Ohnmacht an der Fußball-Front

Nun also eine Task Force. Das klingt alarmierender als Runder Tisch, wichtiger als Arbeitskreis und bedeutet im Englischen auch noch ""riot police"", Bereitschaftspolizei. DFB und DFL sind nach Ausschreitungen im Profi- und Amateurbereich aufgeschreckt. Wieder einmal. Man könnte ihnen nun Aktionismus vorwerfen, das würde ihren Bemühungen aber nicht gerecht. Sie tun was, das ist sinnvoller als so manches vorschnelle Politiker-Statement für die Sonntagsblätter nach der Freitag-Randale von Berlin. Dr. Theo Zwanziger propagiert nicht den ""Knüppel-aus-dem Sack"", er plädiert glaubwürdig für vorbeugende Maßnahmen und stützt sich dabei auf gute Erfahrungen, die DFB und Liga-Verband in der Zusammenarbeit mit Fanbetreuern und sensiblen Polizeiexperten gemacht haben. Leuten von der Front, die oft im Stich gelassen werden, wenn es ums Geld geht, wenn Bundesländer wie Sachsen oder Baden-Württemberg mit der Unterstützung für Fan-Projekte knausern oder diese gar verweigern. Dass die Gewaltsuchenden im Westen wie im Osten in der dritten, vierten Liga in alten Stadien mit überforderten Ordnern toben, dass die ""Modernisierungsverlierer"", wie Fan-Forscher Pilz sie nennt, im Umfeld ostdeutscher Traditionsklubs gewaltbereiter und für rechtsextreme Hetzer anfälliger sind, das alles ist nicht neu. Die aktuelle Diskussion hätte man schon vor der WM führen können, ja müssen. Und an der Basis, in der Kreisliga? Hüben wie drüben kämpfen ehrenamtliche Vereinsmitarbeiter mit wachsender Gewalt in multi-kulturellen Ligen. Oftmals ohnmächtig. Wie sollen sie schaffen, was Eltern, Lehrer, hauptamtliche Sozialarbeiter nicht fertig bringen? Wenn Sportvereine Jugendliche von der Straße holen, ach wie schön, bleiben deren Probleme nicht draußen. Der Fußball kann verbindend und vorbildlich wirken, auf allen Ebenen. Nirgends jedoch wird er die gesellschaftlichen Probleme alleine lösen.