Alles riecht nach Tristesse beim BVB

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Am Ende war es im Mai nur ein Wimpernschlag, der Borussia Dortmund von der Europa League trennte. Gut vier Monate später sehen die Fans des Spektakelfußballs, denen in der vergangenen Saison so oft ein All-inclusive-Programm geboten wurde, die bessere Welt nur noch durch eine dicke Glasscheibe.

Die anhaltende Erfolglosigkeit (sechs Ligaspiele ohne Sieg) sorgt für einige Melancholie: alles riecht nach Tristesse im Moment. Nicht einmal Jürgen Klopp (42), der als Großmeister der Erweckungsrhetorik die Menschen rund um den BVB elektrisierte, wird Ergebniskrise und magere Leistungen als von Journalisten verbreitete Gerüchte ansehen. Er fordert: ""Wir müssen schnell wieder in die Spur."" Das ist leichter gesagt als getan.

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Problem Formabfall
Zu viele (vermeintliche) Leistungsträger ringen noch um ihre Topform. Owomoyela, Subotic, Santana, Dede, Blaszczykowski, auch Hajnal und mit Abstrichen Weidenfeller siedelten ihre Leistungen bisher nicht auf dem für sie prognostizierten (und erwarteten) Niveau an.

Problem Zugänge
Der von der sportlichen Leitung erhoffte Effekt, dass die Neuzugänge teamintern den Konkurrenzdruck verschärfen, trat bisher nicht ein. Feulner, der König der 2. Liga, findet beim BVB nicht statt. Rangelov verfügt über eine passable Technik, ist aber kein Knipser. Bender brauchte einen langen Anlauf, der auch Barrios zugestanden wird. Profil gewann bisher nur Großkreutz mit Schnelligkeit, mit Mut und Biss.

Problem Hierarchie
Klopp hat sicher nicht ganz zufällig bei der Strukturierung seiner Belegschaft auf Team-Kompatibilität - und damit auf Uniformität gesetzt. Zumindest in ihrer Außendarstellung wirken die meisten BVB-Profis entsprechend brav und angepasst. Widerborstig, unbequem und an-eckend wie der aus wirtschaftlichen Gründen nach Basel transferierte Frei sind die wenigsten. Seit Jahren tragen dieselben Spieler (Kehl, mit Abstrichen Weidenfeller) die schwarz-gelbe Fahne vorneweg. Und wenn sich, wie seit Saisonbeginn, mit Kehl der einzige echte Anführer mehr in Arztpraxen als auf dem Trainingsplatz aufhält, verliert die Mannschaft ihre Stabilität. Jetzt rächt sich, dass aufgrund finanzieller Zwänge in den Jahren seit der Beinahe-Insolvenz (2005) mehr in die Breite als in die Spitze investiert werden konnte.

Problem Philosophie
Im Wesentlichen definiert sich Dortmund über Leidenschaft und Laufbereitschaft. Das betont Klopp immer wieder. Der spielerische Anspruch, der in der vergangenen Saison konstant nur einmal über eine längere Strecke mit Leben erfüllt wurde, als der BVB sieben Siege in Folge landete (und einen Lauf hatte), gerät leicht in Vergessenheit - besonders, wenn Gegentore die instabile Mannschaft aus der Bahn werfen. Dann greift sie zu untauglichen Mitteln. ""Wir müssen konsequenter und klarer sein, und wir müssen viel mehr Abschlüsse haben"", verlangt Kreativdirektor Tamas Hajnal (28), ""das muss in die Köpfe rein.

Problem Schiedsrichter
Entscheidende Fehler zuungunsten der Borussia (wie gegen Schalke, Hannover, Bayern oder Stuttgart, Ausnahme Frankfurt) häufen sich, was auch bei objektiver Betrachtungsweise festzuhalten ist. ""Wir werden deutlich benachteiligt"", wettert Sportdirektor Michael Zorc (47), ""das hat uns in der Summe vier, fünf Punkte gekostet.

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