´Sie haben mich so glücklich gemacht´

Er kam, setzte sich und telefonierte: Thomas Doll stand gestern den WR-Lesern Rede und Antwort. Eine Stunde lang legte der BVB-Trainer den Telefonhörer nicht aus der Hand, hörte geduldig zu, beantwortete Fragen. Die Leitungen glühten, die WR-Aktion war ein voller Erfolg. Er kam ein wenig zu spät, ""der Verkehr"", sagte Thomas Doll, und parkte flott in der engen Parklücke der WR-Garage ein. ""Katze hätte länger gebraucht"", sagt der BVB-Trainer über Co-Trainer und Kombifahrer Ralf Zumdick. Rauf in den dritten Stock, ran an das Telefon. ""Hallo, hier ist der Thomas Doll"", begrüßte er jeden Anrufer. Die häufigste Frage der WR-Leser: Welches Saisonziel hat der BVB 2007/2008? Thomas Doll diplomatisch: ""Wir wollen hart arbeiten und uns gut vorbereiten."" Und dann ließ er sich doch von den Fans locken. ""Wir wollen es schaffen, dass in Dortmund wieder internationaler Fußball gespielt wird."" Daniel Müller aus Kamen wollte wissen, was Thomas Doll bewogen habe, nach dem Abstiegskampf in Hamburg bei Dortmund in den Abstiegskampf einzusteigen? ""Ich habe nach ein paar Wochen gemerkt, dass ich wieder Power habe. Dann kam das Angebot, beide Seiten waren schnell 100 Prozent überzeugt."" Thomas Doll blickte auf seine bislang schwierigste Saison als Trainer zurück: ""Dieses Jahr bringt mir persönlich mehr, als jedes Jahr in der Champions League zu spielen."" Eine Frage, die nicht nur der Dortmunder Marvin Voll stellte: ""Wie kommt es, dass der BVB seit Wochen so gut spielt?"" Doll: ""Als ich hier angefangen bin, habe ich keine Jungs vorgefunden, die vor Selbstbewusstsein strotzten, aber Jungs, die alles tun wollten, um den Bock umzustoßen und Spiele zu gewinnen. Es braucht Zeit, bis man wieder an sich glaubt. Jeder hat toll mitgezogen."" ""Was sagen Sie Ihrer Mannschaft bei einem 0:2-Halbzeit-Rückstand in der Kabine?"" wollte Torben Schulz aus Dortmund wissen. ""Du musst ihnen einen Plan geben, das Spiel noch zu drehen"", erklärte Doll, ""da darfst du aber nicht zuviel mit reinnehmen, die Zeit ist ja nur kurz. Die Spieler müssen an sich glauben und diszipliniert spielen. Und ab und zu musst du den einen oder anderen auch aufwecken"", sagte Doll. Florian Rose aus Ennepetal outete sich als Taktik-Experte: ""Welches System spielt Borussia künftig, was halten Sie vom englischen One-touch-System, dem Spiel mit wenigen Ballkontakten?"" ""Wichtig ist, dass man ein System hat, das zur Mannschaft passt und in dem sie sich wohl fühlt"", sagte Doll. Und betonte: ""Wir sollten uns in der Bundesliga öffnen und uns auch an England orientieren. Mein Ziel ist es, dass Borussia schnellen und geradlinigen Fußball spielen."" Der BVB-Trainer erhielt aber nicht nur viele Fragen und ""Gute-Besserung""-Wünsche für Alex Frei (Doll: ""Die gebe ich alle weiter""), sondern auch Anregungen für seine Arbeit. Einen Transferwunsch hatte der neunjährige Niklas Hohl aus Dortmund parat: ""Sie kennen doch den Hamburger SV noch gut. Können Sie da nicht fragen, ob Rafael van der Vaart für Dortmund spielen will?"" Andre Osthues aus Neu-Beckum empfahl, sich Frederico Insua mal genauer anzuschauen. ""Immerhin dürfte der wegen Gladbachs Abstieg nicht so teuer sein. Er spielt guten Fußball."" Kolja Linnemann aus Witten hatte einen