Neue Eiszeit: Schalke beklagt schlechten BVB-Stil
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Neue Eiszeit im Revier: Angestachelt von emotionsgeladenen Redebeiträgen aufgebrachter Mitglieder, ging die Führungsriege des FC Schalke 04 bei der Jahreshauptversammlung zur verbalen Attacke gegen den Reviernachbarn Borussia Dortmund über. "In den Ehrengastbereich gehe ich nicht mehr. Wenn ich das Dortmunder Stadion noch Mal betrete, dann gehe ich mit euch auf die Tribüne. Und dann schreien wir sie nieder", versprach der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies, der kurz zuvor von den 1464 stimmberechtigten Mitgliedern mit überwältigender Mehrheit erneut in das Kontrollgremium des Fußball-Vizemeisters gewählt worden war. Einmal in Rage, legte der einflussreiche Fleischfabrikant aus Rheda-Wiedenbrück nach. "Ich hoffe, dass die Saat von Herrn Watzke bei unseren Fans nicht aufgeht", sagte der 51-jährige Tönnies unter dem tosenden Beifall in der Veltins-Arena. Wie tausende Anhänger sind Tönnies und die übrigen Club-Bosse noch immer entrüstet über Zußerungen der BVB-Führung sowie das Verhalten einiger Dortmunder Fans rund um die bittere 0:2 Niederlage der Knappen beim Nachbarn am vorletzten Spieltag der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Vier Wochen nach der verpassten Meisterschaft sind die Wunden nicht verheilt. Sticheleien, Provokationen sowie Hohn und Spott aus "Lüdenscheid", wie die Schalker Dortmund nennen, haben die Knappen zusätzlich tief getroffen und ihr Leiden verschärft. Nun lebt die in den vergangenen Jahren auf eine "gesunde Rivalität" geschrumpfte alte Feindschaft wieder auf. "Wir brauchen nicht wie Herr Watzke Aktionäre, denen wir irgendwann eine Dividende zahlen müssen", spottete Finanzchef Schnusenberg. Der 66 Jahre alte Steuerberater und Diplom-Finanzwirt löste am Montag offiziell den 1. Vorsitzenden Gerhard Rehberg (71) ab, der mit einer bewegenden Rede zurücktrat und von der Versammlung mit großem Applaus gefeiert wurde. Der Schalker Groll macht sich an markigen Sprüchen sowie unglücklichen Aktionen von Dortmunder Seite fest: So hatte BVB- Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geäußert, er wolle im nächsten Jahr "Schalke 50 Jahre ohne Schale" feiern. Dass betuchte Borussen- Fans zum Saisonfinale ein Flugzeug mit einem großen Transparent (Aufschrift: "Ein Leben lang. Keine Schale in der Hand") über der Veltins-Arena kreisen ließen, kam auch nicht gut an. "Das war der Gipfel der Unverschämtheit", ereiferte sich Tönnies, "eine Riesensauerei". Übel nahm man zudem den BVB-Profis Roman Weidenfeller, Sebastian Kehl und Christoph Metzelder den Internet- Verkauf von T-Shirts mit dem Aufdruck "Meister der Herzensbrecher" in Anspielung auf die knapp verpasste Schalker Meisterschaft 2001. Damals versanken die "Meister der Herzen" in einem Meer von Tränen. Selbst der sonst besonnene Vorsitzende des Schalker Fanclub-Verbandes, Rolf Rojek, kann das Verhalten der Nachbarn nicht verstehen. Aus seiner Sicht haben sie die Stimmung unnötig angeheizt, die Lunte an einen Schwelbrand gelegt. Damit leiste man aufkeimender Gewalt Vorschub. "Was ich zuletzt in Dortmund erlebt habe, war unter aller Sau. Wir sind noch nie so bespuckt und gedemütigt worden. Ich kann kein Flugzeug abschießen, aber ich werde dort künftig an keiner Sicherheitsbesprechung mehr teilnehmen", betonte Rojek, und kündigte vollmundig an: "Mit der Ruhrpott-Solidarität ist es vorbei."