Horrorshow: Hohn, Spott, fast ein Eklat

In vielen Haushalten brannte gestern das dritte Lichtlein, im Dortmunder Signal Iduna Park vor 66 155 Zuschauern der Baum: 1:2 (0:1) gegen Leverkusen, ein BVB-Spiel, das lange einer Horrorshow glich - in Grusel-Atmosphäre. Beinahe wäre es sogar zum Eklat gekommen. In der 49. Minute baute sich hinter der Trainerbank eine Horde Verärgerter auf, forderte vehement den Rauswurf von Coach Bert van Marwijk. Es mögen 150 gewesen sein, die sich Zutritt zur Osttribüne verschafft hatten, während sich die Südtribüne in Zynismus flüchtete (La Ola, ""Deutscher Meister wird nur der BVB"", ""Oh, wie ist das schön""). Die Situation drohte zu eskalieren - das Sicherheitspersonal reagierte zögerlich. Der letzte Tag des BVB-Trainers war ein unwürdiger. Am Dienstag will die Klubspitze tagen, spätestens am Mittwoch dürfte van Marwijk beurlaubt werden. Es ist ein bedauerliches Völkchen, das die Borussia im 14-Tage-Rhythmus beobachtet. Gerade neun Heimtore hat ""sein"" Team in der Hinrunde erzielt, nur elf Punkte gesammelt, Unentschieden gegen Mainz, Bielefeld, Aachen, Bochum und Hannover aneinander gereiht und stets dieselben Verhaltensmuster (zäher Aufbau, kaum gewonnene Kopfballduelle, wenig Durchschlagskraft) gezeigt. ""Wer uns hat spielen sehen, kann nachvollziehen, dass die Fans frustriert sind"", sagte KGaA-Boss Hans-Joachim Watzke am Sonntag. Um 17.23 Uhr, sangen die knapp 25 000 auf der Südtribüne: ""Wir ham die Schnauze voll!"" Inbrünstig. Als Borussias Fans erstmals aufdrehten, war das 0:1 schon gefallen: Freier hatte Christian Wörns mit zwei Haken vorgeführt und quergelegt auf Voronin - der stand wenige Meter vor dem Tor frei (24.). Vier Minuten später hätte der Ukrainer erhöhen müssen. Das Tor leer, Voronin am Ball - er knallte die Kugel drüber. Ungefiltert wurden Bayers Angriffe in optischer Überzahl bis vor den 16er durchgespielt - dort dilettierten dann defensive BVB-Fachkräfte. Die Fans wirkten zunächst paralysiert. Nur gepfiffen wurde häufig. Etwa, als Schneider aus zwölf Metern - erneut frei - an Roman Weidenfeller scheiterte (38.). Mit dem 0:1 war van Marwijks Team (ohne Tinga, Frei, Valdez, Kehl, Metzelder) zur Pause noch gut bedient. Nach dem Wechsel gab es auch aus BVB-Sicht Sport: Wörns Kopfball entschärften Butt und Castro auf der Linie (58.), Florian Kringe scheiterte volley am Keeper (62.), dann an der Latte (77.). Der BVB kämpfte - Bayer traf: Kießling zum 0:2 (74.). Die Südtribüne spendete Beifall und forderte Ottmar Hitzfeld. Martin Amedick verkürzte noch auf 1:2 (85.), traf dann nur den Pfosten (88.). Kein Happyend. Die Daten zum Spiel BVB - Leverkusen: Tore: 1 - 2, Schüsse 15 - 11, Ecken: 9 - 1, Flanken: 15 - 1, Ballkontakte: 57 % - 43 %, Gewonnene Zweikämpfe: 52 % - 48 %, Fouls: 10 - 20, Torschüsse: Wörns, Kringe, Pienaar je 3 - Voronin 3, Torschussvorlagen: Dede 4 - Freier, Schneider je 3, Ballkontakte: Philipp Degen 96 - Babic 67, Die Zweikampfstärksten: Degen 74 % - Juan 64 %,