Bundesliga-Transfers im Schatten der WM

Die Weltbühne des Fußballs gastiert direkt vor der Haustür, doch die Bundesliga-Clubs gehen im Schatten der WM auf große Einkaufstour. Obwohl die 18 Erstligisten bereits 88 Neuzugänge für die kommende Saison unter Vertrag genommen haben, verpflichteten sie keinen einzigen WM-Teilnehmer während der Endrunde. ""Eine Weltmeisterschaft treibt die Preise kräftig in die Höhe. Es gehört nicht zu unserer Saisonplanung, einen WM-Spieler zu holen"", sagt Klaus Allofs stellvertretend für viele Bundesliga-Kollegen. Werder Bremens Manager versucht den Abgang des Leitwolfs Johan Micoud daher nicht mit einem WM-Star zu kompensieren, sondern verpflichtete den relativ unbekannten Brasilianer Diego vom FC Porto. Angesichts der finanziellen Möglichkeiten ausländischer Spitzenclubs prophezeite Allofs in der ""Süddeutschen Zeitung"", dass die ""absoluten Weltstars der Bundesliga weiter fehlen werden"". Selbst der FC Bayern München, der am niederländischen Stürmerstar Ruud van Nistelrooy interessiert ist, könne da nicht konkurrieren: ""Es ist eben ein Unterschied, ob Herr Abramowitsch vom FC Chelsea die Tasche aufmacht oder ein Uli Hoeneß vom FC Bayern."" Neben dem Weggang von Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack, der dem Werben der Londoner nachgab, muss die deutsche Beletage den Verlust von Dimitar Berbatow, Tomas Rosicky und Jan Koller verkraften. Zudem ist es vorstellbar, dass Bremens WM-Toptorjäger Miroslav Klose bei einem Millionen-Angebot nicht mehr zu halten ist. Dieter Hoeneß ist dennoch zuversichtlich, dass die deutschen Clubs den Aderlass ausgleichen können. ""Die Bundesliga wird durch die WM attraktiv. Die tollen Stadien und diese Stimmung sind verlockend"", sagte der Geschäftsführer von Hertha BSC Berlin. ""Wir schauen uns natürlich auch bei den WM-Spielen um."" Aufsteiger VfL Bochum hat seine Personalplanung hingegen bereits vor der Endrunde weitgehend abgeschlossen: ""Wir haben unsere Hausaufgaben schon gemacht. Ein Transfer im Rahmen der WM würde wahrscheinlich die finanziellen Möglichkeiten des VfL übersteigen"", meinte Vorstandsmitglied Stefan Kuntz. Zumindest für die Profis, die sich derzeit nicht im WM-Rampenlicht sonnen, ist die Bundesliga attraktiv. So hat der Hamburger SV trotz Konkurrenz das Rennen um das belgische Super-Talent Vincent Kompany (RSC Anderlecht) gemacht. Rund acht Millionen Euro blätterte der HSV für den 20-Jährigen hin. ""Er war nur deshalb zu finanzieren, weil uns der Transfer von Daniel van Buyten dazu in die Lage versetzt hat"", sagte Clubchef Bernd Hoffmann. Der bisherige Abwehrchef van Buyten wechselte für rund zehn Millionen Euro zu den Bayern. Im Gegenzug schloss sich Paolo Guerrero für drei Millionen Euro den Hanseaten an. Insgesamt haben die Vereine der Eliteliga bereits 16 Millionen Transfers getätigt und liegen damit auf Rekord-Kurs. Ablösekrösus im Schatten der Weltmeisterschaft ist aber ein WM-Star. Für rund zwölf Millionen Euro sicherten sich die Bayern acht Tage vor WM-Beginn die Dienste des Kölners Lukas Podolski und kamen damit einer drohenden Preisexplosion nach dessen drei WM-Treffern zuvor. Neben Podolski haben die Bundesligisten vor WM-Anpfiff sechs weitere Endrunden-Teilnehmer verpflichtet. Der 1. FC Nürnberg holte in Tschechiens Kapitän Tomas Galasek und dem Australier Joshua Kennedy gleich zwei WM-Spieler. Innerhalb der Liga wechselten Paraguays Stürmer Nelson Valdez (von Bremen nach Dortmund), der Pole Jacek Krzynowek (von Leverkusen nach Wolfsburg) und der Japaner Naohiro Takahara (von Hamburg nach Frankfurt). Zudem sicherte sich der VfB Stuttgart endgültig die Dienste des ausgeliehenen Serben Danijel Ljuboja.