Tipp: ""Der Nelson Valdez macht zwar nicht so viele Tore, aber weiter hinten spielt er doch ganz gut. Vielleicht kann man ihn mal für Steven Pienaar ins Mittelfeld stellen."" Zur BVB-Stürmer-Frage hatten auch Dietmar Rose aus Ennepetal eine Anregung für den Trainer: ""Ich finde, Sie sollten dafür sorgen, dass Ebi Smolarek und Diego Klimowicz vom VfL Wolfsburg nicht getauscht werden. Immerhin ist Klimowicz schon 33 Jahre alt und kein Perspektiv-Spieler mehr für die neue Saison."" ""Der Transfer ist ja noch nicht perfekt"", antwortete Doll und argumentierte: ""Es tut uns nicht nur ganz gut, Erfahrung in den Kader zu bekommen, sondern auch mehr Wucht und Kopfballstärke im Angriff zu haben."" Ein Leser hatte gar einen Transfer-Tipp parat. Er empfahl einen 19-Jährigen, der in Griechenland spielt und gern ein Probetraining beim BVB absolvieren würde. Doll spontan: ""Schicken Sie Unterlagen, Bewerbung und Videos an unsere Nachwuchsabteilung. Die melden sich."" Die WR-Leser hatten natürlich reichlich Lob parat, vor allem für den Derbysieg gegen Schalke 04. ""Dazu möchte ich Ihnen gratulieren"", sagte der elfjährige Niklas. ""Mir geht das Grinsen seit Samstag nicht mehr vom Gesicht, ein ganz dickes Lob für diesen tollen Triumph. Ich hab darauf neun Jahre gewartet, und wenn es sein muss warte ich als BVB-Fan nochmal neun Jahre"", dankte Daniela Seerer aus Lüdenscheid dem Trainer. Hans-Christian Berendes aus Hamm gestand, früher ""ein bisschen mit Schalke sympathisiert zu haben"". Aber seit dem Gazprom-Deal sei er kein Freund der ""Blauen"" mehr: ""Ich habe mich deshalb riesig über den Derbysieg gefreut und will Schalke nicht als Meister."" Rührend war eine 80-Jährige Anruferin aus Hagen, die geduldig wartete, bis die Leitung zu dem BVB-Trainer frei war. ""Och, Herr Doll, wie Sie mit Dortmund den Abstieg verhindert haben, das war ein Traum, sie haben mich so glücklich gemacht. Ich bin seit 40 Jahren BVB-Fan, eine sportbegeisterte Frau, habe von allen Spielern Autogramme. Und Sie sind einfach toll"", schwärmte sie. ""Ich finde Sie haben bisher eine Super-Arbeit gemacht. Wahrscheinlich hätten wir Sie schon viel früher verpflichten sollen"", fand der Dortmunder Horst Bisterfeld. Doll gab das Lob gerne zurück: ""Der BVB hat auch einmalige Fans. Die Südtribüne ist gigantisch."" Der Hagener Helmut Kohof bedankte sich beim ehemaligen Nationalspieler. ""dass er uns Borussen-Fans den Stolz wiedergegeben hat. Thomas ist ein Klasse-Typ."" Dem zwölfjährigen Till aus Kamen hatte es die Sprache verschlagen, als sich Doll persönlich am Telefon meldete. ""Das ist der Hammer"", fand Till, ""ich will dir sagen, dass du ein ganz toller Trainer bist und finde es klasse, dass du mit uns sprichst."" Voller Lob war Birger Boeven aus Dortmund: ""Sie sind für uns schon jetzt der beste Trainer, den der BVB je hatte."" Die schlagfertige Antwort folgte: ""Aber ich bin doch noch gar nicht so lange hier."" ""Dank Ihnen hat die Mannschaft wieder Spielkultur. Sie sind der richtige Mann, Dortmund wieder nach oben zu führen"", sagte Lothar Leinweber (55) aus Dortmund, der seit seinem vierten Lebensjahr zu Borussia Dortmund ins Stadion geht. ""Wir trauen Ihnen zu, aus dem BVB wieder eine Spitzenmannschaft zu machen. Sie befinden sich schon auf einem guten Weg.""