Die neue Borussia macht neugierig

Als einer der letzten Bundesliga-Vereine nimmt Borussia Dortmund am Sonntag (15 Uhr, Signal Iduna Park) das Training auf. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen kann Thomas Doll mit einem - fast - kompletten Kader in die Saisonvorbereitung starten. Die Einkaufsliste ist abgearbeitet. ""Wir haben unsere Vorstellungen umsetzen können"", sagt Sportdirektor Michael Zorc zufrieden. Mit Ausnahme von David Rozehnal ist es dem BVB tatsächlich gelungen, seine Wunschspieler zu verpflichten: Torhüter Marc Ziegler (Bielefeld), Mladen Petric (FC Basel), Jakub Blaszczykowski (Wisla Krakau), Diego Klimowicz (VfL Wolfsburg) und Giovanni Federico (Karlsruher SC). Mit dem aktuellen kroatischen Nationalspieler Robert Kovac statt Rozehnal, dessen Transfer an der Ablöseforderung von St. Germain Paris gescheitert ist, wechselt nun allerdings ein international erfahrener Verteidiger in die Westfalenmetropole. Der 33-Jährige, gerade mit Juventus Turin in die Serie A aufgestiegen, legt auch die eigene Messlatte hoch und strebt mit den Schwarzgelben die Qualfikation für einen internationalen Wettbewerb an. Die Zuschauer werden sich gern an die ""neue"" Borussia gewöhnen. Neugierig macht sie ohnehin schon. Bis gestern tauschten 33 000 Dauerkartenbesitzer ihre Tickets um. Die Frist läuft am Wochenende ab, danach gehen die frei gewordenen Karten in den Verkauf. Trotz aller sportlichen Rückschläge in den letzten Jahren winkt dem BVB erneut der Titel ""Dauerkarten-Krösus"". Und wegen des zu erwartenden Andrangs der so treuen Fans findet das erste Training am Sonntag im Signal Iduna Park und nicht in Brackel statt. Thomas Doll und Michael Zorc haben bei der Zusammenstellung des Kaders vor allem auf Defizite in der Offensive (Torgefährlichkeit, Tempo) reagiert. Mladen Petric empfahl sich beim FC Basel als treffsicherster Spieler der Schweizer Premier League. Klimowicz, der Lufthoheit im gegnerischen Strafraum zurückerobern soll, wird in den Annalen des VfL Wolfsburg als bester Bundesliga-Torschütze geführt. Federico erzielte in zwei Jahren beim Karlsruher SC als Mittelfeldspieler (!) die stolze Anzahl von 33 Treffern und gab noch 21 Torvorlagen. In Polen wiederum rühmen alle Experten Geschwindigkeit und Mut des quirligen Blaszczykowski. ""Es herrscht endlich wieder Konkurrenzkampf"", begleitet BVB-Chef Hans-Joachim Watzke die Transferaktivitäten der sportlichen Leitung mit Beifall. Um zwei Plätze im Angriff bewerben sich Alex Frei, Klimowicz, Ebi Smolarek und Nelson Valdez. Frei plant nach Hüft-Operation und Reha bereits im August sein Comeback. Noch größer ist das Gedräne im Mittelfeld. Sebastian Kehl meldet sich Sonntag top-fit und voller Tatendrang zurück. Er gilt ebenso wie Blaszzykowski (rechts), Petric (hinter den Spitzen) und Tinga (links) als ""gesetzt"". Federico, Marc Kruska, Steven Pienaar, Nuri Sahin und Florian Kringe werden ihnen aber mächtig einheizen. Auch Lars Ricken und Jung-Profi Daniel Gordon lassen sich nicht kampflos ins Regionalliga-Team abschieben. Der vielseitige Florian Kringe gilt als Alternative Nummer eins, falls sich Philipp Degen auf der rechten Defensivseite nicht wirklich verbessert. Der überaus begabte David Vrzogic soll sich im Training der Profis weiter entwickeln, um bereit zu sein für den Fall, dass Routinier Dede ausfällt. In der Innenverteidigung führt - sofern ihnen Fitness und Gesundheit keinen Streich spielen - kein Weg an Wörns und Kovac vorbei. Dass auf Markus Brzenska und Martin Amedick Verlass ist, haben beide Abwehrspieler längst bewiesen. Die Mischung aus Jung und Alt, Talenten und Routiniers stimmt beim BVB, die Qualität in Spitze und Breite ist deutlich angehoben worden. Nun liegt es an Thomas Doll und seinem Trainerstab, aus einem gut besetzten Kader eine schlagkräftige Elf zu formen. Daran wird er sich messen lassen müssen. Hans-Joachim Watzke kündigt an, im Winter mit Doll und Zorc über die Verlängerung ihrer am 30. Juni 2008 auslaufenden Verträge zu sprechen. Er will die sportliche Entwicklung abwarten. Eine kluge Entscheidung Auch der Vorsitzende der Geschäftsführung lernt aus Fehlern.