Cottbus-Spiel kann kleiner Neuanfang sein

Florian Kringe also schaffte es. Ausgerechnet dieser nette und verantwortungsbewusst fühlende Sympathieträger brach den Bann. Symptomatisch für den BVB, dass ein eigentlich derzeit nicht einmal zur allerersten Wahl gehörendes Eigengewächs damit begann, die bedrohlich aufziehende Wolkendecke einzureißen. Ebenso unglaublich ist auch, was sich binnen einiger Tage in einer Fußballstadt wie Dortmund doch für Stimmungswandlungen still vollziehen. Aber was vermitteln uns derart hilflos empfundene Sätze wie ""Wir müssen uns befreien"" oder ""Vielleicht platzt der Knoten ja"" denn auch für ein Meinungsbild nach draußen? Zumindest erinnerten sie fatal an den Trainer Doll beim Hamburger SV, als dieser akut in Abstiegsgefahr geriet. Dazu gesellen sich hausgemachte Probleme. Ist Petric denn nun ein Stürmer oder nicht und wenn ja, wie kommt es dann zu so einer Diskrepanz in der Einschätzung innerhalb der sportlichen Leitung? Kein Wunder also, dass da nach dem Ohrfeigen-Desaster von Gelsenkirchen von ""Konzeptlosigkeit"" des Trainers, über die ""Ahnungslosigkeit"" des Sportmanagers bis hin zur katastrophal falsch zusammengewürfelten Ansammlung voller ""Stehgeiger"" überall schon die Rede war. Zu brav und zu leise seien sie alle beim BVB, hieß es. Die Außenwirkung sei verheerend, an professionellem ""Krisenmanagement"" fehle es zudem, wie das Beispiel Weidenfeller vs Asamoah einmal mehr offenbart habe. Wenn es nicht läuft, grollt die Volksseele bekanntlich. Wie dem auch sei. Einzig die Mannschaft vermag solche Diskussionen zu beenden und deshalb tut dieser 3:0-Sieg gut. Aber Vorsicht, es ist ein brüchiger weil trügerischer Frieden, der schon in vier Tagen an der Ostsee bereits wieder äußerst stark belastet werden könnte. Doch dieses bunte Treiben hat ja seine Ursachen. Selten zuvor wurde eine Euphoriewelle so im Ansatz erstickt und selten zuvor fuhr ein Reibeisen derart grob über die feinfühligen Seelen der Fangemeinde. Fürwahr, Cottbus könnte tatsächlich so etwas wie ein ""kleiner Neuanfang"" sein, wenn, ja wenn die richtigen Lehren aus den desaströsen Auftaktspielen gezogen werden. Zumindest gegen die Lausitzer konnte der ""Biss"" als Vorbote noch fehlender Spielkultur als erste Bringschuld der Mannschaft vermittelt werden. Doch getreu der alten Fußballweisheit: ""Sturm gewinnt Spiele, Abwehr gewinnt Meisterschaften"", muss die Stabilisierung unserer zuletzt so brüchigen Defensivabteilung vordringlichstes Augenmerk genießen. Markus Brzenska jedenfalls hat das ihm Mögliche dazu beigetragen und einmal mehr bewiesen, wie wichtig es ist, die nötige Identifikation zu besitzen. Darauf wartet die ""vergessene Alternative"" (Der Spiegel) Martin Amedick zwar noch, aber sicher wird auch seine Zeit noch kommen. Wetten?