Wechselfehler sind Geschichte

Die Regelungen über den Einsatz von Nicht-EU-Ausländern wurden abgeschafft. Nun gibt es neue Vorschriften: Die Trainer der Bundesliga und ZweitenLiga brauchen sich künftig nicht mehr zu fürchten, dass eine etwaige Dyskalkulie - so der medizinische Ausdruck für Rechenschwäche - negative Auswirkungen auf ihr Renommee haben wird. Die Fußball-Manager dafür um so mehr. Seit dem 1.Juli hat die DFL synchron zur UEFA die Regelungen über den Einsatz von Nicht-EU-Ausländern abgeschafft und stattdessen eine Quotierung der ""Local Player"", also von lokal ausgebildeten Spielern, eingeführt. Jeder Profiverein muss davon bis zum ersten Spieltag 2006/07 mindestens vier auf der Spielberechtigungsliste stehen haben. Ob der Trainer welche einsetzt, ist ihm überlassen. So könnte der FC Bayern München künftig mit elf Süd- amerikanern auflaufen. Vergangene Saison hätte er davon lediglich vier unter Vertrag haben dürfen. Die Wechselfehler von einst, wegen denen Christoph Daum, Winnie Schäfer und Otto Rehhagel belächelt wurden, sind damit Geschichte. Die drei Trainer hatten einen Ausländer zu viel eingewechselt: Daum 1992/93, als er im Champions-League-Spiel in Leeds Jovica Simanic aufs Feld schickte. Schäfer, als er 1995/96 den Russen Sergej Kirjakov ins Spiel brachte und die Warnung des Stadionsprechers (""Winnie, zähl deine Ausländer"") geflissentlich überhörte. Rehhagel als er 1998/99 in der Partie zwischen dem 1.FC Kaiserslautern und dem VfLBochum den Nigerianer Pascal Ojigwe einwechselte. Die Trainerzunft kann sich glücklich schätzen, dass sie mit der neuen Regelung nichts mehr zu tun hat und sich die Manager auf die Suche nach den lokal ausgebildeten Spielern, die ""Local Heroes"", machen müssen. Wie kompliziert die Angelegenheit ist, beweist der Ablauf bei der DFL. Die Vereine müssen dem Verband die ""Local Player"" melden, dieser schreibt die Landesverbände an, um die Angaben zu überprüfen. Zum Knackpunkt der neuen Bestimmung wird dabei die Kategorie der ""im Verein ausgebildeten Spieler"", die mindestens die Hälfte der Gesamtquote ausmachen müssen. In diesem Jahr (siehe Paragraph 5a) muss jeder Verein vier lokal ausgebildete Lizenzspieler (mindestens zwei im Verein ausgebildete) nachweisen, 2007 sechs (drei im Verein ausgebildete) und 2008 acht (vier vom Klub ausgebildete). Die Staatsangehörigkeit spielt keine Rolle mehr, womit auch den Bedenken der EU-Kommission Rechnung getragen wird. Voraussetzung ist nur, dass ein Spieler im Alter zwischen 15 und 21 mindestens drei Jahre bei einem DFB-Verein (vom Verband ausgebildeter Spieler) oder sogar von seinem derzeitigen Profiverein (vom Klub ausbildeter Spieler) gemeldet war. Ein prominentes Beispiel für Letzteres ist der englische Nationalspieler Owen Hargreaves vom FCBayern. Der deutsche Meister kann es sich aufgrund seiner internationalen Ambitionen nicht erlauben, auf Quoten-Local-Player zu setzen. Denn die UEFA hat für Champions- League und UEFA-Cup die Kadergröße auf 25 Spieler beschränkt, wovon diese Saison vier lokal ausgebildet sein müssen (2007 sechs, 2008 acht). In Deutschland dagegen gibt es keine Limitierung. Eine einheitliche Regelung gibt es für die Bundesliga- und Zweitligavereine dafür endlich wieder im Pokal, wo in den vergangenen Jahren die gegenüber der Liga unterschiedliche Zahl von erlaubten Nicht-EU-Ausländern für zusätzliche Rechenprobleme gesorgt hatte. Hier trifft die Ungleichheit nun die Amateurklubs. Erst mit der Einführung der Dritten Liga, vermutlich ab 2008/09, sollen dort die ""Local Player"" gezählt werden. Bis dahin bleibt es dabei, dass in jedem Meisterschafts- und DFB-Pokalspiel einer Regionalliga-Mannschaft nicht mehr als drei Nicht-EU-Ausländer auf dem Spielberichtsbogen (18er-Kader) aufgeführt werden dürfen.