Dauerbrenner im Schattendasein
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Florian Kringe erzielte gegen Cottbus sein zweites Tor im dritten Spiel. bundesliga.de über die wenig beachteten Qualitäten des Dortmunders. Im Augenblick eines Wimpernschlages macht sich im Hamburger Publikum Verzweiflung breit, während sich Sascha Kirschstein vergeblich lang macht. Das schemenhafte Flugobjekt rauscht in wahnwitzigem Tempo über den Hamburger Keeper hinweg und schlägt links oben im Torwinkel ein. [B]Ein Schuss in den Frühling[/B] Florian Kringe hatte gerade seine runde Visitenkarte bei Kirschstein hinterlegt und Dortmund mit 3:2 in Hamburg in Führung geballert. ""Ich glaube schon, dass es das schönste und spektakulärste Tor war, das ich bisher geschossen habe"", erklärte er damals. Und diese Meinung hatte Kringe nicht exklusiv. Sein 25-Meter-Kracher beim 4:2-Auswärtssieg an der Elbe wurde im April 2006 zum ""Tor des Monats"" gewählt. Derart öffentliche Wertschätzung erfährt der 25-jähriger Defensiv-Allrounder allerdings nur in sehr geringer Dosierung. Nicht so bei Fans und Verantwortlichen. [B]Altbekanntes für Fachleute[/B] Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bewundert Kringes ""unglaubliche Energie"" und Sportdirektor Michael Zorc hat längst erkannt: ""Florian ist einer unserer wichtigsten Mittelfeldspieler."" Kringe fristet zu unrecht ein Schattendasein in der Bundesliga. Schließlich ist er äußerst vielseitig einsetzbar und auf dem Feld kaum dauerhaft zu verorten. Egal ob als ""Sechser"" auf der Halbposition oder links- wie rechtsaußen in der Kette. Kringe hat alles schon gespielt. Bert van Marwijk, Jürgen Röber und Thomas Doll. Die Namen auf der Trainerbank haben über die Jahre gewechselt. Kringe ist unter allen als feste Konstante geblieben. Berlins Coach Lucien Favre würde ihn in seinem ureigenen Duktus als polyvalenten Spieler klassifizieren. In der vergangenen Saison war er neben Torhüter Roman Weidenfeller der einzige Borusse, der in allen 34 Begegnungen zum Einsatz kam. Zudem war Kringe einer von nur vier Feldspielern ligaweit, die in in allen Partien in der Startelf ihrer Teams standen. Mit insgesamt 2.912 Spielminuten gehörte Kringe zu den Top-Ten der Bundesliga-Dauerbrenner und hat sich mittlerweile auch den vielsagenden Spitznamen ""Dortmunds Dynamo"" erarbeitet. [B]Erfahrungen am Rhein[/B] Kringe ist ein Eigengewächs des Revier-Riesen. Der gebürtige Siegener kam 1994 von den Sportfreunden in die C-Jugend des BVB, wurde mit der B-Jugend 1998 Deutscher Meister und durchlief die restlichen Klassen bis ins Regionalliga-Team, für das er in der Saison 2000/01 in 22 Partien vier Tore erzielte. In der Folgesaison wurden die Profis Deutscher Meister, Kringe stand zwar bereits als Nachwuchshoffnung in den Startlöchern, hatte allerdings mit Evanilson, Dede, Miroslav Stevic, Jörg Heinrich und Sebastian Kehl eine Menge Konkurrenz vor der Nase. Um nicht auf dem Abstellgleis zu landen, setzte man Kringe lieber auf Leihbasis in den nächsten Zug nach Köln. Kringe kam, sah und spielte. Von seinem ersten Einsatz an gehörte er zum Stamm der ""Geißböcke"" und war mit sieben Toren in 33 Partien maßgeblich am sofortigen Kölner Wiederaufstieg in die Bundesliga beteiligt. [B]Entscheidende Aktionen[/B] Nach einer desaströsen Saison mit nur sechs Siegen, fünf Remis und 23 Niederlagen ging es 2004 für den FC zurück in die 2. Bundesliga, während Kringe beim BVB in der Erstklassigkeit blieb und auch bei den Schwarz-Gelben umgehend zum Leistungsträgern avancierte. In keiner Profi-Saison beim BVB blieb der Defensivspieler mit offensiven Qualitäten fortan unter 30 Einsätzen. Insgesamt erzielte er in dieser Zeit acht Tore und bereitete elf Treffer vor. Das Signifikante dabei: Kringes Offensivaktionen führten nicht selten zu entscheidenden oder eröffnenden Toren, wie auch am vergangenen Wochenende sein 1:0-Führungstreffer beim 3:0-Sieg über Cottbus - spektakulär, wie im April 2006. Kringes Handschrift mit dem linken Fuß. Ein Kandidat für das ""Tor des Monats"" im August 2007. Beim 1:3-Debakel im kleinen Revier-Derby zum Saisonauftakt gegen Duisburg wurde Kringe erst sieben Minuten vor Schluss eingewechselt. Für seinen Treffer benötigte Dolls Spieltags-Joker nur drei Minuten. [B]Brandstifter[/B] Vergessen ist seine Strafversetzung aus ""Leistungs- und Disziplinargründen"" (Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc) im März dieses Jahres durch Thomas Doll ins Regionalliga-Team. Der Trainer braucht Florian Kringe. Einen Dauerbrenner, der fehlende technische Finesse mit Einsatz und Leidenschaft kompensiert und dadurch auf dem Feld immer auch den einen oder anderen Funken schlagen kann, damit in Dortmund über der legendären Süd bald mal wieder die Luft brennt, wie dereinst über dem Haupthaar von Hamburgs Keeper Sascha Kirschstein...