Kaufen allein macht auch nicht glücklich

"Hamburger SV: Pokern um Baros Milan Baros hat Hamburg schon besucht, Anfang der Woche war das. Eine kleine Tour entlang der Sehenswürdigkeiten unternahm der Hamburger SV mit ihm, um dem 24 Jahre alten Stürmer die schönen Seiten der Hansestadt zu zeigen. Bei seinem Arbeitgeber, dem englischen Premier-League-Club Aston Villa, stehen derzeit allerdings interne Turbulenzen im Vordergrund. Vor allem Clubchef Doug Ellis ist im Mannschaftskreis stark unter Druck geraten. Auch die Zukunft von Trainer David OLeary gilt als offen. Die Engländer sollten sich nach dem Wunsch der HSV- Verantwortlichen bis Mitte dieser Woche entscheiden, ob sie das Angebot aus Hamburg annehmen. Während der HSV nur einen einstelligen Millionenbetrag ausgeben will, soll Aston Villa bis zu 14 Millionen Euro für den wechselwilligen Angreifer fordern. Gespräche mit Patrick Kluivert über einen Wechsel in die Hansestadt hat der HSV derweil bestätigt. ""Kluivert ist einer von mehreren Namen, die wir prüfen, sagte HSV- Pressesprecher Jörn Wolf. Bereits am Wochenende habe es ein Treffen des 30 Jahre alten Angreifers mit Sportchef Dietmar Beiersdorfer und Trainer Thomas Doll in Hamburg gegeben. Bei dem gegenseitigen Austausch sei aber noch nicht über mögliche Vertragsmodalitäten verhandelt worden. Der frühere niederländische Nationalspieler könnte ablösefrei vom FC Valencia zum HSV wechseln. Im Hamburger Trainingslager im österreichischen Going soll bereits ein Bett für den ehemaligen Angreifer des FC Barcelona freigehalten sein. VfB Stuttgart: Mehr Feuer aus Mexiko Geographie-Unterricht in der deutschen Botschaft in Mexiko City. Auf der Schulbank Ricardo Osorio und Pavel Pardo, ihres Zeichens Fußball-Nationalspieler Mexikos. Die beiden sollen beim VfB Stuttgart für mehr Feuer im Spiel sorgen und schauten sich auf Landkarten erst einmal ihre neue Heimat an. In Stuttgart traute man den ""Schülern"" aus Mittelamerika noch nicht so ganz, vom Hotel ließ der schwäbische Klub seine beiden Defensivspieler, beide Stammkräfte in Mexikos WM-Kader, vorsorglich mit dem Taxi zum ersten Training aufs Klubgelände in Bad Cannstatt fahren. Dort, so heißt es, scherzten die beiden bereits und bekommen Sprachunterricht. Alexander Farnerud, Schwede, von Racing Straßburg gekommen, droht dagegen eine zehntägige Pause wegen einer Fußoperation. Die Gelegenheit zu lernen. Wir empfehlen: deutsche Vokabeln und Heimatkunde. Bayern München: Problemzone Mittelfeld Alles wunderbar bei den Bayern? Mit Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm spielen gleich drei der jungen deutschen WM-Helden beim Rekordmeister. Mit Willy Sagnol steht gar ein Final-Teilnehmer im Kader. Und mit Oliver Kahn eine bewährte Größe im Tor. Doch das Mittelfeld könnte sich als Problemzone erweisen, dort klafft nach dem Weggang von Michael Ballack eine gewaltige Lücke. So gewaltig, daß die Bayern nach einem großen Namen gieren. Der Franzose Franck Ribery wäre in der Tat einer, der das Kommando übernehmen könnte. Doch daß es die wirklich Großen der Branche nicht nach Deutschland zieht, haben die Münchner schon erfahren müssen. Der umworbene Stürmer Ruud van Nistelrooy wechselt wohl zu Real Madrid. Eher unwahrscheinlich, daß sich die Münchner noch einen prominenten Mittelfeld-Mann angeln und die Lücke schließen werden. Die Konkurrenz wirds freuen. Werder Bremen: Die Kampfansage Der Spieler will weg, und die Vereine sind mehr oder weniger handelseinig - im Grunde zweifelt niemand mehr daran, daß Per Mertesacker von Hannover 96 in dieser Saison für Werder Bremen verteidigt. Der Nationalspieler möchte die nächste Sprosse auf der Karriereleiter erklimmen, und da in Hannover nun auch noch der wirtschaftlich denkende Martin Kind das Sagen hat, gilt der Verkauf Mertesackers als sicher. Der Verteidiger könnte in Bremen einen Vierjahresvertrag erhalten und soll mit einem Grundgehalt von 1,5 Millionen Euro starten. Als Ablösesumme stehen vier Millionen Euro im Raum. Mit Mertesacker in der Abwehr und weiterhin Klose im Sturm: Werder macht Ernst und sagt dem FC Bayern den Kampf um die Meisterschaft an. Aber Micouds Weggang wiegt schwer. FC Schalke 04: Zeitenwende Schalke 04 steht nicht nur vor einer neuen