Hamburger SV - BVB 2:4

"Der BVB hat es schon wieder geschafft! Mit 4:2 (1:1) gewinnt Borussia Dortmund beim Hamburger SV, bejubelt damit den dritten Auswärtssieg hintereinander beim HSV und darf wieder ernsthaft von einer Teilnahme am UEFA-Pokal träumen. In einem begeisternden Spiel trafen Smolarek, Rosicky und Kringe für den BVB, Lauth und Ailton zur zwischenzeitlichen Führung für den HSV. Den umjubelten Schlusspunkt setzte Rosicky mit einem Lauf ins leere Hamburger Tor. 56.000 Zuschauer in der ausverkauften AOL-Arena sahen wie immer, wenn die beiden Traditionsvereine aufeinander treffen, eine intensive, abwechselungsreiche Auseinandersetzung. Beide suchten ihre Chancen im Spiel nach vorn, überbrückten schnell das Mittelfeld. 1:1 hieß es zur Pause durch Tore von Smolarek (25.) und Lauth (35.). Der eingewechselte Ailton schoss den HSV nach 66 Minuten mit 2:1 in Führung, keine 60 Sekunden später glich Rosicky mit einem sehenswerten Volleyschuss zum 2:2 aus, noch schöner war Kringes Traumtor zum 2:3 in der 83. Minute. Es war aber noch nicht der Schlusspunkt. Der Rosicky mit einem Solo in der vierten Minute der Nachspielzeit vergönnt. Ausgangslage: Der Zweite im Heim- und Gesamtklassement empfing den Tabellenachten, der in der laufenden Saison auswärts mit Ausnahme des Sieges in Nürnberg nicht viel bewegt und mehr als die Hälfte der voran gegangenen zwölf Auswärtsspiele unentschieden gespielt hatte. Personalien: Beim BVB gab es zwei Znderungen gegenüber dem 2:1 gegen Kaiserslautern. Der Grippe geschwächte Siegtorschütze Kringe (saß auf der Bank) wurde durch Rosicky ersetzt, für Gentenaar stand der wiedergenesene Weidenfeller im Tor. Erstmals im Kader war Neuzugang Amoah. Es fehlten die Langzeitverletzten Koller, Ricken und van der Gun. Beim HSV standen neben dem Gelb gesperrten Linksverteidiger Atouba die verletzten Beinlich und Demel auf der Ausfall-Liste, Jarolim wurde geschont. Klingbeil und Wicky kamen neu in die Mannschaft. Taktik: Das Dortmunder 4-3-3 gegen die Hamburger ""Raute"" - zwei Systeme, die grundsätzlich nicht zueinander passen, die jene Elf im Vorteil sehen, die der anderen ihr Spiel aufzwingen kann. Um die nominelle Unterzahl im Mittelfeld auszugleichen, rückte wie zuletzt gegen Mannschaften mit gleicher Spielanlage wie der HSV (Stuttgart in Hälfte zwei, Mainz, Bremen oder Schalke) der Außenverteidiger vornehmlich auf der Ball abgewandten Seite oder einer der Innenverteidiger ins Mittelfeld auf. Gerade für Dede, der zudem über links Druck machen und bis zur gegnerischen Grundlinie vorstoßen sollte, wenn Buckley (wie gegen Kaiserslautern und Stuttgart) nach innen einrückte, war dies eine hoch anspruchsvolle Aufgabe: bleiben? aufrücken? marschieren? Zumal der HSV auf der rechten Seite mit dem vom Stürmer zum Außenverteidiger ""umgeschulten"" Mahdavikia aktiv war, der sich in den ersten 45 Minuten mit Vorstößen allerdings zurückhielt. Auch bei den theoretisch klaren Zuordnungen im Zentrum gab es immer wieder Verschiebungen, weil Barbarez (neben Lauth zweiter Stürmer) nicht ständig in der Spitze verharrte, sondern sich häufig fallen ließ. Spielverlauf & Analyse: Auf frisch verlegtem Rasen ließ der BVB den HSV zu Beginn kaum ins Spiel kommen, störte früh, ging energisch in die Zweikämpfe und musste nur bei den angeschnittenen, scharf herein gegebenen van-der-Vaart-Freistößen auf der Hut sein. Zielstrebig suchten die Gäste vor den etwa 6.000 mitgereisten Fans den Weg nach vorn, leisteten sich dabei aber zu viele leichte Ballverluste (Rosicky). Trotzdem gab es Chancen, weil HSV-Keeper Kirschstein alles andere als sicher wirkte, einen Buckley-Schuss prallen ließ (7.) und nach einem Leichtsinnspass im eigenen Strafraum den immer beweglicher werdenden BVB-Stürmer ins Spiel brachte. Buckley traf aus spitzem Winkel aber nur das Außennetz (11.). Ausgerechnet über die starke rechte HSV-Seite schlug der BVB in der 25. Minute zu: Sahin passte auf Dede, der setzte sich gegen Mahdavika durch, und Smolarek (13. Saisontor) versenkte die Flanke des Brasilianers gegen die Laufrichtung des Torwarts im Netz. Damit waren die schwarzen Serien von 523 Minuten ohne Auswärts- und 768 Minuten ohne Stürmertor endlich beendet. Doch die Führung hielt nur zehn Minuten. Barbarez und Wicky hebelten die rechte Dortmunder Abwehrseite aus, Klingbeil konnte unbedrängt flanken, Lauth mogelte sich aus Dedes Rücken in den Fünfmeterraum und ließ Weidenfeller keine Abwehrmöglichkeit (35.). Nach dem Seitenwechsel gingïs munter weiter. de Jong scheiterte an Weidenfeller (48.), im Gegenzug fälschte der am Elfmeterpunkt lauernde Smolarek einen Kehl-Schuss ab, doch Kirschstein hatte keine Mühe. Langsam verwandelte sich die AOL-Arena in einen Hexenkessel, die Gemüter kochten hoch, als Wörns vor dem Strafraum mehr die Beine von van der Vaart als den Ball touchierte, der dem BVB in der Vergangenheit wenig wohl gesonnene Schiedsrichter Gräfe aber weiterspielen ließ und dem protestierenden Lauth die Gelbe Karte zeigte. Während Smolarek, Kehl, Dede und später auch Rosicky herausragende Aktivposten im Dortmunder Spiel waren, erwies sich die rechte Seite offensiv wie defensiv als Schwachstelle. Degen und Odonkor, die auch beim 1:1 nicht gut aussahen, konnten in keiner Phase an ihre starken Leistungen aus dem Heimspiel gegen den FCK anknüpfen. Van Marwijk reagierte nach einer Stunde und brachte Kringe und Amoah. Beim HSV kam Ailton, der unmittelbar nach seiner Einwechselung das 2:1 auf dem Fuß hatte, aber an Weidenfeller scheiterte. Doch kurz darauf schlug der ""Kugelblitz"" zu. Wicky eröffnete das Spiel mit einem langen Pass aus der eigenen Hälfte, der bärenstarke Barbarez spielte einen Zuckerpass auf Ailton, Brzenska kam einen Tick zu spät, und es hieß 2:1 (67.). In den Hamburger Jubel hinein fiel aber auch schon der Ausgleich: Smolarek legte Dedes Flanke mit der Brust ab auf Rosicky, und der hämmerte das Leder aus 16 Metern in den Winkel! Es war das vierte Tor des Tschechen im neunten Spiel gegen den HSV. Es ging nun rauf und runter. Amoahs Schuss wurde abgeblockt (69.), die Hamburger drängten auf die neuerliche Führung, doch Kringe konterte mit einem Sonntag-Schuss am Samstag Nachmittag. Sein Geschoss aus 20 Metern halbrechter Position schlug im linken Torwinkel ein. Der HSV antwortete mit wütenden Attacken. Drei Minuten ließ Schiedsrichter Gräfe nachspielen, Wörns rettete auf der Linie. Nach der 13. Ecke für den HSV leitete Amoah einen Konter auf Smolarek ein, der bediente Rosicky und der Tscheche lief mit dem Ball am Fuß ins leere Tor - 2:4! Ausblick: Die Spielplan-Arithmetik machtïs nötig: Der BVB tritt zwei Mal hintereinander auswärts an. Am nächsten Samstag (1. April, 15.30 Uhr) kommt es zum Borussen- und Verfolgerduell zwischen Gladbach und Dortmund. Der BVB muss dabei auf Brzenska verzichten, der in Hamburg zum fünften Mal in der laufenden Saison die Gelbe Karte sah. Nächster Heimgegner ist in 14 Tagen die Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen. Karten für diese Begegnung können Sie hier bequem online bestellen.