Kein Zuschauerrekord - Fanproteste immer bizarrer
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Der große Zuschauer-Boom im Jahr nach der Weltmeisterschaft in Deutschland ist ausgeblieben. Stattdessen sorgten während der am 19. Mai zu Ende gehenden Saison bisweilen bemerkenswerte Proteste unzufriedener Fans für Aufsehen. Selbst wenn beim Bundesliga-Finale alle neun Arenen ausverkauft wären und noch einmal 450 549 Besucher hinzukommen würden, wäre die Gesamtbilanz von 11 892 363 Zuschauern noch weit unter dem Rekord aus dem WM-Jahr, als über 12 Millionen Fans in die Stadien stürmten. Schuld daran sind nicht etwa die durchwachsenen Leistungen des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München oder der lange Abstiegskampf bei Borussia Dortmund, sondern eher die begrenzten Kapazitäten der Aufsteiger VfL Bochum (31328), Energie Cottbus (22500) oder Alemannia Aachen (20800). Immerhin mussten im Vorjahr mit dem 1. FC Köln und dem 1. FC Kaiserslautern zwei Zuschauer-Magneten den Gang in die Zweite Liga antreten. Bundesliga-Zuschauerkrösus bleibt wie in den Jahren zuvor Borussia Dortmund. Insgesamt kamen 1,237 Millionen Besucher zu den 17 Heimspielen des Clubs. Das entspricht einem Schnitt von 72 782 Fans pro Partie. Damit liegt der BVB in Europa nur knapp hinter Spitzenreiter Manchester United (75 900). Im Vergleich zur Vorsaison verzeichnete Dortmund einen leichten Anstieg um durchschnittlich 124 Zuschauer pro Spiel. Hinter Dortmund folgen in der Zuschauertabelle der FC Bayern und der FC Schalke 04. Schlusslicht ist Energie Cottbus hinter dem FSV Mainz 05. Nach dem dritten WM-Platz des Teams um Jürgen Klinsmann, der neu entfachten Nationalismusdebatte und dem schwarz-rot-goldenen ""Fahnen-Rausch"" herrschte Einigkeit darüber, dass die Ware Fußball bestens positioniert ist. Doch Einsatz und Wille bei den hoch bezahlten Akteuren müssen stimmen, sonst kippt die Stimmung: Bei Hannover 96 fühlen sich die Fans daher schlecht behandelt. ""Wir sind keine Kunden, sondern Fans"", lautete die Botschaft. Transparente wurden teilweise falsch herum aufgehängt. In Bremen blieb am Ostersonntag im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg in den ersten 20 Spielminuten der Block 62 der Ostkurve, in dem sich die treuesten Werder-Fans aufhalten, leer. Die Fans fühlen sich bei ihren ""Kurven-Shows"" eingeschränkt. Die Werder-Geschäftsführung bestand darauf, dass die Sicht für die Zuschauer der direkt darüber liegenden Business-Logen nicht versperrt werden darf. Die Proteste der Anhänger werden immer bizarrer. Im Februar bepöbelten HSV-Fans nach der Heimniederlage gegen Hertha BSC die Spieler. Einer aus der Gruppe rief sogar: Anzeige ""Wenn ihr absteigt, schlagen wir euch tot."" Obwohl der HSV, in der Zuschauertabelle Vierter, lange wie der sichere Absteiger aussah, verzeichnet der Club einen neuen Zuschauerrekord. Mit dem letzten Spiel war die Arena zehn Mal mit 57 000 Zuschauern ausverkauft. ""In anderen Vereinen hätte es Busblockaden gegeben, bei uns gibt es Zuschauerrekorde"", sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann. In Bochum hatte es zu Saisonbeginn Bus- und Sitz-Blockaden der Fans als Protest gegen das schwache Auftreten der VfL-Kicker gegeben. Beim FC Schalke 04 mussten die Spieler in der Partie gegen Bayern im November 19:04 Minuten lang ohne die Unterstützung ihrer Fans auskommen müssen, die mit dem Schweigen ihrem Unmut über die zuletzt undiskutablen Leistungen der Mannschaft Luft machten. Nicht einmal der Führungstreffer durch das erste Bundesliga-Tor von Peter Lövenkrands, konnte den angekündigten Liebesentzug beenden. Doch als Levan Kobiaschwili Torhüter Oliver Kahn dann wie auf Bestellung fünf Sekunden nach Ende des Boykotts mit einem fulminanten Schuss zum zweiten Mal überwand, brach auf den Rängen ein Orkan des Jubels los.