Wir sind stolz auf unsere WM-Helden!

Der Mythos Italien war stärker als der Nimbus Dortmund. Im 15. Länderspiel an der Strobelallee gab es nach 13 Siegen und einem Remis am Dienstag Abend die erste Niederlage: Deutschland unterlag im WM-Halbfinale gegen Italien mit 0:2 (0:0, 0:0) nach Verlängerung. Die ""Klinsmänner"", die bereits im Viertelfinale eine Verlängerung absolvieren mussten, kassierten die Gegentore nach großartigem Kampf in der 119. und 121. Minute und bleiben damit in WM-Spielen sieglos gegen die Tifosi. Vom BVB dabei waren ein bärenstarker Christoph Metzelder im Abwehrzentrum, ein herausragender Sebastian Kehl im defensiven Mittelfeld und ab der 83. Minute David Odonkor. Bei der deutschen Nationalelf gab es im Vergleich zum Viertelfinalsieg gegen Argentinien (4:2 i.E.) folgende personelle Znderungen: Für den gesperrten Frings kam Kehl ins Team, Borowski spielte an Stelle von Schweinsteiger. Während Kehl in die Rolle als ""Sechser"" schlüpfte, orientierte sich Borowski sogleich auf die linke Seite, auf der bislang Schweinsteiger seinen Dienst verrichtet hatte. Beide Teams begannen forsch, aber auch hektisch und nervös. Das Mittelfeld wurde hüben wie drüben schnell überbrückt, der Abschluss beziehungsweise der letzte Pass wurden jedoch zu überhastet gesucht und gespielt. Es war ein hart umkämpftes Match zweier offensiv ausgerichteter Teams, kein Quadratmeter Boden wurde kampflos preisgegeben. Etliche Freistöße unterbanden zwar größeren Spielfluss, unfair oder unsportlich agierten die Akteure aber nicht. Die Lippi-Elf versuchte ein ums andere Mal, die deutsche Viererkette mit Steilpässen in die Nahtstellen zu überrumpeln, Metzelder und Mertesacker zeigten sich aber gut abgestimmt. Den schnell vorgetragenen deutschen Angriffen fehlten zum einen die Unterstützung durch rechtzeitig nachrückende Mittelfeldkräfte, zum anderen die präzisen Anspiele. Besser machte es die Klinsmann-Elf in der 34. Minute, als Klose mustergültig nach rechts zu Schneider passte, dieser aber freistehend vor Buffon aus 13 Metern um Haaresbreite über das Tor schoss. Italien hatte leichte optische Vorteile, zeigte sich technisch sehr beschlagen und beschäftigte die deutsche Defensive stärker als andersherum. Bis auf einen Kopfball von Camoranesi, der übers Tor strich, sprang für die Azzurri aber vor der Pause nichts Hochkarätiges mehr heraus. Beide Teams kamen personell unverändert aus der Kabine. Und unverändert war auch der Offensivdrang auf beiden Seiten. Die erste Großchance gehörte den ""Klinsmännern"", als Klose zum Solo ansetzte, durch drei Mann durchging, aber letzten Endes am herauseilenden Buffon scheiterte (51.). Das kämpferisch ohne Fehl und Tadel agierende Deutschland erhöhte die Schlagzahl, brachte Italien stärker in Bedrängnis. Die Azzurri standen in der Abwehr zwar meist sicher, spielten insgesamt aber bei weitem nicht mehr so abgeklärt wie in Hälfte eins. Nach einer guten Stunde hatte der Großteil der 65 000 Zuschauer den Torschrei auf den Lippen, doch Podolski scheiterte mit einem Drehschuss aus sechs Metern an Buffon, Friedrich setzte den Nachschuss hoch über das Tor. In der 72. Minute brachte Klinsmann mit Schweinsteiger für Borowski eine frische Offensivkraft ins Spiel. Auf der anderen Seite setzte Lippi mit Gilardino für Toni ebenfalls ein Zeichen (74.). Je näher das Ende der regulären Spielzeit rückte, desto mehr wurde die Partie zum Geduldsspiel. Im Angriff gab es auf beiden Seiten kaum mehr Konstruktives, gelungene Aktionen blieben ebenso aus wie Chancen. Ein Freistoß von Ballack aus 17 Metern knapp über den rechten Winkel war die Ausnahme. In der 85. Minute musste Lehmann gegen Perrotta Kopf und Kragen riskieren, rettete mit einer Faust vor dem Römer, der nach wunderschönem Heber von Totti völlig frei vor dem deutschen Keeper aufgetaucht war. Italiens Trainer Lippi stellte sein System um und brachte zu Beginn der Verlängerung mit Iaquinta für Mittelfeldspieler Camoranesi einen zweiten Stürmer. Und der angestrebte Offensivgeist wäre schon beinahe nach 40 Sekunden belohnt worden, doch Gilardino scheiterte nach schönem Solo aus kürzester Distanz am Pfosten. Und nur eine Minute später nagelte Zambrotta den Ball aus 18 Metern halbrechter Position an die Latte! Die ""Klinsmänner"" verdauten den Schock, fanden nach ein paar Minuten wieder besser ins Spiel, aber kein Rezept gegen die hervorragend disponierte Abwehr der Azzurri. Selbst beste Freistoß-Situationen von den Flügeln, hereingegeben von Schweinsteiger, brachten keine Gefahr. In der 105. Minute vergab Podolski nach einem Stellungsfehler in Italiens Abwehr die Riesenchance zur Führung, als er aus sieben Metern nach Odonkor-Flanke knapp rechts am Tor vorbeiköpfte. Das Publikum peitschte die deutsche Nationalelf in der zweiten Hälfte der Verlängerung nochmal nach vorne, doch die Kräfte schwanden den ""Klinsmännern"" - wie auch den Italienern - allmählich. Lahm kam vom linken Strafraumeck frei zum Schuss, schlenzte aber um einige Meter über den rechten Winkel. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. In der 112. Minute rettete Italiens Keeper Buffon mit einer Hand fantastisch gegen einen 15-Meter-Schuss von Podolski. Fast im Gegenzug schoss del Piero freistehend aus 17 Metern weit links vorbei. Doch in der 119. Minute legte Pirlo mit einem No-Look-Pass maßgerecht für Grosso auf, der Lehmann mit einem Linksschuss aus zwölf Metern ins linke Eck keine Chance ließ. Deutschland warf alles nach vorne, Italien konterte und erhöhte in der Nachspielzeit durch Del Piero auf 2:0.