BVB Kids - FCB 1:2

Borussia Dortmund hat den immensen personellen Aderlass auch im Heimspiel gegen Bayern München nicht auffangen können und die dritte Niederlage in Serie hinnehmen müssen. Ohne Wörns, Dede, Rosicky, Koller, Ricken und andere unterlagen die Schwarzgelben dem Deutschen Meister und Tabellenführer Bayern München mit 1:2 (0:0). 81.000 Zuschauer im seit Wochen ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK sahen ein kampfbetontes Spiel, in dem die Borussen zur Pause hätten führen können. Doch Hargreaves klärte Hünemeiers Kopfball auf der Linie (42.), Kringe traf den Pfosten (45.). In der zweiten Halbzeit schossen Karimi (52.) und Pizarro die Bayern mit 2:0 in Front. Der Anschlusstreffer von Kringe (79.) kam zu spät. In der letzten Minute sah der eingewechselte Kosi Saka nach einer angeblichen Notbremse die Rote Karte. [B]Ausgangslage:[/B] Mit der besten Bilanz aller Zeiten (13 Siege und nur eine Niederlage aus 16 Spielen) reiste der souveräne Tabellenführer und Herbstmeister Bayern München an. Borussia Dortmund hatte nach den Siegen gegen Berlin und Nürnberg sowie dem zwischenzeitlichen Vorrücken auf Rang sechs die beiden letzten Spiele gegen Hannover und Frankfurt verloren und wartete so lange wie noch nie unter van Marwijk (219 Minuten) auf einen Torerfolg. [B]Personalien:[/B] Gegenüber dem 0:2 in Frankfurt kam Youngster Uwe Hünemeier (19) für den nach einer Gelb-Roten Karte gesperrten Tomas Rosicky in die Mannschaft und damit zu seinem ersten Einsatz in der Bundesliga. Mit einem Durchschnittsalter von 22,45 Jahren war es die jüngste Startformation in der Bundesliga-Geschichte von Borussia Dortmund. Neben Rosicky fehlten Wörns (Bluterguss im Oberschenkel), Dede (Teilriss des Innenbandes), Ricken, Koller, van der Gun (alle Kreuzbandriss) und Tyrala (Aufbautraining nach Kreuzbandriss). Brzenska saß erstmals nach seiner schweren Verletzung (Teilriss des Syndesmosebandes, erlitten beim 1:2 in Leverkusen am 5. November) wieder auf der Bank. Der 19-Jährige Uwe Hünemeier gab sein Debüt in der Bundesliga. Die Bayern hatten mit Deisler (Rot-Sperre), Ballack (Gelbsperre), Scholl (Muskelfaserriss), Salihamidzic (Leistenverletzung) und Santa Cruz (Kreuzbandriss) auch einige prominente Ausfälle zu verkraften, was angesichts des Kaders und der Besetzung der Bank (u.a. Lahm, Jeremies, Schweinsteiger und Guerrero) aber einfacher zu kompensieren war als auf Dortmunder Seite, wo mit Gambino nur ein Spieler saß, der schon ein Mal in der Startformation gestanden hatte. [B]Taktik:[/B] Im Dortmunder 4-3-3 rückte Hünemeier an die Seite von Metzelder in die Innenverteidigung, damit Kehl auf seine Stammposition im zentral-defensiven Mittelfeld zurückkehren konnte. Die Schwungräder auf den Halbpositionen bekleideten die zusammen 35 Jahre alten Sahin und Kruska. Hünemeiers Kopfball in der 42. Minute wird von Hargreaves auf der Linie geklärt. Karimi, Kringe, Pizarro und Kehl schauen zu. Die Bayern hatten in ihrem 4-4-2 im Mittelfeld mit Karimi (zentral-offensiv), Hargreaves und Z, Roberto in den Halbpositionen sowie Demichelis zentral dahinter eine vierköpfige ""Raute"" aufgeboten. Um Münchens systembedingter Überzahl in diesem Mannschaftsteil einigermaßen neutralisieren zu können, rückten die Außenverteidiger der Viererkette, vornehmlich der starke Kringe, vielfach ins Mittelfeld auf. Im Angriff hatte es Odonkor mit Lizarazu zu tun, Buckley traf auf Sagnol und zentral Smolarek überwiegend auf Lucio, der sich mit seinem Partner Ismael bei seinen Vorstößen in die Offensive ablöste und zusätzlich Überzahl im Aufbauspiel schaffte. [B]Spielverlauf & Analyse:[/B] Auf dem tiefen, von Schnee- und Regenfällen aufgeweichten Boden versuchten die Bayern Erfahrung und das Mehr an spielerischer Klasse ruhig, fast schon aufreizend lässig auszuspielen, während die Dortmunder Notgemeinschaft das Herz in die Hand nahm, jeder bereit war, den Fehler des anderen auszubügeln. Und sie versuchten, die schwierigen äußeren Bedingungen für sich zu nutzen: Odonkor, dessen Einsatz aufgrund muskulärer Probleme lange fraglich war, zog nach elf Minuten aus 25 Metern ab, Kahn konnte den Ball nicht festhalten. Smolareks Nachschuss ging aus äußerst spitzem Winkel am Tor vorbei, hätte aber aufgrund einer Abseitsstellung ohnehin nicht gezählt. Zehn Minuten später versuchte es Kringe ebenfalls aus der Distanz. Diesmal parierte Münchens Keeper sicher. Die unbestrittene Klasse der Bayern blitzte nach knapp einer halben Stunde erstmals Gefahr bringend auf: Pizarro verlängerte im Strafraum auf den aufgerückten Lucio, der konnte sich völlig frei die Ecke aussuchen - und verzog! Aufregung aber auch kurz vor der Pause auf der anderen Seite: Im Anschluss an Sahins Ecke kam Hünemeier zum Kopfball. Der auf der Linie stehende Hargreaves köpfte das Leder unter die Latte. Es tickte vor der Linie wieder auf. Korrekte Entscheidung des oft kleinlich pfeifenden Fandel: Kein Treffer. Dem stand in der Nachspielzeit dann auch noch der linke Torpfosten vor der Nordtribüne im Wege: Kringe traf ihn aus elf Metern. Was für ein Pech! Aber Mannschaft und Zuschauer merkten: Hier geht was! Einsatz und Leidenschaft verkörperten alle Borussen. Auf dem Bild: Kringe, Kehl und Sahin. Nach dem Seitenwechsel passierte das, was so oft passiert, wenn eine Mannschaft zwar überlegen gewesen ist, aber keine Tore erzielt hat. Der BVB ging in Rückstand, weil die Bayern ihre zweite Torchance zur Führung nutzten. Pizarro spielte per Hacke auf Ali Karimi, und der Iraner ließ Weidenfeller keine Abwehrchance. In der 73. Minute sorgte Pizarro mit dem zweiten Münchner Treffer für völlig verdrehte Verhältnisse. Der BVB, der auch in Halbzeit zwei weitestgehend Spiel bestimmend gewesen ist, geriet auf die Verliererstraße. Erst nach dem ersten Saisontor von Florian Kringe keimte noch einmal Hoffnung auf (79.). Nuri Sahin hatte die Vorarbeit geleistet. Der BVB drückte, gab in den letzten Minuten noch einmal richtig Gas. Doch als Roy Makaay im Laufduell mit dem eingewechselten Kosi Saka zu Boden ging und der Dortmunder die Rote Karte wegen einer angeblichen Notbremse sah, war die Partie gelaufen. Die BVB-Fans feierten ihre Mannschaft nach Spielschluss dennoch wie nach einem Sieg.