Borussia Dortmund ist ein schlafender Riese
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Von Lothar Matthäus Um Borussia Dortmunds Stellenwert in der Liga zu beschreiben, genügt ein Name: Diego Klimowicz. Der argentinische Stürmer hatte die Wahl: mit dem aktuellen Pokalsieger Nürnberg nächstes Jahr im Uefa-Cup zu spielen oder beim Tabellenneunten Dortmund vielleicht ein zweites Wolfsburg zu erleben. Ich weiß: Am Geld lag es nicht, denn da hätte der Club mitgehalten. Klimowicz entschied sich gegen den sportlichen Anspruch, für den Namen: Borussia Dortmund. Das Beispiel Klimowicz zeigt: Dortmund hat trotz des gerade noch so verhinderten finanziellen Kollapses seinen Ruf noch nicht verspielt. Dank seiner Geschichte, des Stadions und der fantastischen Fans gehört der BVB weiter zu den Großen im deutschen Fußball. Und ab nächster Saison wird Dortmund das auch sportlich wieder zeigen. Klimowicz für den Sturm, dazu fürs Mittelfeld mit 19 Treffern der Zweitliga-Torschützenkönig Giovanni Federico vom Karlsruher SC sowie der polnische Nationalspieler Jakub Blaszczykowski und Mladen Petric vom FC Basel. Für die Verteidigung David Rozehnal. Wenn ich mir die Einkaufsliste von Manager Michael Zorc so ansehe, steckt dahinter viel Qualität. Aber ich sehe auch ein Problem. Trainer Thomas Doll hat im Offensiv-Bereich ein Überangebot an Spielern. Das verschafft entweder Unruhe abseits des Platzes, oder sie stehen sich auf dem Rasen im Weg. Für die Defensive dagegen ist mit Rozehnal zwar ein guter Mann verpflichtet, allerdings keiner mit der Persönlichkeit eines Marcelo Bordon oder Mladen Krstajic wie bei Nachbar Schalke. Dortmund muss hinten noch etwas tun –, oder auf Sebastian Kehl vertrauen. Auch wenn ich für diese Einschätzung viel Widerspruch erwarte, sage ich doch klar: Für mich ist Sebastian Kehl die beste Nummer sechs in Deutschland. Ja, auch noch vor Torsten Frings! Kehl ist nicht nur ein Aufräumer und Antreiber, er kann ein Spiel auch von hinten heraus dirigieren. Wichtig für Dortmund wird nächste Saison deshalb, dass Kehl endlich einmal gesund bleibt. Dann aber ist vieles möglich. Dortmund hat eine verlorene Saison hinter sich. Mit einem motivierenden Ende. Dass gerade dem ewigen Rivalen Schalke im Westfalenstadion die Meisterschaft verbaut wurde, schaffte nicht nur Kredit bei den Fans, sondern auch Selbstvertrauen für die eigenen Ziele. Die Qualität ist in Dortmund vorhanden und mit Thomas Doll ein junger Trainer da, der sie durch seine Leidenschaft herausholen kann. Unter diesen Voraussetzungen bin ich mir sicher, dass Dortmunds Weg im nächsten Jahr wieder ins internationale Geschäft zurückführt. In zwei, drei Jahren könnte das schon wieder die Champions League sein. Und damit wäre die Borussia endlich wieder da angekommen, wo sie eigentlich auch hingehört.