Hoyzer muss doch hinter Gitter

Überraschender Richterspruch im Wett- und Manipulationsskandal. Die 12. Strafkammer des Berliners Landgerichts verhängte am Donnerstag gegen den ehemaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer (26, Berlin) eine Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten - und zwar ohne Bewährung. Die Strafe geht deutlich über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus, die lediglich eine Bewährungsstrafe eingefordert hatte. Der ""Drahtzieher"" Ante Sapina (29) muss für zwei Jahre und elf Monate hinter Gitter. Beide Strafen könnten nach Angaben von Richterin Gerti Kramer im offenen Vollzug verbüßt werden. Dagegen bleibt Ex-Referee Dominik Marks (Stendal) ""verschont"" - die 18 Monate, die er verbüßen muss, wurden auf Bewährung ausgesprochen. Hier hatte die Staatsanwaltschaft eine Strafe von zwei Jahren ohne Bewährung verlangt. Ante Sapinas Brüder Milan und Filip (beide Berlin) erhielten Bewährungsstrafen in Höhe von 16 Monaten beziehungsweise zwölf Monaten. ""Das Problem des Falles war die Einordnung"", gestand die 43 Jahre alte Richterin Kramer. ""Nach unserer Meinung handelte es sich weniger um einen Bubenstreich, wie die Staatsanwaltschaft meinte, sondern um Straftaten erwachsener Täter. Deshalb haben wir die Strafen stärker gewichtet als die Staatsanwaltschaft."" Bei dem Delikt handelte um gewerbsmäßigen Betrug (im Falle von Ante Sapina) und um Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug (im Falle von Hoyzer). Einen bandenmäßigen Betrug, wie es die Staatsanwaltschaft gesehen hatte, wollte das Gericht nicht feststellen. ""Ante Sapina hat alles bestimmt. In welcher Höhe er wettete und wieviel er setzte. Mit ihm fiel und stand die ganze Sache"", meinte die Richterin. Sapina wurde in allen elf behandelten Fällen für schuldig befunden. Strafmildernd habe sich ausgewirkt, dass er offenbar spielsüchtig sei und bislang noch nicht vorbestraft gewesen sei. Auch für Hoyzer wirkte sich die fehlende Vorstrafe strafmildernd aus. Er wurde insgesamt in sechs von elf Fällen für schuldig befunden. Negativ habe sich der lange Zeitraum der Manipulationen ausgewirkt. Besonders nachteilig hat sich offenbar auch die Tatsache ausgewirkt, dass ihn Schiedsrichter-Kollege Lutz Michael Fröhlich auf mögliche Manipulationen bereits im Sommer 2004 angesprochen habe, ohne das er sein Verhalten geändert habe. Die Anwälte von Ante Sapina und Robert Hoyzer kündigten unmittelbar nach der Urteilsverkündung Revision an, die binnen einer Woche beim Landgericht Berlin eingereicht werden muss. Der Bundesgerichtshof in Leipzig muss dann über die Zulassung der Revision entscheiden. ""Wir sind von dem Urteil enttäuscht. Selbst die Staatsanwaltschaft hat für unseren Mandanten eine Bewährungsstrafe gefordert"", meinte Hoyzer-Anwalt Thomas Hermes. In einer ersten Reaktion bezeichnete der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger das Urteil als ""angemessen"": ""So, wie ich das Urteil der Berliner Richter interpretiere, haben sie Robert Hoyzer und Ante Sapina als Drahtzieher des Wettbetrugs gesehen und die kriminelle Bereitschaft, die sich in ihrem Handeln ausgedrückt hat, hoch bewertet. Ich denke, dass das Strafmaß nach unserem derzeitigen Kenntnisstand sehr angemessen ist."" Darüberhinaus zeigte er sich ""froh, dass nur zehn Monate nach Bekanntwerden des Skandals ein Urteil vorliegt, das im wesentlichen die Ermittlungen des DFB-Kontrollausschusses in Zusammenarbeit mit der Berliner Staatsanwaltschaft bestätigt"". Zwanziger bekräftigte, dass der DFB nach wie vor beabsichtige, nach dem endgültigen Abschluss des Strafverfahrens zivilrechtliche Ansprüche gegen Hoyzer anzustreben. Seine Fortsetzung findet der Prozess am kommenden Dienstag mit der Verhandlung gegen Ex-Profi Steffen Karl, der alle Manipulations-Vorwürfe abgestritten hatte. Zudem müssen sich die Sapinas möglicherweise auf weitere Konsequenzen gefasst machen. Laut griechischer Medien unter Berufung auf den Athener Oberstaatsanwalt Spyros Mouzakitis wurde nun offenbar auch in Griechenland wegen bandenmäßigen Betrugs Anklage gegen die Brüder erhoben.