BVB - Hannover 96 0:2

Borussia Dortmund hat den immensen personellen Aderlass im Heimspiel gegen Hannover 96 nicht auffangen und die zweite Saisonniederlage vor eigenem Publikum hinnehmen müssen. Ohne Kehl, Dede, Koller, Ricken und andere gab es mit 0:2 (0:1) einen Rückschlag. Der BVB kämpfte, aber er kämpfte äußerst unglücklich. Erstmals seit über fünfeinhalb Jahren sahen die 72.000 Besucher keinen Südamerikaner im Team der Schwarzgelben, die mit einem Durchschnittsalter von 24,1 Jahren (Wörns heraus gerechnet sogar 23,2 Jahre) ihr zweitjüngstes Team aller Zeiten auf den Rasen schickten und unglücklich mit 0:1 in Rückstand gerieten (Cherundolo, 16.). Der aufopferungsvolle Kampf wurde nicht belohnt. Dabrowski schloss fünf Minuten vor dem Abpfiff einen Konter mit dem 0:2 ab. Ausgangslage: Hannover 96 hatte unter dem neuen Trainer Peter Neururer vier von sechs möglichen Punkten geholt, in den Spielen gegen Stuttgart (2:2 auswärts) sowie Kaiserslautern (5:1 zu Hause) sieben Tore geschossen und war in der Tabelle auf Rang elf geklettert. In der Auswärtsrangliste nahmen die Niedersachsen mit einem Sieg in Köln sowie drei weitere Remis Rang neun ein. Borussia Dortmund, Sechster im Gesamtklassement und Siebter in der Heim-Tabelle, gewann erstmals seit Mai zwei aufeinander folgende Spiele. Personalien: Gegenüber dem 2:1 Nürnberg stand Metzelder nach auskuriertem Muskelfaserriss wieder zur Verfügung, Degen spielte erstmals seit dem achten Spieltag von Beginn an. Sahin und Smolarek (beide Augenentzündung) gingen gehandicapt ins Spiel, linderten aber eine angespannte Personalsituation, die durch Kehls Magenverstimmung und Dedes Knieverletzung beinahe dramatische Züge angenommen hatte. Außerdem fehlten Koller, Ricken, Brzenska, van der Gun und Tyrala. Bei den Gästen, die in der gleichen Formation wie beim 5:1 gegen Kïlautern antraten, waren von den bekannteren Namen die verletzten Christiansen, Stendel und Halfar nicht dabei. Taktik: 96-Coach Peter Neururer setzte wie schon früher zu seiner Bochumer Zeit auf ein 4-3-3-System. Mit Balitsch, Lala und Dabrowski schickte er auf einer Linie spielend, drei defensiv orientierte Akteure im Mittelfeld ins Rennen, wovon zwei (Dabrowski und Balitsch) sich um Rosicky und Sahin kümmerten. Viel Freiraum erhielt dadurch Marc-Andr, Kruska, der sich aber meist auf die Defensivarbeit konzentrierte. Beim BVB vertrat Kringe den verletzten Dede auf der ungewohnten linken Abwehrseite. Spielverlauf & Analyse: Borussia Dortmund agierte, Hannover 96 reagierte. Trotz eines leichten Chancenplusï, der reiferen Spielanlage, 57 % Ballbesitz und 12:4-Torschüsse zur Halbzeit tat sich der BVB gegen die Niedersachsen schwer. Die Elf von Trainer Bert van Marwijk bereitete sich aber durch zu viele leichte Ballverluste die Probleme selbst. Einen dieser Fehlpässe nutzten die Gäste zur überraschenden 1:0-Führung - die erste seit fast 34 Jahren gegen den BVB. David Odonkor hatte zunächst das Leder erobert, dann aber auf Strafraumhöhe einen Risikopass ins Zentrum gespielt. Hannovers Thomas Brdaric bedankte sich, spielte schnell in die Gasse auf Vahid Hashemian. Und der Iraner bediente Steven Cherundolo, der in der Mitte völlig frei aufgetaucht war (16.). Der US-Boy traf erstmals seit dem 4. Dezember 2004 wieder ins gegnerische Tor und erzielte mit seinem erst dritten Treffer im 102. Bundesliga-Spiel die 1:0-Führung für 96. Während die Neururer-Elf mit ihrem einzigen gefährlichen Angriff zum Torerfolg gekommen war, scheiterte der BVB, bei dem Delron Buckley ein Aktivposten gewesen ist, zwei Mal. Erst schoss Kringe Hannovers Zuraw an (14.), dann parierte Robert Enke gegen Smolarek (26.). Nach dem Seitenwechsel änderte sich am optischen Bild nichts: Der BVB bemühte sich, er kämpfte, er rackerte, aber er leistete sich auch weiterhin zu viele leichte Ballverluste - sowohl im Aufbau als auch in der Defensive, was den Niedersachsen einige Konterchancen über die ständig rochierenden Brdaric und Hashemian bescherte. Aber im Grunde war dies nicht verwunderlich: Mit Dede und Kehl fehlten zwei weitere wichtige Korsettstangen, die den jungen Kollegen in den letzten Wochen Halt gegeben hatten. Chancen gab es für die Schwarzgelben nach Standards, doch Rosicky scheiterte aus 20 Metern an Enke (53.), Sahin traf zehn Minuten später aus 18 Metern den Pfosten des Hannoveraner Tores. Kruska und Buckley waren auch im zweiten Durchgang die Aktivposten beim BVB, der seit März nur ein Heimspiel verloren hatte, doch aus dem laufenden Spiel ergaben sich nur selten Möglichkeiten wie jene für Kringe, der in der 69. Minute haarscharf am Tor vorbei schoss. Hannovers Stümer Stajner reihte sich in den zweiten Vierer-""Wall"" vor der Abwehr ein. Vorne tummelten sich nur Hashemian und Brdaric, und alle anderen machte konsequent die Räume dicht. Der ballführende Borusse wurde immer doppelt attackiert, insbesondere Sahin und Rosicky ""erfreuten"" sich konsequenter, nicht immer regelgerechter Bewachung. Van Marwijk brachte zwar mit Saka und Steegmann für Odonkor und Buckley in der Schlussphase zwei frische Stürmer. Doch das ersehnte Tor fiel auf der anderen Seite: Degen verlor den Ball, Stajner flankte und der völlig frei stehende Dabrowski hatte ob der entblößten Deckung keine Mühe, Hannovers ersten Sieg in Dortmund seit 41 Jahren perfekt zu machen.