Ich ziehe mein Ding durch

Nicht einmal ihm wurde ein Bonus gewährt. Wie seine Spieler holte sich Thomas Doll (41) dicke Beulen im Schlagzeilenhagel nach den Patzern zum Start. Nach dem 3:0-Sieg über Cottbus am Samstag kann auch der Trainer etwas aufatmen, ein ""kleiner Neuanfang"" ist geschafft. Im kicker-Interview spricht Doll über die Gründe für die große Leistungssteigerung, die scharfe Kritik und über mögliche Last-Minute-Nachkäufe. kicker: Sie beklagten Weltuntergangsstimmung in Dortmund. Wird mit dem 3:0 über Cottbus alles wieder gut, Herr Doll? Thomas Doll: Das war ein kleiner Neuanfang. Mehr nicht. Jetzt sind wir auf dem Weg, eine Mannschaft zu werden. Das waren wir vorher nicht. Auch wenn es angesichts der guten Tests nach Außen vielleicht den Anschein hatte. kicker: Was lief falsch? Doll: Nicht nur das Verhalten der Viererkette oder Laufwege sind wichtig. Kleine Sachen und Gesten führen dazu, ein Team zu werden. kicker: Welche sind das? Doll: Mich hat es gewurmt, dass Sündenböcke gesucht wurden. Es darf nicht sein, dass sich jemand rausnimmt und denkt: Ich bin noch gut dabei weggekommen. So wie am Samstag muss es sein: Da war jeder für den anderen da. kicker: Als unmittelbare Reaktion auf die Blamage in Schalke forderte Klubpräsident Dr. Reinhard Rauball von Ihnen personelle Konsequenzen. Hat Sie das geärgert? Doll: Es hat mich verwundert. Das gebe ich zu. Ich halte mehr davon, solche Dinge intern zu besprechen. Das sollten wir nach Möglichkeit in Zukunft auch so handhaben. kicker: Udo Lattek wunderte sich im DSF-Doppelpass am Sonntag darüber, dass Sie sich nicht gegen Rauballs Forderung zur Wehr gesetzt hätten. Doll: Ich wurde in einer Zeit geholt, als es dem Verein nicht gut ging. Jetzt bin ich angetreten, um etwas aufzubauen. Und dabei ziehe ich mein Ding durch. kicker: Selbst auf die Gefahr hin, dass Sie scharf attackiert werden? Doll: Für mich ist ausschlaggebend, wie meine Arbeit innerhalb des Vereins beurteilt wird. Dass ich nach den ersten Spielen keine Argumente in der Tffentlichkeit habe, ist doch klar. Mit der Kritik kann ich umgehen, auch wenn sie teilweise überzogen war. Ich erwarte keine Dankbarkeit. kicker: Am Freitag schließt die Transferliste. Bessert Dortmund nach? Doll: Wenn, dann für die Defensive. kicker: Und nicht, weil Sie vielleicht doch schon Zweifel an Ihren Neuzugängen plagen? Doll: Es geht nur darum, die durch die Verletzungen von Sebastian Kehl und Daniel Gordon im Defensivbereich entstandenen Probleme aufzufangen. kicker: Drängen Sie auf einen Nachkauf kurz vor Toreschluss? Doll: Wir sollten schon im Hinterkopf haben, in der Richtung vielleicht noch etwas zu machen. Aber nur, wenn es im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten auch wirklich passt.