Borussia-Nachwuchs: Stolze Ernte

Als der BVB vor einer Woche gegen die Berliner Hertha kickte, da kroch eine Ladung Stolz durch Edwin Boekamps Nervenbahnen. Der Nachwuchskoordinator des BVB sah vier Eigengewächse in der Startelf der Borussia, deren neun im Kader. Eine Rekordquote. Erzwungen zwar durch die finanzielle Not in Dortmund, dennoch verbunden mit der jetzigen Erkenntnis, dass ""wir das richtige Konzept gefahren haben"", so Boekamp. Denn vor fünf Jahren, als der heute 46-Jährige das Amt des Talente-Chefs übernahm, war der BVB von einer 50 Prozent-Quote an Nachwuchskräften im Bundesliga-Team so weit entfernt wie Unterhaching von der Champions League. Damals standen vier Ukrainer, zwei Spanier, Ghanaer und Chilenen auf der Bewohnerliste des BVB-Jugendhauses. Doch mit Boekamp als treibender Kraft änderte die Borussia ihren Kurs. Die Talentesichtung in der Nachbarschaft wurde forciert, ""wir wollten Spieler aus der Region bei uns ausbilden und fördern"", erinnert sich Boekamp. Heute wohnen zehn deutsche Talente im Jugendhaus der Borussia. Mehr noch. Marc Kruska, Markus Brzenska, David Odonkor, Sebastian Tyrala, Nuri Sahin - sie alle gingen durch die BVB-Fußballschule und zählen heute zum Bundesligakader. ""Über diese Situation bin ich natürlich nicht traurig, im Gegenteil, es ist ein Glücksgefühl"", gesteht Boekamp, ""es hat sich bewährt, dass wir das Talent vor die Mannschaft stellen."" Soll heißen: Statt wie früher Meistertitel mit der B- und A-Jugend zu sammeln, sollen die herausragenden jungen Spieler stärker gefördert werden. [B]Ideales Sprungbrett[/B] Die Ernte ist laut Boekamp bereits in vollem Gange. Zudem sei Dortmund mittlerweile ein ideales Sprungbrett in die Bundesliga, ""früher war es auf Grund vieler Stars schwerer, eine Chance zu bekommen"", erklärt er. Mit seinem Team aus Trainern, Betreuern und Scouts - ""eine erstklassige Mannschaft"" (Boekamp) - will der Nachwuchskoordinator die Erfolgsquote der Jugendabteilung künftig weiter ausbauen. Große Hoffnungen ruhen dabei auf dem neuen Trainingsgelände der Borussia, mit dem sich Talente noch besser für den BVB begeistern lassen sollen. Die Verantwortlichen des BVB zumindest vertrauen auf Boekamps Fähigkeiten. Sie verlängerten jetzt den Vertrag mit dem Nachwuchskoordinator, der seit 16 Jahren in diversen Funktionen für den Verein arbeitet, vorzeitig bis zum 30. Juni 2008.