Dortmund und die Lust, oben mitzuspielen

"""Die Mannschaft bleibt sich selbst ein Rätsel. Das weiß die vereinseigene Homepage von Borussia Dortmund nach der 1:2-Niederlage in Hannover zu berichten. Das Mysterium: Nachdem die Zuschauer 20 Minuten lang ein ""absolutes Spitzenteam"" sahen (bvb.de), flaute die Leistung der Schwarz-Gelben plötzlich ab und die Gastgeber nahmen dem Ruhrpott-Club das Heft aus der Hand und am Ende die Butter vom Brot. Auch Trainer Thomas Doll fragte sich, wie so etwas passieren konnte, wo ""seine Jungs"" vor dem Spiel doch so positiv auf seine Kabinen-Frage reagierten: Ob sie ""nicht Lust hätten, oben mitzuspielen."" Alle sollen sich einig gewesen sein: Wird gemacht. Wer es genau macht, scheint jedoch nur unzureichend besprochen worden zu sein. So resümierte Philipp Degen, Verursacher des Spiel entscheidenden Foulelfmeters, nach dem Abpfiff: ""Wir dachten wohl, es geht irgendwie von allein."" Solche Zußerungen lassen die Fans und Freunde der Borussia erblassen und die Journalisten feixen. Der Unmut der schreibenden Zunft über den kürzlich zu Ende gegangenen Medienboykott der schwarz-gelben Akteure fiel auch deshalb so heftig aus, weil die Zußerungen der sich selbst als Teil eines ""schlafenden Riesen"" wähnenden Dortmunder Durchschnittskicker unbezahlbar sind. Was gibt es schon Lustigeres als einen mäßig begabten Künstler, dem man eingeredet hat, er habe Potential zu großen Leistungen. Hält man die Pfanne hin, haut er sich unaufgefordert hinein. Es ist nicht nur die Tatsache, dass Borussia Dortmund einen höchst unausgewogenen Kader hat, bei dem vereinzelnd aufblitzende, individuelle Klasse regelmäßig durch ebenso individuelle Totalausfälle ausgeglichen wird. Dadurch, dass sie glauben, sie wären zu Höherem berufen, spielen sie regelmäßig noch schlechter als sie sind. Tugenden wie unbedingter Kampfgeist und volle Konzentration, mit denen man versuchen könnte, fehlende Klasse auszugleichen, sind in einer Gedankenwelt, die suggeriert, etwas geschehe ""von allein"", offenbar nur schwer abrufbar. Fragt Coach Doll nach der ""Lust, oben mitzuspielen"", wird deutlich, dass das Problem der Borussia tatsächlich auch ihre schon fast sprichwörtliche Selbstüberschätzung ist. Gelingt es nicht, diese nachhaltig abzustellen, drohen die stets hohen Ambitionen des Traditionsclubs zu einem running gag zu werden."""