H.J. Watzke im Interview
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"Hans-Joachim Watzke (47) ist Borussia Dortmunds Herr der Zahlen: Im Interview mit unserer Zeitung spricht er über den aktuellen Stand der Verbindlichkeiten, das BVB-Interesse an namhaften Innenverteidigern und exklusiv über mehrere neue Investitionen. Unter anderem plant der Klub den Bau eines Conference Centers. [B]Frage: Herr Watzke, wann wird Borussia Dortmunds Sanierung abgeschlossen sein?[/B] Watzke: Sie ist mit der Vollzeichnung der Kapitalerhöhung abgeschlossen. Ich will das Wort auch nicht mehr hören. Uns fließen jetzt mehr als 35 Millionen Euro zu. Die Borussia hat wieder eine erstklassige Perspektive - und gemessen an der Ertragskraft des Unternehmens überschaubare Verbindlichkeiten. [B]In welcher Höhe?[/B] Nach der Kapitalerhöhung haben wir bei Morgan Stanley außerhalb der Stadionfinanzierung keine Verbindlichkeiten mehr. Die der allermeisten anderen Gläubiger wurden komplett zurückgeführt. Ich prognostiziere für die kommenden Monate einen operativen Netto-Verbindlichkeiten-Stand von 120 Millionen Euro. [B]Wie viele Millionen wären es geworden, wenn der Stadiondeal nach den Maßgaben der alten Geschäftsführung durchgeführt worden wäre?[/B] Ganz genau kann man das nicht sagen, aber am 31. Dezember 2004 wurden in der Halbjahresbilanz 120 Millionen Euro an Verbindlichkeiten ausgewiesen und obendrein finanzielle Verpflichtungen in Höhe von über 200 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre. Das müssen Sie sich einmal vorstellen! Wie gesagt: 120 waren es damals - operativ sind es bei uns heute nur noch 20, wenn man das Stadion außen vor lässt. [B]Warum lassen Sie es außen vor?[/B] Alles andere wäre unseriös. Der Vergleich würde hinken und den Blick darauf verbergen, dass wir in 19 Monaten 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten abgebaut haben. Das ist Fakt! Nehmen Sie nur die Stadionfinanzierung: Wir haben viel zu hohe Mieten gegen günstige Zinsen eingetauscht, was uns im Vergleich zu dem alten Deal vier Millionen Euro pro Jahr spart. [B]Ex-Geschäftsführer Michael Meier sprach bei seinem Abschied von einem ""bestellten Feld, das er hinterlassen habe. Dass Sie die Sanierung innerhalb von nur 19 Monaten abgeschlossen haben, deutet darauf hin, dass er Recht hat.[/B] Wenn man in einem Stadion Mieter ist, 17 Millionen brutto Miete im Jahr zahlt, darüber hinaus 120 Millionen Euro Schulden im operativen Bereich angehäuft hat, und noch weitere 200 Millionen Euro an finanziellen Verpflichtungen eingegangen ist, dann ist es gewagt, von einem bestellten Feld zu sprechen. Zumal wir ein oder zwei Tage nach meinem Antritt in einer Adhoc-Mitteilung eine existenzbedrohende Situation verkünden mussten. [B]Welchen Stellenwert bei der Sanierung genießt der Faktor Glück? Der neue TV-Vertrag zum Beispiel spült dem Klub Millionen in die Kasse. Dafür können Sie nichts.[/B] Natürlich hatten wir Glück. Es war nicht abzusehen, dass die Sanierung so schnell abgeschlossen werden könnte. Meilensteine waren der Signal Iduna-Vertrag, der RAG-Deal und die bessere Liga-Vermarktung. An Letzterer waren wir weniger beteiligt. Das stimmt. Wir waren allerdings aktiv daran beteiligt, auf extreme Weise Kosten einzusparen und haben auf der Suche nach Einsparpotenzial jede Position auf den Prüfstein gestellt. Das hat Morgan Stanley und andere dazu bewogen, sich dem Thema Borussia Dortmund zu nähern. [B]Die Aktie ist zurzeit 2,42 Euro wert. Bei der Emission waren es 11 Euro. Sie werden trotz aller Bemühungen keine Erfolgsgeschichte schreiben.[/B] Aber das Vertrauen der Anleger kehrt zurück. Bei unserer letzten Kapitalerhöhung haben Kleinaktionäre für mehr als fünf Millionen Euro gezeichnet, bei der vorherigen nur für knapp zwei Millionen Euro. Und die Altaktionäre, die jetzt gezeichnet haben, haben schon einen richtigen Gewinn gemacht, weil der Kurs nicht - wie bei Kapitalerhöhungen üblich - abgestürzt ist. Sie haben sich für 2 Euro pro Aktie bedient - der Kurs liegt bei 2,42 Euro. [B]Wie groß ist der Druck der Fonds und Fondsmanager auf die KGaA-Geschäftsführung?