´Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!´

Borussia Dortmund steht zum ersten Mal seit 1989 im Finale des DFB-Pokals! Diesen historischen Erfolg hat der BVB durch einen 3:0 (1:0)-Heimsieg gegen FC Carl Zeiss Jena perfekt gemacht. Die Westfalen dürfen sich damit nicht nur Hoffnungen auf den Gewinn eines Titels machen, sondern auch vom Start im UEFA Cup träumen. 80.708 Besucher im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK sahen ein Spiel, in dem Borussia Dortmund gut begann, durch Tinga früh in Führung ging (13.), sich in der Folge aber etwas zurückzog. Im zweiten Durchgang dezimierten sich die Gäste zunächst selber: Simak sah wegen Meckerns und Schiedsrichterbeleidigung Gelb-Rot (51.). Kurz darauf wechselte Doll mit Kringe und Klimowicz die Entscheidung ein. Einen Schuss Kringes, den Jenas Torwart nur abprallen lassen konnte, verwertete Klimowicz eiskalt zum 2:0 (70.). Petric machte mit seinem Treffer zum 3:0 endgültig alles klar (87.). Ausgangslage: ""Spiel des Jahres"", ""Alles oder Nichts"" - die Liste der Superlative vor dem Halbfinale war lang. Denn gegen Carl Zeiss Jena ging es nicht nur um den Einzug ins Finale des DFB-Pokals, sondern auch um die große Chance auf die Teilnahme am internationalen Geschäft. Auf die leichte Schulter nahm den Showdown mit dem Vorletzten der zweiten Liga niemand. Schließlich hatte sich Jena unter anderem durch Siege gegen den amtierenden Pokalsieger 1. FC Nürnberg (5:4 n.E.), gegen Arminia Bielefeld (2:1) und beim Deutschen Meister VfB Stuttgart (5:4 n.E.) für das Halbfinale qualifiziert. Der BVB hatte die Runde der letzten vier durch Erfolge in Magdeburg (4:1), gegen Frankfurt (2:1), Bremen (2:1) und Hoffenheim (3:1) erreicht. Personalien: Im Vergleich zum Ligaspiel in Hamburg hatte sich die personelle Situation bei Borussia Dortmund deutlich entspannt. Frei und Kehl kehrten in die erste Elf zurück, Kringe und Klimowicz zählten zumindest wieder zum Kader. Verzichten musste Thomas Doll ""nur"" auf Kuba (Faserriss im Oberschenkel), Degen (Leisten-OP) und Weidenfeller (Aufbautraining). Beim Gegner waren die Angreifer Torghelle und Allagui gesperrt, zudem fehlten Kraus (Schulterprobleme), Günther (Knöchel), Jensen (Knie) und Oswald (Aufbautraining). Taktik: Für das Pokalspiel setzte Doll auch in taktischer Hinsicht wieder auf bewährte Mittel und ließ sein Team in einem 4-4-2-System mit Raute auflaufen. Vor der im Vergleich zum Hamburg-Spiel unveränderten Viererkette besetzten diesmal Kehl, Buckley, Tinga und Federico die Positionen im Mittelfeld. Im Sturm begannen Petric und Frei. Jenas Coach Henning Bürger wusste zu überraschen. Er verordnete seiner Mannschaft ein 3-2-3-2, eine wesentliche offensivere Grundordnung bei eigenem Ballbesitz, als die meisten erwartet hatten. Hinter den beiden Spitzen Schied und Petersen sollte der ehemalige Bundesligaprofi Simak für kreative Momente sorgen. Bei Ballbesitz Borussia stellten die Gäste auf eine 3-4-3-Anordnung um. Spielverlauf & Analyse: Wer angesichts der Stimmung und atemberaubenden Kulisse im Dortmunder Fußballtempel eingeschüchterte Gäste erwartet hatte, wurde überrascht. Carl Zeiss Jena attackierte früh, zog sich bei Ballbesitz BVB schnell in die Defensive zurück, um auf Konter zu lauern. Ziegler war aber zur Stelle, als ihn Schied nach einem Gegenstoß zum ersten Mal prüfte (11.). Auch die Borussen legten ihre Zurückhaltung schnell ab, begannen engagiert und bestimmten optisch auch das Spiel, hatten aber offensiv oft Mühe gegen die geschickt verteidigenden Jenaer. Doch das geeignete Mittel wurde schnell