In der Mixed-Zone, dort wo Spieler und Offizielle stets die vergangenen 90 Minuten Revue passieren lassen, gewinnen Journalisten in Zeiten des Abstiegskampfs schon einmal den Eindruck, sie hätten sich zuvor irrtümlich in einem ganz anderen Stadion aufgehalten. Bei einem ganz anderen Spiel. So wie am Samstag. Nachdem Borussia Dortmund zum zweiten Male innerhalb von zehn Tagen bei einem Schlusslicht verloren hatte - mit 0:3 in Hamburg. Als Schiedsrichter Wagner den ersten Heimsieg des HSV seit zehn Monaten mit dem Schlusspfiff besiegelte, standen die Fakten auch für den BVB: fünf Niederlagen aus sechs Spielen, drei in Serie, 303 Minuten ohne Torerfolg. In der AOL-Arena hatte das Team des neuen Trainers Jürgen Röber in Minute 35 (!) seinen letzten ernsthaften Schuss abgegeben. Abermals vermittelte dieses unhomogene Konstrukt Leblosigkeit. Die Verantwortlichen teilten diesen Eindruck nicht, zumindest nicht offiziell und vielleicht auch deshalb, ""weil wir jetzt nicht in Panik verfallen dürfen"" (so Geschäftsführer Hans Joachim Watzke). Röber jedenfalls attestierte seiner Elf, dass sie ""gekämpft und gefightet hat"", was auch immer der Unterschied sein mag. Watzke, der sich das Team am Freitag im Hotel persönlich und ausführlich zur Brust genommen hatte, drückte sich kryptischer aus: ""Das Bemühen war dem Team nicht abzusprechen, nur die Qualität der Bemühungen reichte nicht."" Als Dede schließlich noch behauptete, sein Zweikampf mit Jarolim sei ""ein ganz normaler"" gewesen, war die Verwirrung der Journaille perfekt. Der Linksverteidiger hatte den Hamburger mit gestreckten Beinen umgemäht, dabei den Ball getroffen, aber eine Verletzung seines Gegners billigend in Kauf genommen - Wagner zückte Rot. Zu Recht. Röber sahs anders: ""Das war keine Rote Karte."" Zum Zeitpunkt des Platzverweises, der dafür sorgen wird, dass sich Röbers Startelf in den kommenden Wochen von selbst aufstellt, stand es bereits 2:0 für Hamburg: Nach Mahdavikias Schwalbe im Duell mit Torhüter Roman Weidenfeller hatte van der Vaart einen Strafstoß verwandelt (11.), und nachdem Collin Benjamin zum 2:0 vollendet hatte, durften sich in Markus Brzenska, Florian Kringe, Dede und Christoph Metzelder vier Borussen Scorerpunkte gutschreiben lassen. Weidenfeller selbst zeichnete für den Schlusspunkt verantwortlich. Er trat am Ball vorbei in die Luft - Mahdavikia bedankte sich mit dem 3:0 (90.). Eine Szene für die Annalen. Der Vorsprung des BVB auf Platz 16 beträgt nun lediglich noch fünf Zähler, am Donnerstag soll die Mannschaft in ein Kurztrainingslager bis zum wichtigen Heimspiel gegen Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr) aufbrechen. Eventuell ins nahe Kaiserau. In der AOL-Arena fanden sich am Samstag übrigens doch noch zwei Menschen, die realistische Bilder der Situation zu zeichnen vermochten. ""Wir schaffen es immer wieder, Kellerkinder aufzubauen"", sagte Florian Kringe. Und Christoph Metzelder betonte: ""Jetzt stecken wir im Abstiegskampf!""