´Die Zuschauer fühlen sich unterhalten´

Die Länderspielpause verbringt Borussia Dortmund auf dem sechsten Tabellenplatz. Damit ist der BVB momentan genauso zufrieden wie mit dem bisherigen Saisonverlauf. Kennen Sie das ""Was-wäre-wenn""-Spiel? Das geht in Dortmund gerade so: Was wäre, wenn der BVB nicht Mladen Petric (im Tausch gegen Mohamed Zidan und fünf Millionen Euro) zum Hamburger SV abgegeben hätte? Dann hätte Hamburg nicht am letzten Sonntag in Cottbus mit einem Petric-Tor gewonnen. Und was wäre, wenn gleichzeitig Schiedsrichter Wolfgang Stark das reguläre BVB-Tor von Robert Kovac gegen Hannover 96 gegeben hätte? Dann wäre Dortmund jetzt Tabellenführer. Zwei Wochen lang, während der Länderspielpause, bis kommenden Samstag. Die Euphorie im begeisterungsfähigen BVB-Umfeld hätte keine Grenzen gekannt. Rückschläge sind keine Rückschritte Hätte, wenn und aber: Petric traf für Hamburg (und hat dort jetzt mehr als doppelt so viele Tore wie der verletzte Zidan BVB-Einsätze). Dortmund spielte 1:1, ist Tabellensechster. Und während die Fußballfans dem Länderspiel in der Westfalenmetropole entgegenfiebern, kann Jürgen Klopp in Ruhe arbeiten. ""Die zwei Punkte hätten wir gerne gehabt. Ob die Tabellenführung gut gewesen wäre, weiß ich nicht. Das weckt eine unrealistische Erwartungshaltung"", glaubt Sportdirektor Michael Zorc. ""Wir wissen die Situation einzuschätzen, sind auf einem guten und richtigen Weg"", sagt BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. In Dortmund ist man mit dem BVB zufrieden. Nach elf Pflichtspielen stehen in der Bilanz sechs Siege, drei Unentschieden und zwei Niederlagen. Genauso wichtig wie das Zahlenwerk ist, dass der BVB endlich wieder Spaß macht. ""Die Zuschauer fühlen sich bei uns gut unterhalten"", sagt Watzke. Das war in den letzten Jahren zu selten der Fall. Ein Spiel, wie das gegen Hannover, hätten die Borussen vergangene Saison nicht nur verloren. Sie hätten die Fans auch mit trägem, unstrukturiertem und unmotiviertem Fußball gequält. Unter Jürgen Klopp ist - fast - alles anders. Die Borussen agieren temporeich wie motiviert. ""Diese attackierende Art gefällt mir. Das ist alles lebhafter"", sieht Zorc und ergänzt: ""Und organisierter."" Denn der BVB spielt keineswegs Hurra-Fußball, es herrschen Ordnung und Positionstreue. Der Trainer ist nicht nur Motivator, sondern mit Co-Trainer Zeljko Buvac auch akribischer Spielsystem-Optimierer. Das Duo findet sowohl für die vorhandenen Borussen als auch für die von Klopp und Zorc gezielt verpflichteten Neuzugänge den richtigen Platz. Beispielhaft: Die größte Problemzone der Vorsaison, die löchrige Viererkette mit 62 Gegentoren, ist zwar noch kein Bollwerk, hat aber innere Sicherheit und Stabilität gefunden. Und das ausgerechnet, nachdem Klopp auf Neven Subotic (19, neu) und Mats Hummels (19, schon da), die vor der Saison gemeinsam auf 14 Bundesliga-Einsätze kamen, gesetzt hat. Als sich dann Dortmunds erfahrenster Profi Dede verletzte, ließ der Trainer Marcel Schmelzer (20) spielen, den dritten Liga-Jüngling. ""Es gefällt mir, wie sich unsere jugendliche Abwehr gefestigt hat. Wobei alle jungen Profis bravourös spielen"", sagt Hans-Joachim Watzke. Hier steckt das Potenzial des BVB. Mit den Chancen sind aber auch Risiken verbunden. Wie im UEFA-Pokal zu sehen, als sich die junge Mannschaft im Hinspiel von Udinese Calcio ""naiv"" (Zorc) vorführen ließ. ""Das Ausscheiden war bitter. Mit den Millionen Euro, die möglich gewesen wären, wäre uns der nächste Schritt leichter gefallen"", so Watzke. Rückschläge, die aber keine Rückschritte sind. ""Wir hoffen, dass die Entwicklung so weitergeht"", sagt Zorc. ""Die Mannschaft braucht Zeit. Und die bekommt sie"", sagt Watzke.