Ein Jahr nach Molsiris - Part 2

"[CENTER][B]Teil II - die Mannschaft und ihr Potential[/B][/CENTER] Kennt Ihr noch Flavio Conceicao und Ahmed Madouni? ""Na klar, werdet Ihr jetzt sagen, ""wer könnte die beiden je vergessen?"" Und natürlich habt Ihr Recht: Was aber, wenn man Euch diese Frage in 20 Jahren stellt? Es spricht viel dafür, dass die Antworten dann mit ""Zhm, war das nicht...?"" beginnen. Fakt ist jedenfalls: Das sportliche Gesicht der Borussia hat sich in den zurückliegenden knapp zwei Jahren enorm gewandelt. Reuter, Ewerthon, Jensen, Warmuz, Bergdölmo, Frings, Conceicao, Demel, Madouni, Senesie, Fernandez, Evanilson, Malte Metzelder, Reina, Addo, Leandro, Amoroso, Herrlich, Thiago und Oliseh - exakt 20 Spieler, die in den Jahren 2003-2005 noch mehr oder minder fest zum Kader der Borussia gehörten, haben den BVB inzwischen verlassen, viele von ihnen erst vor der aktuellen Spielzeit. Und doch scheint es so, als wäre diese Zra schon Jahrzehnte vorbei. Borussia hat sich gewandelt und wohl nirgends sonst ist dies offenkundiger geworden als auf dem grünen Rasen. Dass mit den 20 genannten Spielern vor allem Masse und nur vereinzelt Klasse das Westfalenland verlassen hat, ist zum einen ein Indiz dafür, was in besagtem Zeitraum bei der Borussia alles schief gelaufen ist. Vor allem aber zeigt es aber auch auf, dass der neuen BVB-Führung das riesige Kunststück gelungen ist, den Kader trotz immensem personellen Aderlass qualitativ keineswegs ausbluten zu lassen, so dass man sich schon in der vergangenen Spielzeit, mehr noch aber in der aktuellen, tatsächlich noch Hoffnungen auf Platz 5 und den damit verbundenen UEFA-Cup machen kann. Wer hätte das am Tag der Molsirisentscheidung wirklich für nötig gehalten? In Dortmund jedenfalls ist seither eine Mannschaft gereift, die uns Fans gleich mehrfach verzückt, und die obendrein kaum weniger erfolgreich - oder auch kaum mehr erfolglos - kickt als ihre vielfach ungeliebten Vorgänger. Bert van Marwijk hat mit einer Mischung aus Eigengewächsen, bereits vorhandenen Klassespielern und ebenso preiswerten wie viel versprechenden Neuzugängen eine Mannschaft geformt, die mehr und mehr für Furore sorgt. Borussia 2005/2006, das ist eine Mannschaft, mit der Fan sich identifizieren kann. Das ist aber auch eine Mannschaft, die sich auf dem Platz aufopfert und obendrein spielerische Akzente setzt, wie von ihrem Übungsleiter gefordert. Zwar fehlt es hier und da noch an Konstanz, an der nötigen Klasse, auch einbetonierte Abwehrreihen in Grund und Boden zu spielen, und qua Verletzungspech ganz sicher auch an der nötigen Torgefährlichkeit der Stürmer. Der Richtungspfeil aber, das kann man deutlich sehen, zeigt aller Unkenrufe zum Trotz sehr deutlich gen Himmel. Schöne neue Borussenwelt. Doch so gerne man der aktuellen Truppe zuschaut, das Geschäft Fußball ist schnelllebig und aktuelle Teilerfolge sind ein äußerst zerbrechliches Gebilde ohne nennenswerte Halbwertzeit. Zum einen sind sportliche Misserfolge stets möglich, bei einer derart jungen Mannschaft aber sogar sehr wahrscheinlich. Zum anderen aber ist der BVB auf einen dauerhaften Aufwärtstrend angewiesen. Denn, machen wir uns da nichts vor: Borussia benötigt nicht nur unmittelbar und wegen der Finanzlage einen gewissen sportlichen Level. Bedeutend wichtiger dürfte der sportliche Erfolg sein, um die Schlüsselspieler der Mannschaft langfristig an den Verein binden zu können. Bei den aktuellen Vertragsverhandlungen ist dies gelungen. Um Spieler wie Weidenfeller, Kehl, Metzelder, Kringe, Dede und Co. aber auch über den aktuellen Vertrag hinaus in Dortmund halten zu können, bedarf es einer sportlichen Perspektive. Und die lautet angesichts der Ansprüche und des sportlichen Potentials dieser Schlüsselspieler mitnichten ""Hoffnung auf den UEFA-Cup"". Um diesen Ambitionen zu begegnen und langfristig das Niveau des Kaders zu halten, dürfte man mit Jugendspielern allein also nicht weiterkommen und so sind die aktuellen Bemühungen, in der Sommerpause die Mannschaft qualitativ zu verbessern und dabei durchaus auch den ein oder anderen Euro zu investieren, nur allzu verständlich. Denn bei aller Sympathie für all die jungen Spieler in der aktuellen Mannschaft: Es gehört zu den Vermächtnissen aus der Zeit von Meier und Niebaum, dass Borussia den sportlichen Erfolg benötigt. Ihre größte Hinterlassenschaft ist diese, dass der Verein noch heute gezwungen ist, auf das Geschäftsprinzip der Investition zurückzugreifen. Als Niemeiersches Paradoxon wird es vielleicht eines Tages in die Geschichte eingehen: Borussia kann sich eine zu günstige Mannschaft finanziell nicht leisten. [CENTER].....[/CENTER]"""