´Potenzial des Klubs ist wieder erwacht´

""Ihnen und uns drohte vor zwei Jahren der Totalverlust. Doch die Zeit des Geld-Verbrennens ist vorbei"", sagte Hans-Joachim Watzke und wurde auf der Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA von den Aktionären mit lang anhaltendem Applaus bedacht. Der Vorsitzende der Geschäftsführung wiederholte, was er bereits am Sonntag den Vereinsmitgliedern mitgeteilt hatte: ""Ab jetzt schreibt Borussia Dortmund wieder schwarze Zahlen!"" Als Hauptgründe für den gelungenen ""Turnaround"" der im Februar 2005 in seiner Existenz bedrohten Gesellschaft nannte Watzke in erster Linie ""deutliche Erfolge im Sponsoring"", er verwies auf ""hochwertige Verträge mit Top-Unternehmen"" und gab bekannt, dass Hauptsponsor RAG erklärt habe, von einer zum 31. Januar 2007 fixierten Ausstiegsklausel des zunächst bis zum 30. Juni 2009 befristeten Vertrages keinen Gebrauch machen werde, vielmehr ""mit der Partnerschaft in hohem Maße zufrieden"" sei. Ein weiterer, entscheidender Indikator waren zwei erfolgreich platzierte Kapitalerhöhungen, die sich nachhaltig auf der Eigenkapitalseite niederschlagen und zugleich ""einen großen Vertrauensbeweis"" darstellten. Watzke weiter: ""Auf der Einnahmenseite war Borussia Dortmund auch früher immer ordentlich aufgestellt. Was nicht gepasst hat, war die Relation zu den Ausgaben."" Die Kostenseite hat der BVB mittlerweile im Griff. Watzke dankte den Mitarbeitern, ""die 20 bis 25 Prozent weniger verdienen als früher, dafür aber 50 Prozent mehr arbeiten müssen"", er rief die Zahlen der vergangenen Jahre (""67 Millionen, dann 78 Millionen Euro Verlust"") in Erinnerung und unterstrich: ""Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Ergebnisverbesserung von 75 Millionen Euro erzielt."" Das Minus belief sich auf ""nur"" noch 3,9 Mio. EUR. ""Das"", so Watzke, ""war ein Schritt in die richtige Richtung, aber immer noch eine rote Zahl. Doch wir sind angetreten, schwarze Zahlen zu schreiben."" Die weist die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA mit Beginn des neuen, laufenden Geschäftsjahres aus - acht Millionen Euro im ersten Quartal (1.7. bis 30.9.), ""nicht allein durch den Transfer von David Odonkor beeinflusst. Wir hätten auch so eine deutliche siebenstellige Summe ausweisen können und gehen davon aus, das Geschäftsjahr mit einem Gewinn von neun bis zehn Millionen Euro abzuschließen."" Watzke verwies darauf, dass ""sportlicher Erfolg ohne wirtschaftliche Basis einen Pyrrhus-Sieg"" bedeuten würde, dass beide Komponenten ""unmittelbar miteinander verknüpft"" seien: ""Wir erkaufen keinen Erfolg, der wieder ins finanzielle Desaster führt."" Dass die Mannschaft den Erwartungen hinterher hinke, räumte der BVB-Chef unumwunden ein, ""auch wenn uns mit Sebastian Kehl und Christoph Metzelder auch außerhalb des Platzes zwei Leader fehlen, darf man Mainz 05 oder Alemannia Aachen zu Hause schlagen!"" Er sieht die sportliche Leitung und die Mannschaft, die in einem Internet-Portal mit einem Kaderwert von 79,2 Millionen Euro bewertet wird, ebenso in der Pflicht wie die Bundesliga im Allgemeinen, den durch die WM entfachten Rückenwind in sportliche Erfolge in Erfolge umzumünzen. Er forderte wirtschaftliche Chancengleichheit für jeden Klub in Europa (""Nicht mehr ausgeben als einnehmen"") und wiederholte den Anspruch, auf nationaler Ebene ""in zwei bis fünf Jahren"" wieder auf Augenhöhe zu Schalke 04 oder Werder Bremen zu stehen, das trotz internationaler Einnahmen im vergangenen Jahr ""nur"" 77 Millionen Euro umsetzte, der BVB jedoch national 90 Millionen Euro erwirtschaftete. Mittelfristig wird sich der Umsatz deutlich erhöhen. Wenn in zweieinhalb Jahren der Fernsehvertrag der Bundesliga ausläuft, werde sich der neue Kontrakt auf nochmals deutlich erhöhtem Niveau bewegen. Zudem biete das Internet ungeahnte Potenziale. Watzke verwies auf den Versuch des Vereins, das Freundschaftsspiel gegen Tottenham Hotspur im August als Video-Live-Stream ins Web zu setzen: ""Bei 40.000 Usern brach die Leitung zusammen. Das Interesse war unglaublich hoch."" Zudem läuft der Ausrüster-Vertrag im Jahr 2009 aus, und der Kontrakt mit dem erfolgreichen Vermarkter ""SportFive"" werde 2010 gerne, aber nicht zu den bisherigen Bedingungen verlängert. Watzkes Blick in die Zukunft: ""Es wird deutlich etwas passieren. Heute steht Borussia Dortmund vor einer Situation, wo das Potenzial des Klubs wieder erwacht."" Finanzgeschäftsführer Thomas Treß erläuterte den Aktionären - 44.390.824 Stückaktien repräsentierten in der Westfalenhalle 72,2% des Grundkapitals - nochmals die bekannten Eckdaten des Geschäftsjahres 2005/2006 und resümierte: ""Borussia Dortmund ist wieder in der Lage, Rechnungen pünktlich zu bezahlen."" Und: ""Wir sind wieder in Besitz sämtlicher Marken- und Namensrechte."" Der Rückkauf des mit 164,9 Mio. EUR in der Bilanz bewerteten Stadions, rechnete Treß vor, habe einen ""Barwertvorteil von 20 Mio. Euro"" gebracht. Die Mehrwertsteuer-Erhöhung , ergänzte Watzke, wird im Ticketing ""sofort"", im Merchandising ""zum Sommer"" an die Fans weitergegeben. In der Generaldebatte äußerten sich die Redner überwiegend zufrieden über die Arbeit der Geschäftsführung, wie Carsten Heise von der Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW): ""Sie haben unglaublich gut gearbeitet und Ruhe ins Unternehmen gebracht. Der BVB befindet sich wieder auf einem guten Weg."" Er empfahl die Entlastung von Geschäftsführung und Aufsichtsrat. Sie erfolgte mit einer Mehrheit von 99,99 Prozent der Stimmen!