Dortmunds mysteriöse Serie

Der fünfte Kreuzbandriß dieser Saison bringt den BVB vor dem Spiel gegen Hertha arg in Bedrängnis In den Internet-Foren beweisen die Fans von Borussia Dortmund zumindest ihren Galgenhumor. Jetzt müsse ein Exorzist angeheuert werden, um endlich die mysteriöse Serie von Kreuzbandrissen, die den BVB in dieser Saison heimsucht, zu beenden, forderte ein Anhänger. Der vergangene Montag, als sich mit Lars Ricken bereits der fünfte Spieler in dieser Saison die schwerste aller denkbaren Verletzungen für einen Fußballspieler zugezogen hatte, wurde von dem Fanzine ""Schwatzgelb"" als ein Tag bezeichnet, an dem man ""besser im Bett geblieben wäre"". Trainer Bert van Marwijk, ein nüchterner Realist, schlägt dagegen Alarm. ""Ich glaube, jeder im Verein ist davon überzeugt, daß etwas passieren muß. Ich gehe davon aus, daß wir in der Winterpause auf jeden Fall einen Stürmer dazu bekommen werden"", sagt der Holländer, der mit Ricken, Jan Koller, Cedric van der Gun und dem Nachwuchsspieler Sebastian Tyralla bereits vier Stürmer ersetzen muß. ""Wir können die Situation bis zur Winterpause nicht ändern. Aber dann müssen wir einen der Stürmer verpflichten, die wir schon seit längerem auf der Liste haben."" Bis dahin stellt sich die Angriffsreihe des BVB von selbst auf: Gegen Hertha BSC werden Delron Buckley, Ebi Smolarek und David Odonkor stürmen. In der Hinterhand hat van Marwijk außer Salvatore Gambino, der eigentlich schon abgegeben werden sollte, nur noch Oberliga-Spieler. Auch Sportmanager Michael Zorc sieht Handlungsbedarf: ""Durch die Verletzung von Lars müssen wir unsere Aktivitäten intensivieren. Wir wollen zum Trainingsauftakt am 4. Januar einen neuen Angreifer präsentieren."" Es ist jedoch nicht nur die personelle, sondern auch die finanzielle Not, die das Handeln des BVB in den kommenden Wochen bestimmen wird. Der Wunschkandidat, der Schweizer Nationalspieler Alexander Frei, dürfte nicht unter fünf Millionen Euro Ablöse zu bekommen sein. Frei, der bei Stade Rennes noch bis 2007 unter Vertrag steht, ist - wenn überhaupt - erst nach Saisonende für die Dortmunder zu bezahlen. Bis dahin will Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke eine Umschuldung der derzeit 89 Millionen Euro Verbindlichkeiten vollzogen haben. Die Zahl der aktuell rund 70 Einzelgläubiger, die jede Investition über 500 000 Euro absegnen müssen, soll erheblich reduziert werden. ""Wenn wir die Verbindlichkeiten mit wenigen Hauptgläubigern zusammenschnüren und auf einen längeren Rückzahlungszeitraum verteilen, erhöht sich unser Bewegungsspielraum"", so Watzke. Doch aktuell hilft das wenig. So wird immer wahrscheinlicher, daß der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Ailton für die Rückrunde von Besiktas Istanbul ausgeliehen wird. Ailton selbst ist massiv an einer Rückkehr in die Bundesliga interessiert: ""Wenn mich Besiktas freigibt, wäre Deutschland für mich die erste Adresse."" Auch van Marwijk kann sich mit dem Gedanken anfreunden, den wegen seiner Extravaganzen umstrittenen Brasilianer in die Mannschaft zu integrieren. ""Ich habe auch mit Spielern, die nicht einfach sind, kein Problem"", sagt er.