In der Trainerfrage ist gar nichts klar

Christoph Metzelder muss in diesem Monat eine Entscheidung über seine Zukunft treffen, Borussia Dortmund wird zur neuen Saison ""sieben bis acht Millionen Euro"" u.a. für Jakub Blaszczykowski und Heiko Westermann in den Profi-Kader investieren, und im April will der Bundesligist die Trainerfrage klären. Das kündigte Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung, in einem WR-Gespräch an. Seit gestern liegen die Halbjahreszahlen auf dem Tisch. Wie kommentieren Sie das Ergebnis? Hans-Joachim Watzke: Wir haben trotz fehlender Einnahmen aus internationalen Spielen allein bei den Umsatzerlösen einen Zugewinn von 34 Prozent auf 53 Millionen Euro erzielt. Auch ohne die Erlöse aus dem Transfer von David Odonkor wären es noch 47 Millionen gewesen. Wir hatten demnach deutliche Zuwächse in allen Bereichen, erst recht im Sponsoring. Das sind - wie auch der weitere Abbau der Netto-Verbindlichkeiten um 11,3 Millionen auf jetzt 42,5 Millionen - sehr erfreuliche Zahlen. Sportlich läuft es in dieser Saison weniger gut. Sie warnen aber davor, in Panik zu verfallen. Was macht Sie so sicher, dass sich für Borussia Dortmund der sportliche Super-GAU des Jahres 2000 nicht wiederholt? Sicherheit hat man nie, aber ich wüsste nicht, warum ich daran glauben sollte. Wir hatten in den letzten Jahren zur gleichen Zeit in etwa den gleichen Punktestand wie heute. Wenn wir Samstag Gladbach schlagen, sind wir genau bei den 28 Punkten, die auch in der vergangenen Saison nach dem 22. Spieltag auf unserem Konto standen. Demnach findet Samstag in Dortmund ein ganz normales Bundesligaspiel statt? Natürlich ist das schon ein ganz wichtiges Spiel für uns, weil wir uns mit einem Sieg endgültig von der unteren Tabellenzone absetzen könnten. Aber genau so wichtig ist es, dass wir unseren Zuschauern wieder ein solch begeisterndes Spiel bieten wie gegen die Bayern, dass die Mannschaft Siegermentalität und Leidenschaft in die Waagschale wirft. Der Abstiegskampf scheint für Sie kein Thema zu sein... Man darf natürlich nicht fahrlässig sein und muss auch nach unten gucken. Aber es ist ein Unterschied, ob ich mit fünf Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsrang Tabellen-14. bin oder ich mich an neunter Stelle befinde. Entscheidend ist, dass wir noch 13 Spiele haben, und wir sollten wirklich in der Lage sein, noch 13, 14 oder 15 Punkte zu holen. Das ist das Minimalste. Sie revidieren damit das ursprüngliche Saisonziel? Wir schauen nach beiden Seiten und von Spiel zu Spiel. Jeder Sieg hilft uns. Wenn wir den UEFA-Cup-Platz nicht erreichen, ärgern wir uns - klar. Ich bleibe dabei, dass es richtig war, sich ein hohes Ziel zu stecken, mit dem sich übrigens alle identifiziert hatten. Unter den Fans hat sich eine gewisse Gleichgültigkeit breit gemacht. Fürchten Sie zur neuen Saison nicht einen Einbruch beim Dauerkartenverkauf? Die Gefahr, den einen oder anderen Dauerkartenbesitzer zu verlieren, ist schon real, und die sehen wir auch. Auf der anderen Seite glaube ich, dass gerade unsere Anhänger ein besonders treues Verhältnis zum BVB haben. Ich hoffe, dass sie uns noch ein wenig Zeit geben. Auf der anderen Seite, rein ökonomisch, muss man auch sehen, dass die Dauerkarten gegenüber den Tageskarten 15 % günstiger sind. Das haben wir gemacht, um diese Treue entsprechend zu belohnen. Wirtschaftlich ist der BVB wieder sehr gut aufgestellt, aber wie wollen Sie sportlich die Kurve kriegen? Wir werden sicherlich in der Lage sein, zur neuen Saison sieben bis acht Millionen Euro zu investieren. Unser Sportdirektor Michael Zorc hat ein klares personelles Konzept ausgearbeitet. Wir bemühen uns, den Kader punktuell zu verstärken. Die Namen der Spieler sind Ihnen zum Teil bekannt. Aus Polen wird lanciert, dass auch UEFA-Cup-Sieger FC Sevilla Jakub Blaszczykowski verpflichten will. Wie ist der Stand der Dinge? Der Spieler möchte unbedingt zum BVB kommen. Jetzt müssen wir uns mit Wisla Krakau über die Ablösesumme einigen. Wir liegen noch auseinander, obwohl der polnische Klub seine Forderungen schon deutlich zurückgeschraubt hat. Das ist jetzt Verhandlungssache. Kommt auch der Bielefelder Heiko Westermann, um den außerdem noch Spitzenreiter Schalke 04 und der VfB Stuttgart werben? Wir sind guter Dinge, dass sich der Spieler für uns entscheidet. Er ist sehr schnell und kopfballstark. Ihm fehlt noch ein wenig die Routine, aber man muss auch perspektivisch denken. Es spricht für seine Qualität, dass sich andere Vereine, die ihm vielleicht kurzfristig eine internationale Zukunft bieten, intensiv um ihn bemühen. Wir haben andere Dinge, die für ihn reizvoll sein können. Wie lange soll die Hängepartie mit Christoph Metzelder noch dauern? Wir wollen noch in diesem Monat eine Entscheidung. Das wissen Christoph und sein Berater Jörg Neubauer. Unser Angebot kennen sie. Wann wird die Trainerfrage geklärt? Vielleicht im April. Es gibt da aus meiner Sicht nicht den ganz großen Druck. Wir werden erst einmal den weiteren Saisonverlauf abwarten. Wir haben mit Jürgen Röber einen Trainer, der sich ohne Wenn und Aber unserer Unterstützung sicher sein kann. Sie lassen sich offiziell Zeit, und wir interpretieren das so, dass die Unterschrift unter dem Vertrag mit Thomas von Heesen schon lange getrocknet ist... Es ist gar nichts klar. Wir werden uns irgendwann intensiver mit der Trainerfrage beschäftigen, aber nicht in den nächsten Wochen. Befürchten Sie nicht, dass von Heesen möglicherweise bei Borussia Mönchengladbach oder Hamburg zusagt? Er ist - genau wie wir - völlig frei in seiner Entscheidung. Meine Wertschätzung für ihn habe ich schon vor Jahren kund getan, aber da hat es noch keinen interessiert. Mehr ist nicht passiert. Wir sind zu nichts verpflichtet. Könnte Felix Magath bei Borussia ein Thema werden? Es gibt keine Trainer-Diskussion. Punkt.