Das traurige Spiegelbild des Innenlebens

"Nach Borussia Dortmunds Pokal-Aus gegen Hannover (0:1) tippten sich Fans in den Internetforen die Finger heiß. Eine Pressekonferenz sei bereits anberaumt, schrieb ein User am Mittwoch. Angebliches Thema: Die Demission von Trainer Bert van Marwijk. So weit ist es noch nicht, auch wenn nur der Zeitpunkt einer Trennung der Ehe ""BVB - van Marwijk diskussionswürdig erscheint - nicht mehr die Frage, ob es denn so weit kommt. Während des Bundesligaspiels in Nürnberg (Sa., 15.30 Uhr) soll der Niederländer, der Dortmund in wirtschaftlich schwieriger Zeit große Dienste geleistet hat und nicht nur auf Schalke Wertschätzung genießt, erneut auf der BVB-Bank sitzen. Ob es Sinn macht, das offenbar Unvermeidliche quälend lange hinauszuschieben, ist eine Frage, die einher geht mit der nach Alternativen. Thomas von Heesen (wir berichteten) steht angeblich hoch im Kurs, verfügt in Bielefeld jedoch über einen Vertrag bis 2008. Christoph Daum wäre zu haben - aber auch teuer. Den Mangel an Homogenität, Athletik und Klasse würde jeder van Marwijk-Nachfolger feststellen. Der BVB - ausgestattet mit Festgeld in Höhe von rund vier Mio. Euro - wird im Winter gezwungen sein, Qualität hinzuzukaufen. Sicherstes Indiz: Gegen Hannover gestand der Trainer indirekt ein, dass der als Regisseur auch auf seinen Wunsch hin verpflichtete Steven Pienaar kein Spielmacher sein kann. Er setzte ihn halbrechts in der Raute ein. Dirigieren musste interimshalber Stürmer (!) Ebi Smolarek. Neuzugang Tinga, fußballerisch eine Verstärkung, schmorte lange auf der Bank. [B]Maulwurf-Suche[/B] Teile des Kaders halten trotz der Differenzen über Training, Menschenführung und Auswechslungen durchaus zu van Marwijk: ""Er ist ein sehr guter Trainer. Wir stehen hinter ihm und kommen mit ihm wieder da raus"", sagt Kapitän Christian Wörns gebetsmühlenartig. Andere merken an, seitdem Kabinengespräche und Kontroversen zwischen Klubspitze und Trainer nach außen getragen worden seien, lasse der Coach sie spüren, dass er nicht jedem vertraue. Ständig werde nach Maulwürfen gesucht. Einer meint gar: ""Selbst wir Spieler gehen vorsichtig miteinander um und überlegen es uns zwei Mal, bevor wir den Mund auf machen."" Der Fußball ist das traurige Spiegelbild eines von schwindendem Vertrauen geprägten Innenlebens. Müde. Mutlos. Mausgrau. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte vor der Pokalpartie trotz Liga-Patzern gegen den 14. Mainz (1:1) und den 16. Hannover (2:2) erklärt, er ""gehe davon aus, dass die Leistung gegen Bochum (1:1, d. Red.) ein Einzelfall war"". Gegen Hannover kämpften sie immerhin. Manch einer vielleicht sogar für den Trainer. Gereicht hat es nicht."""