Aus und vorbei: Schalke gibt auf

Wie ein grauer Schleier liegt die Enttäuschung über den so gut wie verpassten Meistertitel über Königsblau. Schalke will ein Wunder am letzten Spieltag nicht einmal mehr herbei reden. Auch eine Knöchel-Verletzung von Torwart Manuel Neuer wird kaum noch beklagt. Manager Andreas Müller stand oben auf dem Balkon seines Büros in der dritten Etage der Geschäftsstelle. Von hier aus hat er einen herrlichen Ausblick über das gesamte ""Schalker Feld"" mit Arena, Trainingsplätzen, Fitnesszentrum und angeschlossenem Vier-Sterne-Hotel. Ein meisterliches Gelände. Ganz allein stand Schalkes Manager da gestern Vormittag auf seinem Balkon und verfolgte schweigend das Training der Schalker Spieler. Reden wollte er drei Tage nach der Pleite in Dortmund immer noch nicht. Vor dem Saisonfinale am Samstag gegen Arminia Bielefeld waren ihm selbst Durchhalteparolen zu blöd. Stille Wut bei den Fans - die Spieler haben Verständnis Trainer Mirko Slomka erging es unten auf dem Trainingsplatz nicht viel anders. Als er nach der Übungseinheit darauf angesprochen wurde, ob er am Samstag noch auf Cottbuser Schützenhilfe im Spiel gegen Spitzenreiter VfB Stuttgart hofft, entfuhr es Slomka: ""Wir dürfen nicht immer hoffen, was die anderen tun. Damit machen wir uns ja langsam lächerlich. Wir haben in dieser Saison schon oft genug Glück gehabt, dass wir den ersten Platz verteidigen konnten. Wenn Stuttgart es am Samstag schafft, das achte Spiel in Folge zu gewinnen, haben sie den Titel verdammt noch mal auch verdient."" Slomka merkte noch an, dass bei Cottbus gleich drei Spieler am Samstag gesperrt sind (da Silva, Rost, Baumgart). Und selbst der sonst so einfallsreiche Gerald Asamoah winkte nur noch genervt ab, als er gefragt wurde, ob er auch Cottbus eine Ladung Freibier für mögliche Hilfe in Aussicht stellt. Aus und vorbei: Schalke gibt im Titelkampf auf. Die Stimmung ist umgekippt. Auch bei den Fans. Es gab keine aufmunternden Transparente mehr, aber auch keine lautstarken Unmutsäußerungen. Nur vereinzelt rutschte dem einen oder anderen Anhänger ein Kommentar raus. Asamoah nahm es lakonisch hin: ""Das müssen wir jetzt eben einstecken, wenn einige uns Schlappschwanz nennen."" Die meisten ertrugen Frust und Wut still. Fabian Ernst hatte für alles Verständnis: ""Wir haben beschissen gespielt. Und das in Dortmund, und dazu in einem Spiel, in dem es um alles ging - da kann ich jeden verstehen, der sauer auf uns ist."" Durchhalteparolen gab es nur noch dafür, dass nun wenigstens Platz zwei sicher ins Ziel gebracht werden soll. Weil Werder Bremen (in Wolfsburg) den Schalkern noch im Nacken sitzt, ist ein Heimsieg gegen Arminia Bielefeld einfach Pflicht. Daran erinnerte auch Fabian Ernst, als er sagte: ""Das Spiel am Samstag ist einfach viel zu wichtig, als dass man sich jetzt hängen lassen darf."" Deswegen wird auch Manuel Neuer auf die Zähne beißen, obwohl er sich in Dortmund einen Anriss des Syndesmodesbandes zuzog, wie eine Untersuchung erst jetzt ergab. Der Torwart soll einen Tape-Verband um den Knöchel bekommen. ""Manuel ist ein Typ, der von seinem Charakter her in einem solchen Spiel unbedingt dabei sein will"", lobt Slomka. Andere Spieler bekamen gestern weniger Zuwendung: Lincoln, Hamit Altintop und Tzil mussten beim Trainingsspiel sogar im B-Team kicken. Allerdings war die Partie nicht aussagekräftig, weil einige angeschlagene Spieler eine Pause einlegten (Pander, Bajramovic, Varela, Boenisch) und Slomka deswegen nur Neun gegen Neun spielen ließ. Manager Andreas Müller verfolgte dieses Geschehen wortlos von seinem Balkon aus. Bis nach dem Spiel gegen Bielefeld hat er sich ein Schweige-Gelübde auferlegt. Dass heute Mittag Pressekonferenz ist, ficht den Manager nicht an: ""Ich werde da sein"", kündigte er gestern an, ""aber ich werde nichts sagen."" Da darf man gespannt sein.