Van Marwijk verbeugt sich vor Wörns

Bert van Marwijk (54) befand sich gestern, Sonntag, schon auf der Fahrt ins ""Wochenende"", als er sich - bildlich gesprochen - noch einmal vor seinem Kapitän verbeugte. ""Kerle wie Christian Wörns gibt es nicht mehr viele"", betonte Dortmunds Trainer am Autotelefon, ""er hat Charakter gezeigt."" Wörns spielte, obwohl er ins Bett gehörte und Gattin Hannah-Rita ihn wegen seiner Bereitschaft, trotz schwerer Grippe die Knochen hinzuhalten, ehrlich besorgt für ""total bekloppt"" erklärt hatte. Zwei von Klubarzt Dr. Markus Braun verabreichte Spritzen (Vitamin B 12, Vitamin C) halfen dem im Gesicht gespenstisch bleichen Verteidiger schließlich über die Runden, er biss auf die Zähne, und spätestens nach dem von ihm erzielten Siegtor war er ""froh, dass ich aufgelaufen bin"". Per Handschlag bedankte sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (47) noch in der Kabine dafür, ""sich so in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Das ist die Mentalität, die wir brauchen."" Seit Sonntag wähnt sich Wörns, der am Abend nach seinem persönlichen Kraft- und Willensakt bei einer Modenschau in Herdecke Zerstreuung fand, gesundheitlich wieder auf dem aufsteigenden Ast. ""Es geht mir besser"", verrät er, ""ich bin nicht bei 100 Prozent, aber am Dienstag will ich nach Möglichkeit wieder ins Training einsteigen."" Vielleicht wird dann zur Sprache kommen, dass Dortmund bei diesem ganz und gar glanzlosen Erfolg über schläfrige Hamburger in einem ""grausamen"" ersten Durchgang (Watzke) selbst wie chloroformiert wirkte und Zeitlupen-Fußball anbot. ""Wir wollten den Gegner unglaublich unter Druck setzen"", murrte van Marwijk, ""das ist uns leider nicht gelungen."" Was nach Wiederbeginn besser wurde, wirft dennoch die grundsätzliche Frage nach Dynamik und Torgefahr des Dortmunder Mittelfeldes auf, aus dem sich nur Florian Kringe (24) und Tinga (28) regelmäßig mit in die Spitze orientieren. Weil der wegen seiner hausbackenen Auftritte kontrovers beurteilte Steven Pienaar (24) eben dort nur selten zu entdecken ist und von Kehl-Vertreter Marc-Andr, Kruska (19) kaum mehr offensive Anteilnahme zu erwarten ist, reicht die Strafraum-Präsenz auf die Dauer nicht aus. ""Dort"", analysiert Wörns treffend, ""sind wir häufig unterbesetzt."" Wie gegen Mainz (1:1, Amedick) holte erneut ein Verteidiger die Kastanien aus dem Feuer - und schickte eine von van Marwijk so formulierte Botschaft in alle Teile der Republik: ""Wir brauchen keine Topform, um zu gewinnen. Das geht auch einmal, ohne dass wir uns in sehr guter Verfassung präsentieren."" Die spannende Frage, die sich für Watzke jetzt anschließt, lautet: ""Spüren wir am Freitag in Gladbach Selbstzufriedenheit - oder den Hunger auf mehr?""