Saison, sondern vollzieht eine Zeitenwende. Der Gelsenkirchener Fußballkosmos schreibt das Jahr eins nach der Zra Assauer. Die Phase des großen Geldausgebens ist vorbei. Torjäger Halil Altintop, ablösefrei aus Kaiserslautern gewechselt, ist der bekannteste neue Spieler. Weitere Verstärkungen sollen aus den eigenen Reihen kommen: Sie heißen Fitness und Teamgeist. Diese beiden Mitspieler will Trainer Slomka bis zum Saisonstart endlich in die Mannschaft integriert haben. Nach einem Jahr der Rezession haben die Schalker eingesehen, daß Kaufen allein nicht glücklich macht. Sie sehen sich gezwungen und herausgefordert, die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen. In der Mannschaft steckt viel mehr, als sie in der vergangenen Saison gezeigt hat - sagt Manager Müller. Borussia Dortmund: Ende der Demut Borussia Dortmund legt das Büßergewand ab. Obwohl der börsennotierte Bundesligaklub weiter hoch verschuldet ist, eröffnet die sogenannte Restrukturierung Perspektiven für den Aufbruch in eine neue Zeit. Der BVB sieht sich wieder in der Lage zu investieren. In diesem Sommer nahmen die Dortmunder zwei namhafte Stürmer unter Vertrag. Für Alexander Frei von Stade Rennes und Nelson Valdez von Werder Bremen zahlt der Revierverein insgesamt mehr als acht Millionen Euro Ablöse - das Ende der Demut. Die Liga müsse sich daran gewöhnen, daß der BVB wieder Spieler verpflichte, die bei einer WM Tore schießen, sagt Geschäftsführer Watzke. Der Erlös aus dem Transfer des Mittelfeldstrategen Rosicky, der zu Arsenal London wechselt, ist voll in das aktuelle Investitionsprogramm geflossen. Energie Cottbus: Die Schnäppchenjäger ""Ich hätte auch gerne einen Ronaldinho oder Zidane"", sagt Petrik Sander, der Trainer von Energie Cottbus, ""aber das gibt unser Geldbeutel nicht her."" Mit der unfreiwilligen Schnäppchenjagd ist er nicht allein, dennoch verblüfft die Transferpolitik die ganze Liga. Von hochkarätiger Verstärkung keine Spur. Nachdem sie mit einer Mannschaft der anderswo Ausgemusterten oder längst Abgeschriebenen aufgestiegen sind, basteln sie an der Fortsetzung. Wochenlang kämpfte Energie um die Freigabe des Chinesen Jiayi Shao, der für 1860 München in 58 Partien nur acht Tore erzielt hat. Doch der Einkauf löst keinen Neid aus. ""Egal, ich glaube an ihn"", sagt Sander, der mit jedem Zugang viel gesprochen hat, ""ich habe den Charakter getestet."" Gleiches gilt für Marco Küntzel von Arminia Bielefeld und die anderen sechs ziemlich namenlosen Neuzugänge. Kommen soll noch der polnische WM-Verteidiger Bartosz Bosacki. Der aber hat das erste Angebot abgelehnt: zu wenig Geld. Sander zweifelt schon . . . VfL Bochum: Die Billigtruppe Einerseits geht der VfL Bochum seinen Weg mit westfälischer Sturheit. Als Wegweiser gilt dem Pendler zwischen den Ligen die inzwischen auch von den Spielern gesungene Liedzeile ""Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch Uefa-Cup."" Alles mehrmals vorgekommen im zurückliegenden Jahrzehnt. Andererseits hat der Klub nach jedem seiner sechs Bundesliga-Aufstiege das Ziel ausgegeben, sich für lange Zeit in der ersten Liga festzusetzen. Inzwischen erinnert dieser gute Vorsatz an das zu Silvester oft gegebene Versprechen, mit dem Rauchen aufzuhören. Ein mildernder Umstand jedoch bleibt seit vielen Jahren unverändert: Gemessen am Ligadurchschnitt müssen die Bochumer wieder mit einer Billigtruppe ohne Stars ihr Glück versuchen. Der berühmteste Zugang ist Manager Kuntz. Alemannia Aachen: Modell Mainz Wenn der Ball rollt wie erwartet, müßte Aufsteiger Alemannia Aachen umgehend wieder absteigen. Doch das hat die Fachwelt von Mainz 05 vor zwei Jahren auch angenommen - zu Unrecht. Daraus können die Aachener Zuversicht schöpfen. Es gibt einige Parallelen zu den Rheinhessen: eine karnevalistisch anmutende Grundstimmung, die sich zu hemmungsloser Begeisterung steigern läßt, ein Stadion, das zu klein und zu alt ist, aber einen besonderen Charme versprüht, eine Mannschaft, der kaum jemand etwas zutraut. Anders als in Mainz ist das Verhältnis der Führungskräfte bei der Alemannia jedoch nicht ungetrübt. In der Sommerpause gerieten Manager Schmadtke und Trainer Hecking in Streit. Vielleicht ist Aachen doch nicht Mainz, wie es singt und lacht."""