Seine ersten Erfolge als BVB-Stürmer hat Dortmunds Stürmerstar Lucas Barrios (24) schon gefeiert: das Tor nach 16 Minuten im Test gegen Koblenz (Endstand 1:1) und den Triumph am Grünen Tisch bei der Deutschen Fußball-Liga in Frankfurt. Die entschied: Barrios darf mit dem Schriftzug ""Lucas auflaufen. Bei uns gibt der 4,2 Millionen-Mann sein erstes großes Interview.
Herr Barrios, 37 Tore in Chile sind umgerechnet auf eine Saison in einer europäischen Top-Liga gleich noch mal wie viele ...?
Lucas Barrios: Kann ich nicht sagen, werde ich auch nicht sagen. Den Fehler mache ich nicht. Auf mich kommt in Dortmund eine Menge Arbeit zu. Ich hoffe, dass ich die Mannschaft mit meiner Qualität ein wenig verbessern kann.
Sie ersetzen Alexander Frei, den Publikumsliebling. Einen Mann, der in Deutschland rein statistisch 0,46 Tore pro Spiel erzielt hat. Angst vor großen Fußstapfen?
Barrios: Angst auf keinen Fall. Ich kenne Alexander Frei aus dem Fernsehen. Ein Klasse-Stürmer. Mein Respekt ist groß, aber ich bin nicht nach Deutschland gekommen, um mich mit anderen Spielern zu vergleichen. So denke ich nicht.
Kennen Sie die Geschichte, die hinter Ihrer Rückennummer 18 steckt?
Barrios: Nein.
Sie gehörte einst Lars Ricken, der ...
Barrios: ... die Borussia zur Champions League geschossen hat. Jetzt fällt´s mir ein. Man hat es mir gesagt.
Es gibt heißblütige BVB-Fans, die würden die 18 lieber für immer unter dem Stadiondach sehen als am Körper eines anderen Profis.
Barrios: Ich habe mir bei meiner Wahl gar nichts gedacht. Der Klub hat mir die Nummer 13 von Alexander Frei und eben die 18 angeboten. Die 18 gefiel mir einfach besser.
Sie haben beim Testspiel in Koblenz nur 16 Minuten für Ihr erstes Tor gebraucht und wirkten extrem locker. Wer 12 070 Kilometer von Santiago nach Europa fliegt, muss sich in der neuen Kultur doch ein wenig fremd, ja unsicher fühlen, oder?
Barrios: Ich weiß auch nicht, warum das in meinem Fall nicht so war. Die Leute hier haben mich genial empfange, das hat die ganze Aufregung und Verkrampftheit vertrieben - das ist jetzt echt keine Floskel. Ich habe gerade wieder total lange mit den Fans gequatscht (das Interview begann deswegen 20 Minuten später, d. Red.). Sie kommen auf dich zu, suchen das Gespräch, unterhalten sich mit dir. Manchmal mit Händen und Füßen. So viel Offenheit hatte ich nicht erwartet. Aus Chile kenne ich das nicht.
Warum nennt man Sie ""La Pantera - den Panther?
Barrios: Ich habe als Kind bei den Argentinos Juniors gespielt. Das ist der Klub, bei dem Diego Maradona groß geworden ist. Ich war schon damals sehr antrittsschnell. Eben wie ein Panther.
Ihr Teamkollege Nelson Valdez hat schmunzelnd gesagt, er werde Ihnen beibringen, dass die Sache mit den vielen Hackentricks hier nicht auf viel Trainerliebe stößt. Sind Sie manchmal zu verspielt?
Barrios: Nein, das ist eigentlich gar nicht meine Art, Fußball zu spielen. In Koblenz hatte ich einfach Lust darauf, und die Situation hat die Hacken-Zauberei zugelassen. Noch ist Jürgen Klopp auch nicht auf mich zugekommen und hat ""Lass das!"" gesagt. Wenn er´s macht, ist das mit der Hacke vorbei.
Sie haben einen Fall von Trisomie 21 - bekannt als ""Down-Syndrom"" - in Ihrer Familie. Was hat Sie die Erkrankung gelehrt?
Barrios: Dass man sich gegenseitig helfen und tolerant sein muss. Ich habe vier Brüder und drei Schwestern. Eine davon hat das Down-Syndrom. Ich liebe sie sehr und nehme Anteil an ihrer eigenen Art, ihr Leben zu leben. Ich bin als Fußballprofi privilegiert. Das ist mir bewusst. Deshalb unterstütze ich einige Vereine, die sich kranken Menschen widmen.
Was ist Ihnen an Deutschland zuerst aufgefallen?
Barrios: Hier ist alles so sauber. Und gut organisiert.
Wissen Sie, was das Wort Schalke bedeutet?
Barrios (lacht): Eigentlich nicht. Aber ein paar Minuten vor diesem Interview hat mir jemand gesteckt, dass das Dortmunds größter Rivale ist. Schalke kann kommen. Ich habe schließlich große Ziele.
Das größte Ziel?
Barrios: Einmal für Argentinien spielen. Falls möglich, will ich noch von Trainer Diego Maradona berufen werden. Er hat sich in der Presse schon positiv über mich geäußert. Das vergesse ich nie. Maradona ist mein Idol!