Schwarzgelbe Tristesse

Drei Tage nach dem 0:3 im Derby gegen 1860 München hat der FC Bayern Qualität demonstriert und den Nährwertgehalt von Vorbereitungs-Erkenntnissen aufgedeckt. Freitagabend zeigten die Münchner im Auftaktspiel der 44. Bundesliga-Saison beim 2:0 (1:0) gegen Borussia Dortmund keine Gnade. Fünf deutsche Nationalspieler standen in den Startformationen - sie alle durften noch einmal WM-Flair atmen. Zur Saisoneröffnung gab es die Nationalhymne, pathetische Klänge aus dem US-Kinostreifen ""Fluch der Karibik"" und eine Show, die Rätsel aufgab, weil ein Tänzer aussah wie Bayern-Profi Daniel van Buyten im Hochzeitskleid. Im Fokus des Spiels stand vor 69.000 Fans zunächst van Buytens Dortmunder Pendant - Christoph Metzelder. Der kredenzte Roy Makaay zwei erstklassige Chancen. Einmal traf der Niederländer den Pfosten (1.), einmal parierte Roman Weidenfeller (5.). Auf der Gegenseite scheiterte Alexander Frei an der Latte (15.). Der BVB, er war doch da... ...und schnell geschockt. Die 17. Minute: Sebastian Kehl rutscht in einen Zweikampf mit Owen Hargreaves. Bleibt liegen. Krümmt sich und hält sein linkes Knie. Er muss raus - eine Fleischwunde wird genäht. Die Bänderuntersuchung stand bei Redaktionsschluss noch aus. Es folgte der große Umbau in Schwarz-Gelb: Nuri Sahin rein, Marc Kruska von der halblinken Rauten-Position ins zentral-defensive Mittelfeld, Florian Kringe von halblinks nach halbrechts, um gegen Schweinsteiger zu übernehmen. Das taktische Gerüst brach zusammen. Die Bayern, ohne Torjäger Podolski und nicht mit einer Raute, sondern zwei ""Sechsern"" (Ottl, Hargreaves) sowie zwei vorgeschobenen ""Halben"", glitten so mühelos Richtung Strafraum wie ein Messer durch lauwarme Butter. Sechs Minuten später war es geschehen: Makaay verlud mit seinem 16-m-Schuss Philipp Degen - 1:0 (24.). Sein 63. Tor im 97. Ligaspiel. Für Bayern-Torhüter Oliver Kahn war es gleich die 500. Partie. Zweite Halbzeit, der BVB weiter schwach in der Rückwärtsbewegung, völlig indisponiert im Mittelfeld: Rosicky-Nachfolger Steven Pienaar versagte, Sahin musste in der 78. Minute schon wieder auf die Bank - Höchststrafe. Zuvor hatte Degen Linksverteidiger Philipp Lahm ziehen lassen, Kruska den Kollegen Schweinsteiger nicht angegriffen - dessen Schuss aus 22 Metern hätte Weidenfeller halten können - 0:2 (55.). Zu den Dortmunder Lichtblicken: BVB-Stürmer Nelson Valdez (25., 59., 68.) vergab gleich mehrfach frei vor Kahn - trotzdem war er einer. Auch Alexander Frei und Markus Brzenska überzeugten. Letzterer war eine Klasse stärker als Metzelder. Wenn der gesperrte Wörns zurückkehrt, wirdïs spannend.