Ricken gar nicht als Freistoß-Schütze vorgesehen...

Es sind mitunter Zufälle, die ein Fußballspiel entscheiden, zumindest entscheidend beeinflussen. Eigentlich war Alex Frei beim BVB als Freistoß-Schütze vorgesehen. Doch in dieser ersten Spielminute orientierte sich der Schweizer ""in den Strafraum - da habe ich mir den Ball geschnappt und hereingeflankt"", erzählte Lars Ricken. Das Ende ist bekannt: Markus Brzenska hielt seinen Schädel hin, und es hieß 0:1. Und weilïs so schön war, wiederholten Ricken und Brzenska ihre ""nicht einstudierte"" Freistoß-Variante in der 57. Minute ein zweites Mal und zwangen Cottbus in die Knie. Mit einem personellen Kniff - Kringe rückte für Degen in die Viererkette, Ricken stand erstmals seit elf Monaten wieder in der ersten Elf - hat Borussia Dortmund in die Erfolgsspur zurück gefunden. ""Wir hatten zwei Wochen lang kein Bundesligaspiel, mussten stattdessen Diskussionen über Fitness und Form verfolgen, haben auch miteinander viel geredet und uns eingeschworen auf die folgenden Wochen, in denen wir mit guten Spielen vielleicht den Verlauf der gesamten Saison beeinflussen können"", verriet Ricken. ""Es war ein wichtiger Sieg, denn damit ist in der Mannschaft wieder etwas Vertrauen gewachsen"", meinte Ebi Smolarek, der diesmal nicht als Torschütze, dafür aber mit einer sehenswerten Vorarbeit zum letztlich entscheidenden 3:1 von Alex Frei glänzte. [B]Tabellensituation:[/B] Der BVB verbesserte sich mit dem dritten Saisonsieg auf den siebten Platz und liegt mit elf Zählern einen Punkt hinten den beiden UEFA-Cup-Plätze. Der Rückstand zur Tabellenspitze beträgt zwei Punkte. [B]Statistik zum Spiel:[/B] Cottbus gab mehr als doppelt so viele Torschüsse ab wie der BVB (19:9), war vor allem in der ersten Halbzeit gefährlicher, als man sieben Mal innerhalb des Dortmunder Strafraums zum Abschluss kam. Insgesamt aber beherrschte der BVB den Gegner, hatte 60 Prozent Ballbesitz und gewann knapp die Mehrzahl der Zweikämpfe (52%). Ricken war an sechs der neun Torschüsse seiner Mannschaft beteiligt: vier Mal legte er auf (unter anderem bei den beiden Brzenska-Toren), zwei Mal scheiterte er mit satten Schüssen an Piplica. Kruska hatte mit 82 die meisten Ballkontakte aller Akteure, Dede war mit einer Quote von 75 Prozent zweikampfstärkster Spieler auf dem Rasen. [B]Stimmen & Hintergründe:[/B] Trotz des letztlich ungefährdeten Erfolges - erst nach dem unberechtigten, von Munteanu in der 89. Minute verwandelten Foulelfmeter zum 2:3 musste der BVB zittern - ist die Mannschaft noch nicht da, wo sie hin soll und hin will. Von einer ""Blockade"" sprach Hans-Joachim Watzke, als er den Auftritt in den ersten 45 Minuten analysierte: ""Wir haben zu schablonenhaft gespielt, es gab zu wenig Überraschungsmomente."" Dennoch aber sah man in der insgesamt schwachen ersten Halbzeit, in der Borussia Dortmund aus dem Spiel heraus kaum Torgefahr ausstrahlte und vor dem gegnerischen Strafraum ideenlos und schwerfällig agierte, einen entscheidenden Unterschied zum Spiel in Gladbach (0:1) und zur zweiten Hälfte gegen Hannover (2:2): Konzentration (außer beim Gegentor) und Einsatzbereitschaft stimmten diesmal. ""Heute haben wir uns die Auszeit in der ersten Halbzeit genommen und waren dafür im zweiten Durchgang präsent"", scherzte Florian Kringe und meinte damit die Fitness-Debatte. ""Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden, insgesamt auch mit der Leistung in der zweiten Halbzeit, nachdem die ersten 45 Minuten für uns doch recht schwierig verlaufen waren"", sagte auch Sportdirektor Michael Zorc. Nach dem Doppelschlag zum 3:1 spielte nur noch eine Mannschaft, der starke Ricken hatte bei jeder Chance seine Füße im Spiel: Zwei Mal scheiterte er an Piplica (59./87.), zwischenzeitlich legte er Smolarek mustergültig auf, doch der Pole verpasste sein drittes Saisontor freistehend fünf Meter vor dem Cottbuser Tor (65.). Auf dem Heimflug von Drewitz nach Dortmund nahm Watzke die Mannschaft aber gleich in die Pflicht: ""Der Auswärtssieg zählt nur in Verbindung mit einem Heimsieg am Freitag Abend gegen Bochum"", betonte der Vorsitzende der Geschäftsführung: ""Mit sechs Punkten aus diesen beiden Spielen wären wir wieder im Soll. Jetzt muss man gierig bleiben und den Zuschauern in Dortmund zeigen, dass wir Leidenschaft haben und wirklich siegen wollen.""