[/B] Zunächst einmal: Der Einfluss auf uns ist aufgrund des KGaA-Modells gleich Null. Aber Druck ist vorhanden. Weil die Großaktionäre Erwartungen haben. Die wollen Gewinne sehen, schwarze Zahlen. Wir sind hier nicht caritativ unterwegs, das ist kein Mäzenatentum - und dies müssen die Fans verstehen. Am Ende geht es auch darum, mal eine Dividende zu zahlen und Rendite-Erwartungen zu erfüllen. [B]BVB-Stürmer Nelson Valdez hat sich vorgenommen, 15 Saisontore zu schießen. Für welchen Zeitpunkt haben Sie sich die Zahlung einer Dividende vorgenommen?[/B] Exakte Zeitpläne sind nicht sinnvoll, weil sportliche Erfolge uns das Leben auf diesem Weg erleichtern würden. Unser aktuelles Ziel lautet: Erreichen des internationalen Geschäfts. Verfehlen wir es, wäre das eine große Enttäuschung. Für mich ist es ein Ziel, in drei bis fünf Jahren in der Lage zu sein, eine Dividende zahlen zu können. [B]""Bundesliga-Experten"" gehen selten in die wirtschaftliche Tiefe. Die Merkels und Baslers schreiben über den BVB sinngemäß, es sei unglaublich, wie viel Kohle der Pleiteklub wieder ausgebe. Alleine 8,8 Millionen für zwei Stürmer...[/B]Früher musstest du Meistertrainer sein, um Prognosen über andere Klubs anstellen zu können. Heute reicht es, in der dritten Liga grandios gescheitert zu sein wie Mario Basler, der jetzt wohl auch noch Experte für Lizenzierungsfragen ist. Da frage ich mich manchmal, ob die intellektuelle Kapazität reicht. Wir hatten bis zu David Odonkors Transfer netto zwei Millionen Euro in die Mannschaft investiert. Nach dem Odonkor-Transfer muss man konstatieren: Wir haben einen Transfer-Überschuss von vier Millionen Euro erwirtschaftet. Für ein extremes Risiko steht diese Geschäftsführung nicht zur Verfügung - ein Beispiel: Wir hatten mal geplant, dass der Profikader uns 2006/2007 28,5 Millionen Euro kosten wird. Das ist schon wieder Geschichte. Alles läuft auf 27 Millionen hinaus. Und dies, obwohl unsere finanzielle Ausstattung komfortabel ist. Wir können zehn Millionen Euro aus der Kapitalerhöhung für das operative Geschäft nutzen. Nicht, weil wir etwas bezahlen müssten, sondern, weil es nichts mehr zu bezahlen gibt. [B]Sie werden weiter investieren müssen, denn die Innenverteidigung ist auf Dauer eine Baustelle.[/B] Mittelfristig ist das der Bereich, über den man sich Gedanken machen muss. Aber Christian Wörns letztes Kapitel beim BVB ist noch nicht geschrieben - wir setzen uns in der Winterpause zusammen und wollen einen Konsens finden. Christoph Metzelder haben wir mehrmals eine Vertragsverlängerung angeboten - wir sind auf wenig Gegenliebe gestoßen. Jetzt soll er erst einmal gesund werden. [B]Wie groß ist das Interesse am Bielefelder Heiko Westermann und am Mainzer Manuel Friedrich?[/B] Beide sind hochinteressante Spieler. Wir arbeiten am liebsten mit Profis zusammen, die eine Perspektive in der Nationalmannschaft haben. Aber es gibt keine Gespräche. Wir beobachten den Markt und kümmern uns auch um andere Projekte... [B]...Sie sprechen in Rätseln.[/B] Wir werden ein Conference Center im Signal Iduna Park bauen, für 250 Leute mit allem elektronischen Mobiliar. Das rechnet sich. Außerdem werden wir das August-Lenz-Haus umgestalten und eine integrierte Lösung schaffen aus Merchandising und Fankneipe - innerhalb weniger Monate. Und wir sind außerdem dabei, uns intensive Gedanken zu machen, mit dem großen Merchandising-Komplex Richtung Trainingsgelände zu ziehen. Wir müssen einfach dort sein, wo die meisten Fans sind, im Stadion und am Trainingsgelände. Ich kann Ihnen versichern: Das sind keine Prestigeobjekte, da geht es um Erlössteigerungen! Wenn man in einem Stadion Mieter ist, 17 Millionen brutto Miete im Jahr zahlt, darüber hinaus 120 Millionen Euro Schulden im operativen Bereich angehäuft hat, und noch weitere 200 Millionen Euro an finanziellen Verpflichtungen eingegangen ist, dann ist es gewagt, von einem bestellten Feld zu sprechen. Zumal wir ein oder zwei Tage nach meinem Antritt in einer Adhoc-Mitteilung eine existenzbedrohende Situation verkünden mussten."""