Außer Schriftzug alles klar!

Im großen Saal in der Rellinghauser Straße in Essen: BVB und RAG unterschreiben Vertrag Der BVB hat es seit heute morgen schriftlich: Die ambitionierte Mischkonzern RAG - die ehemalige Ruhrkohle, ist neuer Exklusivpartner von Borussia Dortmund und macht sich damit hübsch für den im Mai 2007 geplanten Börsengang. Man mag jetzt im ersten Moment durchaus ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit verspüren, dass es ein so traditionsbehafteter Partner aus dem Revier ist, der da durch die nette Zusprache von RAG-Rechtsberater Friedrich Merz in seiner Eigenschaft als Anwalt der renommierten internationalen Kanzlei Mayer, Brown, Rowe & Maw, die Brust der Borussen künftig ziert. Schön zudem, dass dabei auch noch der Konkurrent aus Gelsenkirchen im Buhlen um die Gunst von Werner Müllers Börsenkandidat ausgeschaltet wurde. Allerdings gibt es nicht nur Jubel über den Deal der Essener. Einen faden Beigeschmack hinterlässt die Tatsache, dass die RAG den Rückbau im Steinkohlebergbau (DSK) mit Steuersubventionen abfedere. Vor diesem Hintergrund ""dürfte das Verständnis für eine millionenschwere Geldspritze für den Profifußball bei Bürgern und Steuerzahlern in unserem Land dünn gesät sein"", hatte die FDP im NRW-Landtag bereits wissen lassen. Und auch Felix Meininghaus hatte es in seiner ""Geschichte der Bundesliga, der gleichnamigen 11-Freunde-Rubrik so formuliert: ""Zudem hätte es eine pikante Note, wenn ausgerechnet ein Konzern, der mit jährlichen Subventionen von mehr als 2,5 Milliarden Euro am Leben erhalten wird, mithilft, den Dortmunder Schuldenberg zu nivellieren. [...] Böse Gerüchte, nach denen sich der BVB in Zukunft nicht über Dritte, sondern konsequenterweise direkt vom Steuerzahler finanzieren lässt, wurden indes nicht bestätigt."" Was für die Blauen natürlich doppelt bitter sein muss ist die Tatsache, dass sie diesen ""Sponsor mit Stallgeruch"" nicht nur verloren haben, nein, jetzt finanzieren sie den Erz-Rivalen auch noch indirekt mit - wie wir alle übrigens... Bei der Vertragsunterzeichnung heute in Essen betonten daher auch RAG-Chef Werner Müller und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Verantwortung für die Region und die gemeinsamen internationalen Ziele. ""Wir wollten einen Verein aus unserer Heimat, dem Revier"", betonte Müller. Der BVB mit seinen vielen Millionen Fans sei für den zukünftigen Konzern mit Sicherheit der richtige Partner. Die positiven Erfahrungen des Vorgängers eon - der nach erfolgter Fusion zur neuen Namenseinführung auf die Brust des BVB kam - will Müller nutzen und sein Unternehmen ebenfalls bekannt zu machen. Dabei betonte der ehemalige Bundeswirtschaftsminister, dass es sich dabei um den so genannten ""weißen Bereich"" der RAG handele, sprich Immobilien, Strom und Chemie. Der neue, an die Börse strebende Konzern, suche noch einen neuen Namen. ""Den kenne ich noch nicht"", gibt Müller zu. Das habe man in die Hände von Experten gelegt. Und spekulieren wolle er nicht. Schließlich habe er auch bei der Neuschaffung von eon geglaubt ""die spinnen"" und heute sei das ein wohlklingender Name eines großen Unternehmens. Sicher könne man nur sein, dass der Name deutsch sei und auch auf die Brust der schmalen BVB-Stürmer passen werde. Kritik aus der NRW-FDP an dem Sponsoring wies Müller zurück. Das Geld stamme ja nicht aus dem subventionierten Kohlebereich des Konzerns. Das sei doch nur Polemik. ""Wem man in einer so kleine Partei ist, muss man ab zu so etwas machen, damit die Tffentlichkeit einen wahrnimmt"", schmunzelte Müller. Schwieriger als die Politik zu überzeugen sei es, die eigenen Mitarbeiter zu überzeugen, sagte Müller. Von seinen 60.000 Mitarbeitern seien doch viele mehrheitlich dem Revierrivalen zugeneigt. Doch das hofft er mit einem großzügigem Kontingent an Mitarbeiterkarten für jedes BVB-Heimspiel bald zu ändern. Im übrigen freue er sich auf die Zusammenarbeit und erwarte schon im nächsten Jahr den BVB wieder im internationalen Geschäft und schon bald darauf in der Champions League. BVB-Geschäftsführer Watzke lobte die Vertragsverhandlungen als fair und konstruktiv. Beide Partner stehen in seinen Augen als Symbol für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. ""Wir sind eine wichtige Kraft der Region"", ist Watzke überzeugt. Man habe mit dem regionalen Partner Signal-Iduna abgeschlossen und jetzt eben mit der RAG. Man habe eine gemeinsam Tradition und hoffe auf eine gemeinsam erfolgreiche Zukunft. BVB-Präsident Reinhard Rauball lobte das Engagement von Werner Müller und erklärte, dass man den umtriebigen RAG-Boss in den BVB-Beirat und -Wirtschaftsrat berufen habe. Zudem dankte er Müller, der als quasi erste gute Tat dem ""Borusseum"" 100.000 Euro zusagte und damit das unwürdige Finanzgeschacher an dieser Baustelle beendete. Ansonsten wurde über Finanzielles der Mantel des Schweigens gehüllt. Müller war ""erstaunt, dass es so wenig war"" und Watzke betonte, dass man sich nicht wesentlich anders stehe als mit eon. Natürlich gäbe es ein Prämiensystem und damit auch Leistungsanreize. Die Möglichkeit, dass RAG mit dem geplanten Börsengang scheitere, wies Müller weit von sich. ""Das ist genauso wahrscheinlich, wie die Möglichkeit, dass Borussia in dieser Saison absteigt"", lachte er. Also sei dies ausgeschlossen. Und für die Brust der Akteure werde man sich noch etwas einfallen lassen. Der Börsengang des neuen Unternehmens ist erst für Mai 2007 geplant. Man habe aber jetzt zugreifen müssen, sonst hätte der BVB sich einen anderen Partner gesucht und diesen tollen Werbeträger wollte man niemand anderem überlassen. Was bis dahin auf dem Trikot steht blieb unklar. Vielleicht jede Woche etwas anderes: ""Mal schreiben wir WAZ, dann NRZ, dann WR oder RN und Kicker drauf"", meinte Müller nicht ganz ernst.