Premiere senkt Ausblick für 2007

Für den Bezahlsender Premiere macht sich das Comeback bei der Übertragung der Fußball-Bundesliga frühestens im kommenden Jahr bezahlt. Die Prognosen für das laufende Jahr schraubte der Sender am Donnerstag trotz der Einigung mit dem Rivalen Arena herunter. ""Wir haben einige Bremsspuren zu verarbeiten"", sagte Premiere-Chef Georg Kofler in München. Zudem müsse Premiere substanziell ins Marketing investieren, um sich bei den Fernsehzuschauern als Bundesliga-Sender wieder ins Spiel zu bringen. ""Wir müssen vom Stand weg für neuen Schwung in der Vermarktung sorgen."" An der Börse gaben Premiere-Aktien bis zum Nachmittag um 3,83 Prozent auf 19,10 Euro nach. Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen nun einen Umsatz von 1,04 bis 1,05 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 80 bis 100 Millionen Euro an. Bisher war ein Umsatz von 1,05 bis 1,10 Milliarden Euro und ein EBITDA von 120 bis 140 Millionen Euro angestrebt worden. In der neuen Prognose sei aber auch berücksichtigt, dass ein Teil der Aktien, mit denen Premiere im Frühjahr die Bundesliga-Rechte bezahlt hatte, nun als Lizenzkosten gebucht werden müssten, fügte Finanzvorstand Michael Börnicke hinzu. Auch im kommenden Jahr werde dies das EBITDA um 20 Millionen Euro schmälern. Die Prognose für das kommende Jahr wurde daher auf 180 bis 200 Millionen Euro gesenkt. Zuvor waren mehr als 200 Millionen Euro angepeilt. Premiere hatte bereits im Mai angekündigt, seine Prognosen für 2007 und 2008 nach Abschluss der kartellrechtlichen Prüfung der Zusammenarbeit mit Arena aktualisieren zu wollen. Nach einer monatelangen Hängepartie hatte das Kartellamt am Mittwoch der bis Mitte 2009 befristeten Kooperation zugestimmt. Dadurch darf Arena die Übertragungsrechte gegen Lizenzgebühren an Premiere weiterreichen. Die Arena-Kunden erhalten von der kommenden Saison an automatisch das Premiere Bundesliga-Programm. Pro Kunden werde Premiere hierfür rund 10 Euro im Monat von Arena erhalten, sagte Kofler. Pro Jahr entspreche dies einem ""hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag"". Die Zahl der von Premiere direkt und indirekt belieferten -Kunden steigt durch die Einigung um rund 700.000 auf den Rekordstand von 4,2 Millionen. Nach Abzug der Zahlungen von Arena für die Weiterbelieferung seines Kundenstamms werde Premiere unterm Strich rund 100 Millionen Euro an Lizenzgebühren aufwenden müssen, so Kofler. ""Wir sehen gute Chancen, die Abonnentenzahl schon in den kommenden Monaten zu steigern"", sagte Kofler. ""Premiere war noch nie in der Unternehmensgeschichte so gut aufgestellt."" Nach dem Abschluss mit Arena bestehe jetzt die Chance, Kunden, die aufgrund des Verlustes der Bundesliga gekündigt hatten, zurück zu gewinnen. Bei den direkt von Premiere bedienten Kunden - also ohne die Arena-Abonnenten - hielt aber an seiner bisherigen Prognose fest. Demnach soll die Zahl der Direktkunden bis Jahresende auf 3,7 Millionen steigen. Ende 2008 sind dann vier Millionen eigene Abonnenten angepeilt und 750.000 Kunden aus den Kooperationen mit Arena, deren Mutter Unitymedia sowie der Deutschen Telekom die die Bundesliga gemeinsam mit Premiere über das Internet zeigt. Zugleich gab Premiere bekannt, seinen Einspeisevertrag mit dem Kabelbetreiber Unitymedia bis Ende 2013 verlängert zu haben. Der bisherige Vertrag wäre ebenso wie die Abkommen mit Kabel BW und KDG zum Jahresende ausgelaufen. Mit beiden Unternehmen werde Premiere in den kommenden Monaten nun ebenfalls Verhandlungen über die Vertragsverlängerung aufnehmen. Mit dem Unitymedia-Abschluss sei aber bereits die Versorgung von 40 Prozent aller deutschen Kabelhaushalte mit den Premiere-Programmen gesichert, sagte Kofler. Bereits am 1. August will Premiere nun einen eigenen Bundesliga-Kanal starten, der Rund um die Uhr Fußball zeigen werde. Im zweiten Quartal 2007 steckte Premiere trotz deutlicher Kosteneinsparungen immer noch in den roten Zahlen. Unterm Strich blieb ein Verlust von 32,6 Millionen Euro, nach 138,8 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Umsatz ging vorläufigen Zahlen zufolge von April bis Ende Juni um knapp 15 Prozent auf 229,1 Millionen Euro zurück. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) stieg auf 10,2 Millionen Euro. Vor einem Jahr war hier noch ein Minus von 21,8 Millionen Euro ausgewiesen worden. Die Zahl der Premiere-Abonnenten stieg im Laufe des Quartals um 12.602 auf 3,473 Millionen. Dies waren 30.674 Kunden oder knapp ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Unitymedia will seinen Anteil von 16,7 Prozent an Premiere vorerst behalten und damit weiterhin größter Einzelaktionär bleiben. Das Bezahlfernsehen habe sehr gute Perspektiven, sagte Unternehmenschef Parm Sandhu. Die 16,4 Millionen Stammaktien hatte das Unternehmen im Februar als Bezahlung für die Bundesliga-Rechte erhalten. Ursprünglich war nur eine Haltefrist bis 8. August vereinbart worden. Bis Mitte 2009 muss sich Unitymedia wegen der Vorgaben des Bundeskartellamtes aber von dem Aktienpaket trennen. Die Ausübung der Stimmrechte wurde vertraglich ausgeschlossen.