Anwälte treiben Hoyzer in die Enge

Ex-Schiedsrichter attackiert Mitangeklagte und DFB, wird aber zunehmend unglaubwürdig Genau 14.10 Uhr platzte Rechtsanwalt Stefan Conen der Kragen. ""Das beleidigt die Intelligenz der Anwesenden"", rief er Robert Hoyzer entgegen. Daraufhin ließ die Vorsitzende Richterin im Wettskandalprozeß am Berliner Landgericht, Gerti Kramer, die Verhandlung gestern für zehn Minuten unterbrechen. Davor hatte sich der ehemalige Schiedsrichter Robert Hoyzer um Kopf und Kragen geredet. Das offenbar bewußt kreierte Bild des aufstrebenden, aber naiven Schiedsrichters, der erst durch die Verführungen der kroatischen Wettmafia vom rechten Weg abkam, erhielt durch die Befragung des Angeklagten Risse. Conen und die weiteren Anwälte Ante Sapinas trieben Hoyzer am sechsten Verhandlungstag regelrecht in die Enge. So mußte der Ex-Schiedsrichter einräumen, daß der Präsident Sachsen Leipzigs nicht nur 500 Euro Weihnachtsgeld auf sein Konto überwiesen, sondern für ihn auch einen Kredit in Höhe von 3500 Euro abbezahlt hatte. Das Geld soll als Dankeschön für eine Aussage von Hoyzers Vater vor dem Arbeitsgericht gezahlt worden sein, sagte der Angeklagte. Es sei auf seinem Konto gelandet, weil der Vater keines führen dürfe. Auch die These, Wetten auf von Hoyzer manipulierte Spiele seien allein von den drei Brüdern Sapina gesetzt worden, wurde in Frage gestellt. So hat ein Vergleich von Hoyzers Telefongesprächen mit dem Wettverhalten eines seiner besten Freunde, einem Kriminalbeamten aus Hamburg, auffällige Übereinstimmungen ergeben. Der Freund wettete ausschließlich höhere Beträge bei dem Buchmacher ""Betandwin"" auf Spiele, die von Hoyzer manipuliert wurden oder werden sollten. Auf die Regionalligapartie Düsseldorf gegen Wolfsburg Amateure am 11. August 2004 wollte der Freund 1000 Euro setzen - während er die Wette im Internet plazierte, telefonierte er mit Hoyzer. Dennoch hielt Hoyzer gestern daran fest, mit diesem Freund, gegen den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen, nicht über Wettbetrug gesprochen zu haben. Auch mit anderen derartigen Fällen konfrontiert, hielt Hoyzer an dieser Behauptung fest - bis Advokat Conen der Kragen platzte. Vor dem Verhör war Hoyzer seiner Linie der vergangenen Tage treu geblieben. Er belastete seine Mitangeklagten, erzählte vage von griechischen Mittelsmännern der Gebrüder Sapina (""Er nannte mich Houdini"") und versuchte, den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu verunglimpfen. Der DFB soll ihm zugesichert haben, die Ermittlungen wegen Korruption einzustellen, wenn er sofort und ""aus persönlichen Gründen"" als Schiedsrichter zurücktrete. Das war Ende Januar, als der Skandal gerade publik wurde. Doch trotz seiner Einwilligung habe der DFB die Manipulationsvorwürfe anschließend öffentlich gemacht. DFB-Schiedsrichterobmann Volker Roth sagte der WELT dazu: ""Die von Herrn Hoyzer gegen mich erhobenen Vorwürfe sind nicht neu. Es ist vollkommen abwegig, daß ich irgend etwas vertuschen wollte. Im Gegenteil: Ich habe unmittelbar, nachdem mir die Vorwürfe gegen Robert Hoyzer bekannt wurden, das für die Ermittlungen zuständige Gremium des DFB eingeschaltet. Hätte ich etwas vertuschen wollen, wäre das so, als ob man beim Staatsanwalt eine vermutete Straftat anzeigt und dann darum bittet, nicht zu ermitteln."" Auch dieses erneute Dementi wird Hoyzer nicht von seinem Plan abhalten, nach dem Verfahren ein Buch zu schreiben, ""um die Dinge so darzustellen, wie sie wirklich waren"". Einen passenden Titel dazu hat er gestern unfreiwillig formuliert: ""Sie nannten mich Houdini"".