gefunden. Tinga setzte Dede über die linke Seite in Szene. Der Brasilianer zog an seinem Gegenspieler vorbei und brachte den Ball hoch in den Strafraum. Petric köpfte, Jena-Torwart Khamutouski konnte den Ball nur abklatschen lassen. Der mitgeeilte Tinga war zu Stelle und hatte keine Mühe den Ball aus kurzer Distanz zum 1:0 über die Linie zu drücken (13.). Der SIGNAL IDUNA PARK stand nach dem 2. Pokaltreffer von Tinga Kopf. Der BVB setzte nun mit schnellen Kombinationen nach. Rukavina und Frei legten für Petric auf, doch der Kroate traf den Ball an der Strafraumgrenze nicht richtig (19.). In der Folge verflachte die Partie ein wenig. Denn Borussia Dortmund zog sich ohne Bedrängnis in die eigene Hälfte zurück und überließ den Gästen mehr Platz im Mittelfeld. Die Gäste fanden dadurch etwas besser ins Spiel, konnten sich gegen den kompakten BVB aber nicht in Szene setzen. Beide Mannschaften boten in dieser Phase keine Fußballkost für Feinschmecker: Viel Kampf, viel Leidenschaft, aber auch viele Ungenauigkeiten. In der 44. Minute machten die Gäste in Person von Simak noch einmal auf sich aufmerksam. Ziegler war bei dessen Schuss aber hellwach und lenkte den Ball zur Ecke. Im zweiten Durchgang starteten die Borussen wieder offensiver. Die erste ""Aktion"" gehörte aber den Gästen. Nachdem er wegen Meckerns schon mit Gelb verwarnt worden war, applaudierte Jenas Simak höhnisch in Richtung Schiedsrichter Gräfe. Der Unparteiische zögerte keine Sekunde und schickte den Tschechen mit Gelb-Rot vom Platz (51.). Borussia Dortmund konnte von der numerischen Überzahl zunächst nicht profitieren. Viele Aktionen in der Offensive wurden zu ungenau und überhastet abgeschlossen. Und auf der Gegenseite waren die Gäste durch den Platzverweis keineswegs entmutigt - immer wieder tauchte Jena mit schnell vorgetragenen Kontern vor dem Tor von Ziegler auf. Nennenswerte Chancen sprangen dabei aber nicht heraus. Doll versuchte dem Spiel seiner Mannschaft neue Impulse zu verleihen und brachte bei einem Doppelwechsel Kringe für Buckley und Frei für Klimowicz (69.). Diese Maßnahme zeigte - wieder einmal - ihre Wirkung. Der an diesem Abend bärenstarke Tinga setzte Kringe über rechts in Szene, der tanzte seinen Gegenspieler im Strafraum aus und zog ab. Khamutouski konnte Kringes strammen Schuss noch abwehren, doch Joker Klimowicz war zur Stelle und schob den Ball über die Linie - 2:0 (70.). Wieder einmal hatte Doll mit seinen Einwechselungen ein goldenes Händchen bewiesen - ""Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!"", skandierten die schwarzgelben Fans nach ""Klimos"" insgesamt siebten Jokertor in dieser Saison. Der Rest war Zugabe, Gänsehaut-Stimmung pur. Die Laola-Welle schwappte durch das Stadion, während der BVB versuchte nachzulegen. Doch Kringe (80./82.) und Dede (81.) scheiterten mit ihren Versuchen knapp. Petric traf zwar ins Tor, stand dabei aber knapp im Abseits (84.). Wenig später sollte es aber doch noch klappen: Kehl legte einen langen Ball per Kopf auf Petric ab, der eiskalt zum 3:0 verwandelte (87.). Als der gute Schiedsrichter Gräfe wenig später abpfiff, brachen alle Jubel-Dämme. Zum ersten Mal seit 19 Jahren hat sich Borussia Dortmund wieder für das Finale im DFB-Pokal qualifiziert. Ausblick: Der Gegner für das Finale, das am 19. April im Berliner Olympiastadion stattfindet, wird am morgigen Mittwoch im zweiten Halbfinale zwischen Bayern München und VfL Wolfsburg ermittelt. In der Bundesliga geht der BVB am kommenden Samstag (Anstoß 15.30) wieder auf Punktejagd, wenn der Karlsruher SC im SIGNAL IDUNA PARK gastiert.