Premiere will die Bundesliga ganz für sich

"Freunde und Partner helfen einander - wenn nötig, auch mit begründeten Argumenten zum besseren Verständnis der eigenen Anliegen. Der Bezahlfernsehsender Premiere ist der Fußball-Bundesliga seit Jahr und Tag lieb und teuer - als freundlicher Geschäftspartner. Dieser Tage hat die Bundesliga nicht nur den Bezahlsender Premiere geschaut, Premiere schaute zur Abwechslung selbst vorbei bei den 18 erstklassigen Klubs. Kundenpflege per Roadshow macht sich gut in einer Zeit, da die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Fernsehrechte an ihrem begehrten Produkt neu ausgeschrieben und zu Paketen geschnürt angeboten hat. Daß Premiere in Zukunft, und die erstreckt sich demnächst vom 1. Juli 2006 bis 30. Juni 2009, der Premiumpartner des deutschen Profifußballs bleiben wird, darf als sicher gelten. Wieviel mehr als die zuletzt jährlich aufgewendeten 180 Millionen Euro das börsennotierte Unternehmen zahlen wird, ist die noch ungelöste Frage. Rumenigge fordert 200 Millionen mehr Was Premiere will, ist klar: mehr Exklusivität, mehr Zeitabstand zur Erstausstrahlung im frei empfangbaren Fernsehen. Könnte die ARD-Sportschau"" dazu verpflichtet werden, von derzeit 18.10 Uhr auf einen deutlich späteren Sendebeginn ihrer Bundesliga-Show auszuweichen, wäre Premiere gewiß nicht unzufrieden. Samstagabend, 22 Uhr wäre für den um Abonnenten buhlenden Pay-TV-Anbieter der Wunschzeitpunkt für die Erstausstrahlung der Bundesliga im Free-TV - und sei es, daß das ""Aktuelle Sportstudio"" des ZDF die ""Sportschau"" der ARD beerbte. Kenner der Verhältnisse halten indes einen von 18.10 Uhr auf 19 Uhr oder 19.15 Uhr verschobenen Beginn der ""Sportschau"" für wahrscheinlicher. Ob so am Ende das Geld generiert wird, das sich die Bundesliga für den neuen Vertrag wünscht, ist zweifelhaft. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, fordert 500 Millionen Euro statt der derzeit geltenden Marke 300 Millionen per annum für alle verkauften Rechte. Die oft genug für möglich gehaltene Liga-Gesamtausstattung mit 400 Millionen Euro dürfte schon schwer genug zu erreichen sein. ARD warnt vor Rückzug der Sponsoren Der Bezahlsender Premiere, der ganz sicher das vermutlich ins Programmbukett wiederaufgenommene Freitagsspiel live und exklusiv zeigen möchte und dazu am liebsten auch noch ein Match am frühen Samstagabend etwa um 18.30 Uhr im Angebot hätte, versucht, alte Vorurteile zu widerlegen. So behauptete Rummenigge zuletzt, daß die Sponsorenbereitschaft, mit der Bundesliga zu werben, erheblich geringer werde, sollte die Erstausstrahlung der massenkompatiblen Bundesliga erst später am Samstagabend über die Bildschirme flimmern. Auch in ARD-Kreisen wurde schon das Gerücht gestreut, daß die Bundesliga als TV-Late-Show mit Sponsorenmindereinnahmen von rund 100 Millionen Euro rechnen müsse. Dem hält Premiere eine Studie des renommierten Karlsruher Instituts für Medienanalysen (IFM) entgegen, zu dessen Kundschaft die ARD, der FC Bayern und Unternehmen wie Adidas, Allianz, SAP oder Panasonic gehören. Das Institut kam in der von Premiere in Auftrag gegebenen Untersuchung zu dem Schluß, daß ""bei deutlicher Verknappung des Free-TV insgesamt mit reichweitengesteigertem Pay-TV ein ähnlich hoher Mediendruck (Kontakte) wie bisher erzielt werden"" könne. Kurze Präsenz medial wenig eindrucksvoll Dafür bemühte das Institut zwei Spielplan-Szenarien, die den Beginn der Free-TV-Ausstrahlung ""zum Beispiel"" im ZDF-""Sportstudio"" gegen 22 Uhr unterstellen, dazu eine ähnlich späte Free-TV-Sendung tags darauf von den zwei künftig um 17 Uhr angepfiffenen Bundesliga-Sonntagsspielen. Bei mehr Premiere allein auf weiter Flur kalkuliert IFM mit Zuschauerzuwächsen um 25 Prozent gegenüber den für die Spielzeit 2004/05 zugrundegelegten 1,1 Millionen Zuschauern. Derzeit hat der Bezahlsender, der mit dem live genossenen Schlüsselerlebnis ""alle Spiele, alle Tore"" für sich wirbt, 3,4 Millionen Abonnenten. Mit dem allseits in der Bundesliga akzeptierten IFM-Event-Index wird der sogenannte Mediendruck dergestalt gemessen, daß die Fußball-Übertragungsdauer mit der Reichweite einer Sendung korreliert. So wird die Beitragslänge, etwa 2 Minuten Bundesliga je Samstags-Spieltag in der ""Tagesschau"", mit einer Durchschnittsreichweite (6,5 Millionen Zuschauer) multipliziert und dann durch hundert geteilt. Das Ganze führt das Karlsruher IFM etwa zu dem naheliegenden Schluß, daß ""eine sehr kurze On-Screen-Präsenz eines Vereins bei hoher Reichweite medial wenig druckvoll"" sei, weil der ""Transport von (Werbe-)Botschaften zum Rezipienten"" gegenüber längeren Übertragungen erschwert sei. Politik mit Bauchgefühlen In der Saison 2004/05 zeigte der IFM-Event-Index einen deutlichen Vorsprung der Free-TV-Ausstrahlung der Marke Bundesliga an die Adresse der Sponsoren: 1181,895 Punkte gegenüber 633,887 Punkten für die Pay-TV-Übertragungen von der ersten und zweiten Liga. Bei einem Modell mit sieben Samstagsspielen um 15.30 Uhr, zwei Sonntagsspielen um 17 Uhr und einer Free-TV-Erstverwertung von 22 Uhr an ergab sich für die Hochrechnung der Spielzeit 2006/07 eine Umkehrung der Verhältnisse. 790,219 Punkte qua Event-Index für das weiterhin alle Spiele live sendende Pay-TV, 750 Punkte für das später am Abend einsteigende Free-TV. Beim zweiten Modell mit exklusivem Freitags- und Samstagsspiel im Pay-TV vergrößert sich der Vorsprung auf 1053,019 zu 705,600 Punkten. Insgesamt ergibt sich aus der IFM-Analyse, daß Sponsoren beim Blick auf die Bundesliga im Fernsehen auch unter veränderten Verhältnissen nicht allzu besorgt sein müßten. ""Hier ist viel Politik mit Bauchgefühlen gemacht worden"", sagt Carsten Schmidt, der Sportchef von Premiere. Die Studie habe ""einen schönen Beitrag zur Objektivierung einer vorübergehend aufgekeimten Hysterie geleistet""."""