Höllenrennen

"Es gibt Momente, in denen stimmt einfach alles: Sich am 23. Mai auf den Rasen des Gladbacher Borussia Parks setzen, an die Anzeigetafel blicken, auf die Tabelle warten und den UEFA-Cup-Einzug feiern. Für Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp wäre das ein solcher Moment. Klopp, dessen BVB Platz 6 belegt und nur drei Punkte Rückstand auf den Fünften aufweist, spricht nicht öffentlich vom UEFA-Cup. Er sagt nur: ""Wir sollten stärker sein als in der Hinrunde. Der Trainer macht seine These an dem abgeschlossenen Gewöhnungseffekt seiner Spieler an ihn selbst fest. Und an einer - im Optimalfall - verbesserten Personalsituation. Sebastian Kehl (Sprunggelenkverletzung) soll im Februar zum Kader stoßen, Verteidiger Dede (Kreuzbandriss) ebenfalls. Über den Brasilianer sagt Klopp schon jetzt: ""Vermutlich der beste Spieler, mit dem ich je gearbeitet habe."" In Kevin-Prince Boateng steht ab sofort zudem ein robuster, torgefährlicher und auf allen Rautenpositionen einsetzbarer Profi zur Verfügung. Seitdem der Mann aus einem Berliner Problemviertel in Dortmund kickt, trägt Klopp endgültig den Spitznamen ""Streetworker der Liga"". Er hält dem entgegen: ""Mir ist es egal, ob die Eltern eines Profis reich waren oder nichts hatten. Solange sich alle an die Regeln des Spiels und meine eigenen halten, kommen wir klar."" Boateng selbst gibt sich geläutert: ""Ich denke, dass Dortmund meine letzte Chance ist."" [B]Nur drei Heimsiege[/B] Von einer starken Rückrunde dürfte sein Verbleib abhängen, denn internationale Gelder könnten den BVB womöglich doch noch in die Lage versetzen, jene Ablöse von mehr als fünf Millionen Euro zu stemmen, die Tottenham Hotspur für Boateng aufwirft. Zurzeit bekräftigt Sportdirektor Michael Zorc: ""Finanziell haben wir keinen Spielraum"". Boateng zu halten gilt (noch) als ""theoretische Option"". Ganz praktisch fordert Klopp, dessen Kader in der Vorbereitung Probleme im Defensivverhalten hatte, für die Rückrunde eine Aufhübschung der Heimbilanz. Die gilt angesichts von drei Siegen aus neun Partien als stark verbesserungswürdig. In Leverkusen, Hoffenheim und Hamburg treten drei der fünf Klubs, die in der Tabelle vor Dortmund geführt werden, noch im Ruhrgebiet an. Im eigenen Rücken droht der Borussia ein Höllenrennen. Schalke, Bremen, Wolfsburg und Stuttgart lauern. ""Vereine, die mehr Möglichkeiten haben als wir"", sagt Zorc. [B]Spannung im Sturm[/B] Ein Höllenrennen droht auch intern. Schon jetzt diskutieren sich Fans im Internet die Finger wund, wie der Wettkampf um die zwei Positionen im Sturm denn ausgehen wird. In Jakub Blaszczykowski, der noch an einem Faserriss laboriert, Mohamed Zidan, Nelson Valdez und Alexander Frei melden gleich vier Akteure Ansprüche an. Klopp wird bald die Wahl haben zwischen zwei pfeilschnellen Akteuren (Blaszczykowski, Valdez), die kaum Tore schießen, einem Superdribbler (Zidan) und einem Mann, der mit Dynamik, aber nie mit Toren geizt (Frei). Der eine oder andere Promi dürfte in der Rückrunde also Momente erleben, in denen einfach gar nichts stimmt."""