Karpaty Lwiw - Borussia Dortmund 3:4 (1:2)

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Genau solche Abende dürften sie in Dortmund in den vergangenen Jahren vermisst haben! Beim Auftakt in die Europa League hatte der BVB bei Karpaty Lwiw in der ersten Hälfte alles im Griff, lag dann nach 2:0-Führung aber plötzlich hinten, nur um die Partie in den Schlussminuten schließlich doch noch zu drehen.

Lwiws Trainer Oleg Kononov musste Verteidiger Fedetsky und Angreifer Kusnetson ersetzen - beide waren beim 1:1 im Play-off-Rückspiel gegen Galatasaray des Feldes verwiesen worden. Trotz des anstehenden Derbys auf Schalke ließ Jürgen Klopp nicht großartig rotieren. Geplant hatte der BVB-Coach im Vergleich zum 2:0 gegen Wolfsburg nur einen Wechsel, Götze spielte für Blaszczykowski. Doch beim Aufwärmen zog sich Kapitän Kehl eine Oberschenkelverletzung zu, sodass Bender kurzfristig ins Team rückte.

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Als die Borussia noch dabei war, sich zu ordnen, wäre Lwiw beinahe die frühe Führung gelungen: Nach einem langen Ball in die Spitze ließ Batista im Sechzehner Hummels ins Leere rutschen und prüfte Weidenfeller mit einem Flachschuss, den der BVB-Keeper, nach Kehls Ausfall Kapitän, per Fußabwehr entschärfte (3.). Ein Weckruf für die Dortmunder, die nun aufmerksamer agierten und sich lange Zeit keine Unachtsamkeiten mehr erlaubten.

In Überzahl, Batista hatte sich ohne gegnerische Einwirkung verletzt und wurde wenig später durch Kopolovets ersetzt, leitete die Borussia den Führungstreffer ein: Barrios legte den Ball am herauseilenden Tluma vorbei, der den Torjäger zu Fall brachte. Den fälligen Elfmeter jagte Sahin kompromisslos in die Maschen (12.). Das Tor gab den Dortmundern deutlich Auftrieb, die Klopp-Schützlinge bekamen das Spiel immer besser in den Griff.

Nach traumhaftem Zusammenspiel mit Barrios legte Götze nach knapp einer halben Stunde nach. Der 18-Jährige schickte den Torjäger in die Gasse, bekam den Ball, durch die Beine des Verteidigers, punktgenau zurückserviert und schloss per Direktabnahme ab (27.). Spätestens jetzt dominierte die Borussia Partie und Gegner nach Belieben, gewann fast jeden Zweikampf und erspielte sich weitere Chancen. Schmelzers Kopfball war jedoch zu unplatziert (32.), Barrios´ Schuss wurde von Tlumak entschärft (36.).

Wie aus dem Nichts gelang den in dieser Phase eigentlich in allen Belangen unterlegenen Gastgebern kurz vor der Pause der Anschlusstreffer - unter gütiger Mithilfe des BVB! Weidenfeller, Hummels und Subotic waren sich im Strafraum nicht einig. Holodyuk bedankte sich und schoss zum 1:2 ein (44.).

Der BVB hatte Gegner und Stadion wieder aufgeweckt. Sieben Minuten nach dem Wechsel schenkten die Dortmunder dem Gegner auch den Ausgleich! Nach einem Rückspiel von Subotic hatte Hummels an der Strafraumgrenze den nachsetzenden Kopolovets nicht auf der Rechnung und ließ sich den Ball abjagen. Am machtlosen Weidenfeller vorbei segelte das Leder zum 2:2 ins Netz.

Von der totalen Dominanz der ersten Hälfte war beim BVB nun überhaupt nichts mehr zu sehen. Lwiw war kämpferisch wieder voll auf der Höhe und unterband das schnelle Spiel in die Spitze, das die Borussia im ersten Durchgang so ansehnlich praktiziert hatte, erfolgreich. Klopp versuchte gegenzusteuern und das Dortmunder Offensivspiel mit einem Doppelwechsel (Blaszczykowski/Lewandowski für Kagawa/Großkreutz) wieder in Gang zu bringen.

Und tatsächlich hatte der BVB nach Standardsituationen zweimal die Chance, wieder in Führung zu gehen. Sahins Freistoß aus 25 Metern lenkte Tlunka mit den Fingerspitzen an die Latte, Lewandowski jagte den Nachschuss daneben (76.). Sekunden später wackelte das Gebälk nach einem Kopfball von Barrios erneut (77.). Im Gegenzug gingen dann jedoch die Gastgeber in Führung! Ein langer Abschlag von Tlunka fand seinen Weg bis zu Kozhanov, der Weidenfeller mit einem Linksschuss überwand (78.).

Es sollte jedoch nicht die letzte Wendung in einem verrückten Spiel gewesen sein. Drei Minuten vor dem Ende behauptete sich Barrios, der in dieser Saison bisher in jedem Auswärtsspiel getroffen hatte, am Strafraum gegen zwei Gegenspieler und drosch das Leder nach feinem Doppelpass mit Lewandowski zum 3:3 ins Netz. Der Schlusspunkt? Mitnichten! In der zweiten Minute der Nachspielzeit war es wieder Barrios, der Götze mit einem butterweichen Zuspiel über die Abwehr in Szene setze. Der Youngster behielt die Nerven und schoss mit Hilfe des Innenpfostens zum umjubelten 4:3 ein.

Das Ende einer wilden Achterbahnfahrt für die Borussia, das der Klopp-Elf für das Derby auf Schalke am Sonntagnachmittag einen gehörigen Adrenalinschub verliehen haben dürfte. In der Europa League geht es für die Klopp-Elf am 30. September gegen den FC Sevilla weiter, der sein Auftaktspiel gegen Paris St. Germain mit 0:1 verlor.

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