L.-Ol. im Signal Iduna Park

Ein Bahnsteig als Stimmungsbarometer. Sonntag Abend, 21 Uhr, Bahnhof Signal Iduna Park. Hunderte Fans warten noch auf die Heimfahrt. Aber niemand schimpft über verspätete Züge. Es wird diskutiert und debattiert. Einhelliger Tenor: Dieser BVB hat Spaß gemacht. Thomas Michel aus Schwerte sagt: ""Schalke und Bayern mal ausgeklammert: Wann haben wir zuletzt ein so überzeugendes Heimspiel gesehen?"" Vier teilweise sehenswert heraus gespielte Tore gegen AS Rom, das sich zwar ""erst seit fünf Tagen im Training befindet"", so dessen Trainer Luciano Spalletti, das aber ""auch zu einem späteren Zeitpunkt Probleme gehabt"" hätte mit dieser Borussia, an der Spalletti ""Athletik und Schnelligkeit"" bewunderte. Das sind genau jene Tugenden, die man - abgesehen von wenigen Ausnahmen - in den Heimspielen der letzten beiden Jahre vermisst hat. Und natürlich die Gier auf Tore. Deren vier hatte man zuletzt am 23. April 2005 beim 4:2 gegen Kaiserslautern gesehen, einen Sieg mit vier Treffern Differenz zuletzt am 18. Oktober 2003 beim 6:2 gegen Hannover bejubelt. Doll: ""Die Fans gehen glücklich nach Hause, wir aber bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden."" Auch wenn niemand im Dortmunder Lager das Spiel im Allgemeinen und das Ergebnis im Besonderen überbewerten möchte, macht diese Vorstellung doch Appetit auf die in knapp drei Wochen beginnende Bundesliga-Saison. ""Wenn man 4:0 gewinnt, hat man nicht allzu viel falsch gemacht"", attestierte Thomas Doll: ""Auch wenn wir natürlich in der Vorbereitung körperlich weiter sind als die Roma."" Gefallen haben ihm und dem Publikum, das in der Schlussphase die ""Welle"" durchs Stadion kreisen ließ, ""die schnellen Ballpassagen"". Und weiter: ""Wir haben den Abschluss gesucht und ihn auch gefunden."" Wichtigste Erkenntnis: Die Mannschaft, die am Sonntag noch mit Alex Frei auf ihren besten Torschützen der vergangenen Saison verzichten musste, stellt sich nicht mehr ""von selbst"" auf. ""Wir bekommen richtig Bewegung in den Kader"", sagt der Cheftrainer, fast alle Positionen sind doppelt und gut besetzt. Phillip Degen und Florian Kringe lieferten sich jeweils über 45 Minuten ein bemerkenswertes ""Fernduell"" über einen Platz in der Viererkette. ""Florian war sehr engagiert auf der rechten Seite. Er hat das gezeigt, was ich sehen wollte"", sagte Doll über einen sehr präsenten Kringe, der trotz der starken Leistung keine Vorteile gegenüber seinem Schweizer Konkurrenten verbuchen konnte. Denn auch Degen spielte fehlerfrei. ""Er bekommt mehr Ruhe und Souveränität in seine Aktionen. Das war gestern ein kleiner Neubeginn auch für ihn"", bemerkte Doll und fügte hinzu: ""Philipp hat sich im Defensivverhalten verbessert, er weiß, dass er nach innen einzurücken hat und nichts anbrennen lassen darf."" Als nächster Schritt müssen die Aktionen nach vorne verbessert werden, ""dass er auch Tore vorbereitet, Räume aufreißt. Wir wissen doch, über welche Dynamik er verfügt"". Brisant bleibt auch das Rennen um die Plätze im Angriff. ""Delron Buckley wird uns Freude bereiten"", sagte Doll nach dem erneut überzeugenden Auftritt des Südafrikaners, der in der zweiten Halbzeit überwiegend aus der Tiefe kam und über die Flügel nach vorne stieß zu seinem Sturmpartner Nelson Valdez, der die Tore zum 3:0 und 4:0 erzielte. Doll: ""Das wird ihm weiter Auftrieb geben. Er ist von den Fans toll angenommen worden."" An Ebi Smolarek, dem zuverlässigen Schützen, weiß man zudem, was man hat. Und Diego Klimowicz köpfte ein sehenswertes Tor - nach Flanke des bei seiner späteren Auswechselung mit stehenden Ovationen bedachten Kuba. Den pfeilschnellen Polen gilt es, so Doll, bedächtig aufzubauen: ""Wir wissen, dass wir einen richtig guten Jungen geholt haben. Aber wir laden ihm noch keine Säcke auf die Schulter."" Dem 21-Jährigen gibt der Trainer stattdessen mit auf den Weg: ""Er soll weiterhin gut trainieren und versuchen, die Sprache schnell zu erlernen: Dann kann er ein wirklich wichtiger Spieler werden.""