteste Auswärtsteam der Liga gegen eine Heimmannschaft, die vergessen hat, wie man einfache Tore schießt und die drei von fünf Heimspielen verloren hat. In der Angreifer und Mittelfeldspieler seit Wochen im Tore schießen förmlich blockiert sind. Neuzugang Matthew Amoah, dessen Einsatz als Torjäger in Dortmund herbeigesehnt wird, musste nach wenigen Trainingsstunden schon wieder in die Krankenabteilung wechseln. Das Spiel selbst wies wenige Höhepunkte auf. In der Phase des Abtastens gab es Fehlpässe, verunglückten Flanken, ein Abschlag des noch nervösen Gentenaar landete im Aus, aber man sah man auch schöne Doppelpässe zwischen Philipp Degen und Florian Kringe. Das lässt hoffen. Beeindruckend, wie Innenverteidiger Christian Wörns dem pfeilschnellen Mohamed Zidan, Leihgabe von Werder Bremen, auf kurze Distanz einholte und den Ball eroberte. Das hätte Trainer-Windbeutel Klinsmann sehen sollen, wie schnell Dortmunds alter Mann noch ist. Wahrscheinlich hätte es ihn ebenso wenig beeindruckte wie das Spruchband auf der Südtribüne: WTRNS ZUR WM. In der 27. Minute lässt Christian Wörns die Dortmunder Anhänger jubeln. Nuri Sahin tritt die Ecke von rechts. Kehl köpft aufs Tor, Christian Wetklo im Mainzer Tor klatscht ab. Und Wörns ist da, artistisch jagt er die Kugel unter die Latte. Nach stundenlanger Abstinenz endlich wieder ein Torerfolg für die gelbschwarze Borussia. In der Not frisst der Teufel Fliegen und ein Abwehrspieler muss die Torflaute beenden. Vorher hatte der Ball die rechte Hand von Christian Wörns berührt. Eindeutig ging die Hand nicht zum Ball.. Schiedsrichter Babak Rafati hat nicht gepfiffen. ""Es war eine natürliche Handbewegung. Der Ball ist mir an die Hand gesprungen, es war keine Absicht"", erklärte Wörns nach dem Abpfiff. Kurz vor der Halbzeit erhöhen die Borussen den Druck. Drei Ecken in Folge bleiben aber ohne zählbaren Erfolg. Nach der Halbzeitpause zieht Odonkor rechts Weigelt davon, seine Flanke findet Kehl. Dessen Schuss klärt Christian Demirtas auf der Linie für den bereits geschlagenen Wetklo. ""Das musste das 2:0 sein. Ich denke, dann ist das Spiel gespielt,"" trauert Bert van Marwijk später dieser Chance nach. Nun kommt es, wie es oft kommt. Langer Ball von Pekovic findet Zidan, von ihm trudelt der Ball auf Thurk. Der hat Platz und Zeit und hämmert das Leder aus 13 Metern ins linke obere Tor-Eck. In den Winkel sagt man auch. 1-1. Dortmunds Trainer schickt Delron Buckley für Salvatore Gambino aufs Feld. In der 55. Minute kann sich Markus Brzenska nur rustikal und regelwidrig gegen Thurk wehren, indem er dem Mainzer ans Trikot fasst. Rafati hat es gesehen, weist auf den Elfmeterpunkt und zeigt Brzenska die gelbe Kunststoffkarte. Verdammt und schmutzig sind meine Gedanken als Fan jetzt. Mohamed Zidan, der Zgypter aus Bremen führt aus. Flach rechts. Gentenaar taucht in die richtige Ecke. Doch der Ball kracht an den Pfosten. Kein Tor. Wäre der Ball etwas weiter zur Tormitte geflogen, hätte Dennis Gentenaar ihn gehabt. Hunderpro! Denn er war in der richtigen Länge zum richtigen Zeitpunkt da. Das hätte Weidenfeller auch nicht besser machen können. Jürgen Klopp wechselt nun Otto Addo für Demirtas ein. Die etwas schüchternen ""Otto Addo""-Rufe der Mainzer Fans toppen dann die schwarzgelben auf Süd. Kraftvoll, machtvoll übernehmen Sie und skandieren ebenfalls ""OTTO ADDO"". Da sind die Mainzer ganz still. Bemerkenswert noch ein Dortmunder Wechsel. Für Odonkor kommt Markus Steegmann aus der Oberliga-Mannschaft des BVB . Smolarek wechselt nach rechts, Markus spielt in der Mitte. Auf einmal geht die Post ab. Steegmann bringt in der Mitte Unruhe, Smolarek zeigt aussen, wie wertvoll er für Borussia ist, wenn er nicht ständig in der zentralen Offensive Jan Koller ersetzen muss. Für die Außenposition hat man ihn geholt. Die Statistik des Spiels zeigt, dass der BVB gut gespielt und gekämpft hat. Neun zu drei Ecken sollte Standard bei Heimspielen werden. Ballkontakte hatte Borussia 61 Prozent, 53 Prozent der Zweikämpfe wurden gewonnen. Mit Abstand die meisten Ballkontakte hatte wieder einmal Dede. Wie wichtig er für die Dortmunder Mannschaft ist, wird man erst wissen, wenn er fehlt. Christian Wörns war mit 78 Prozent der Zweikampfstärkste. Eigentlich ist das unentschieden für beide Mannschaften zu wenig. Oft liegt aber das Wahre in der Mitte. Die Mannschaft des BVB hat nicht versagt. Sie hat das gespielt, was sie derzeit kann. Sie lernt, sie reift. Enttäuscht sind die, die mehr erwartet haben. Zur Erinnerung: Bert van Marwijk hielt zu Saisonbeginn die Plätze fünf bis zwölf erreichbar. Bei fünf muss alles, mindestens vieles und oft gut laufen. Zwölf ist normal bei Spielen wie gegen Bremen und Bielefeld und auch gegen Mainz. Vielleicht wirds dann auch Platz acht oder neun. Sportdirektor Michael Zorc plant, innerhalb der nächsten zwei Jahre wieder international zu spielen. Also nicht dieses Jahr. Vielleicht auch noch nicht nächstes. Aber dann. Die Mannschaft lernt, sie wächst, wird punktuell mit erfahrenen Spielern verstärkt werden. Man sollte diese Saison nach oben als Lernprozess abhaken. Nächste Woche in Stuttgart wäre eine Niederlage normal. Doch jedes Tor in diesem und den nächsten Spielen solle die Fans freuen. Und wenn es der Torwart schießt. Und jeder Punkt sollte zufrieden machen. Und jeden Sieg kann man bejubeln. Weil er nicht erwartet wurde."""