6:0-Wahnsinn gegen Bielefeld

Zwischen Borussia Dortmund und der Teilnahme an der UEFA Euro League steht nur noch ein Auswärtsspiel in Mönchengladbach! Durch das 6:0 (1:0) gegen Arminia Bielefeld und die gleichzeitige 0:1-Niederlage des Hamburger SV gegen den 1. FC Köln rückte der BVB am Samstag überraschend wieder auf den fünften Tabellenrang vor. "Die erste Hälfte wurde zu einer Geduldsprobe für den BVB, der zum achten Mal hintereinander mit derselben Startelf angetreten war. Mit Bielefelds 4-2-3-1 hatte der BVB über weite Strecken Probleme. Die Ostwestfalen, die bis zum 32. Spieltag auf fremdem Terrain zwei Punkte mehr geholt hatten als auf der ""Alm, blockierten geschickt ohne zu mauern. Vor allem Dortmunds Sprinter Jakub Blaszczykowski zog auf der rechten Seite gegen Markus Schuler ständig den Kürzeren und verweigerte sich unverständlicherweise zuweilen der Arbeit gegen den Ball. Die Statik des Offensivspiels der Borussia stimmte zu keiner Phase. Regisseur Tamas Hajnal, häufig gedoppelt, brachte seine Pässe allzu selten an den Mann. Trainer Jürgen Klopp tobte mitunter an der Seitenlinie. Die deutlich besseren Chancen verzeichnete der Gast: Christopher Katongos Kopfball aufs leere Tor entschärfte Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl, der zuvor auch den entscheidenden Fehler begangen hatte (9.). Robert Tesche drosch die Kugel aus sechs Metern über das verwaiste Gehäuse (42.). Bälle, die im Abstiegskampf einfach ""sitzen"" müssen und Bielefelds mitgereisten Fans das blanke Entsetzen ins Gesicht trieben. Die BVB-Anhänger jubelten während der ersten 45 Minuten nur zweimal. Vor allem um 15.39 Uhr, als auf der Anzeigetafel Kölns überraschende 1:0-Führung in Hamburg verkündet wurde. Um 16.13 Uhr dann der nächste Aufschrei im mit mehr als 80.200 Zuschauern gefüllten Signal Iduna Park: Freistoß Alexander Frei aus 27 Metern, Kopfball Sebastian Kehl - 1:0 für die Hausherren (43.). Durch Kehls viertes Saisontor rückten die Schwarzgelben in der Live-Tabelle wieder auf Rang fünf. Angesichts einer bescheidenen Leistung wurde die Borussia dennoch nicht mit viel Beifall in die Kabine geschickt. In der zweiten Hälfte kam der BVB besser ins Spiel, organisierte sich effektiver und entwickelte wesentlich mehr Zug zum Tor. Auch Blaszczykowski, dem zuvor wenig gelungen war, hatte in Eins-gegen-Eins-Situationen nun Erfolg. Seinen Pass in den Strafraum leitete Patrick Owomoyela in der 53. Minute auf Tamas Hajnal weiter. Der kleine Ungar traf aus kurzer Distanz zum 2:0 - so laut wie in den Sekunden danach war es selten im Signal Iduna Park. Jetzt träumten sie alle wieder von Europa. Bitter nur: Innenverteidiger Neven Subotic, gegen Bielefeld einer der Besten, kassierte seine fünfte Gelbe Karte (60.) und wird der Borussia am letzten und alles entscheidenden Spieltag der Saison in Mönchengladbach fehlen. 16:55 Uhr: Die Zwischenergebnisse aus den anderen Stadien erscheinen wieder auf der Anzeigetafel. Hamburg liegt noch immer zurück, von der Südtribüne erschallt ein: ""Jaaaaaaaaaaa!"" Es verstärkt sich, als Hajnal den immer stärker werdenden Blaszczykowski bedient, der Pole nach innen flankt und Nelson Valdez die Kugel mit 60 km/h ins Tor grätscht - 3:0 (69.). Wenige Sekunden später findet das Schützenfest seine Fortsetzung: Blaszczykowski scheitert an Torhüter Eilhoff, Pass des eingewechselten Mohamed Zidan ins Strafraum-Zentrum, Schuss Kehl - 4:0 (71.). Das ganze Stadion feiert den Vizeweltmeister von 2002. Nur nicht die Bielefelder. Sie sind emotional am Ende. 17:06: Die BVB-Anhänger fordern neue Zwischenergebnisse. Wissen sie etwa mehr als die Stadionleinwand? Hat Köln getroffen? Noch einmal? Und dann, 17.08 Uhr, die Anzeigetafel: Immer noch 1:0 für Köln. Viel Lärm um nichts. ""Der BVB ist wieder da"", skandieren sie dennoch überall und machen ""La Ola"". Tinga trifft noch per Kopf nach einer Traumkombination und Dedes Flanke - 5:0 (84.). Was für ein Nachmittag! Der Bielefelder Fanblock ist längst leer, viele Arminen wollen früher auf die A2. Sie verpassen etwas: Zidans 6:0 nach Vorarbeit von Tinga. Das halbe Dutzend ist voll. Und das trotz einer enttäuschenden ersten Hälfte. Bielefeld im freien Fall Richtung Liga zwei, die Borussia auf dem Weg in den Europacup. Um 17.18 ist das Spiel beendet. Bielefelds Profis sinken auf dem Rasen reihenweise in sich zusammen, etliche Dortmunder versammeln sich im Mittelkreis, warten auf die Kunde aus Hamburg. Auf dem Rasen liegt ein Banner der Kicker für die Fans: ""Wir für Euch, Ihr für uns. Danke an die besten Fans der Liga!"" Hamburg, bitte melde Dich! 17.22 Uhr: Eine Stimme ertönt über Lautsprecher, von wem auch immer. ""Schluss in Hamburg!"" schreit die Stimme aus dem Nichts durch das Stadion. Ja wie jetzt? ""Ooooh wie ist das schön"", singen die Fans. Sogar Bielefelds Fans, oder das, was von ihnen übrig geblieben ist, feiert nun die Borussen, die mit dem Banner durch den Signal Iduna Park wandern. Von Süd nach West nach Nord nach Ost und wieder nach Süd. Jürgen Klopp rast auf die Tribüne zu und ballt die Faust. Hamburg, bitte melde Dich. Offiziell jetzt! 17.25 Uhr: Die BVB-Spieler tanzen Pogo vor der Südtribüne. Vom Klatschen müssen die Leute doch jetzt Blasen haben. 17:27 Uhr, immer noch keine offizielle Nachricht, aber die Kicker-Homepage bestätigt: 1:0 für Köln. In Hamburg. Die Fans feiern Christoph Daums Team mit kölschem Liedgut: ""Nee, nee, watt war datt früher ne superjeile Zick!"" Der BVB ist Fünfter. Europa ist ganz nah. Der Weg führt eindeutig über Mönchengladbach. 17.34 Uhr: Ein alter Bekannter trabt an der Pressetribüne vorbei. BVB-Fan. So um die 55 Jahre alt: ""Macht ja widda Spass in Dortmund!"", sagt er: ""Kamann nich meckan!"""