Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt hat DFB-Sportdirektor Matthias Sammer das mit Spannung erwartete Zukunftskonzept für den deutschen Fußball präsentiert. Eckpfeiler des Zehn-Punkte-Programms sind ein klares Bekenntnis zur Elite, eine neue ganzheitliche Struktur der Ausbildung von Talenten sowie eine Offensive für den Schulsport. ""Das Konzept ist eine Orientierung. Jetzt muss das Bewusstsein dafür her. Der Prozess ist nicht von heute auf morgen zu bewältigen"", sagte Sammer. Der Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) begrüßte das Initiativprogramm und will es mit den nötigen finanziellen Mitteln unterstützen. Präsident Theo Zwanziger lobte den gesellschaftlichen Kontext. ""Zu einem guten Konzept gehört immer der Preis. Der DFB hat die Power, die besten Fördermaßnahmen zur Verfügung zu stellen und bekennt sich zur Elite"", erklärte Sammer nach der Vorstellung seines Programms in der Verbandszentrale in Frankfurt/Main. Sammer kündigte an, dass sich die Individualförderung der Talente im DFB grundlegend ändern werde. Leistungsdiagnostik, Videoanalysen und langfristige Trainingspläne müssten unverzichtbare Bestandteile der Nachwuchsarbeit werden. ""Ab der U 16 werden wir dies definitiv einführen"", erklärte der frühere Nationalspieler. Bei der Trainerausbildung solle künftig mehr Wert auf die Taktikschulung und die Form des Ausdauertrainings gelegt werden. ""Wenn wir das hinbekommen, sind wir einen gewaltigen Schritt weiter"", meinte Sammer. Das bestehende DFB-Talentförderprogramm mit 387 Stützpunkten, 1200 Honorartrainern und 29 Koordinatoren gelte es weiter zu optimieren. Als unbefriedigend bezeichnete Sammer die Sportsituation in Kindergärten und Grundschulen. Bereits im Kindergarten müsse es eine umfassende Bewegungsschulung geben. ""Was dort verpasst wird, ist in der nötigen Qualität nicht mehr aufzuholen"", warnte der Sportdirektor. In der Schule müsse wieder mehr Augenmerk auf die spielerisch-technische Vielseitigkeitsschulung gelegt werden. ""Wir brauchen kein Pflichtfach Fußball, denn das fußballspezifische Grundlagentraining beginnt erst im Alter von 12 Jahren"", sagte Sammer. Er fordert täglich eine Schulstunde Sport und will dafür selbst die Werbetrommel rühren. ""Das Krankheitsbild der Kinder ist dramatisch. Wir müssen an die Eltern ran, brauchen die Politik, die Wirtschaft und die anderen Sportverbände. Der DFB kann nur Initiator sein. Natürlich wird es Schwierigkeiten in der Umsetzung geben. Aber ich werde alles da rein legen, denn es tut mir persönlich weh"", kündigte Sammer eine Schulsport-Offensive an. Auch im DFB will Sammer mit der Einführung altersgerechter Spielfelder und Wettbewerbe eine Lanze für den jüngsten Nachwuchs brechen. ""Wir jagen die Kinder mit 10, 11 Jahren über die großen Felder, das ist Wahnsinn. Das müssen wir ändern"", appellierte er. In den kommenden Wochen wird er auf seiner ""Missionsreise"" zu den Landesverbänden und Vereinen um eine breite Zustimmung für sein Konzept werben.