RASSISMUS: `Vereine machen sich mitschuldigï

Obwohl der Fußball-Weltverband FIFA und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Strafen drastisch verschärft haben, greift der Rassismus im Fußball offenbar immer mehr um sich. Am Samstag drohte Schiedsrichter Michael Weiner (Giesen) gar, das Bundesliga-Derby zwischen Alemannia Aachen und Borussia Mönchengladbach zu unterbrechen, nachdem es diskriminierende Gesänge gegen den dunkelhäutigen Gladbacher Doppeltorschützen Kahe gegeben hatte. Das könnte für die Aachener ein Nachspiel haben. Horst Hilpert, Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses, wollte sich zu dem Fall am Sonntag allerdings noch nicht äußern: `Ich sage nichts, bevor ich nicht den Bericht von Herrn Weiner gelesen und mich weiter kundig gemacht habe.ï Erst am Freitag hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger die Vereine in die Pflicht genommen. `Sie machen sich mitschuldig. Sie können sich nicht länger damit herausreden, dass es sich bei rechtsradikalen und rassistischen Ausfällen um die Aktionen einiger weniger Störenfriede handle. Sie tragen die Verantwortung und müssen auch mit den Konsequenzen leben - bis hin zum Punktverlustï, sagte Zwanziger dem in Berlin erscheinenen Tagesspiegel. Damit reagierte er auf das an diesem Tag vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) getroffenen Urteil im Fall des `Affengebrüllsï gegen Fußball-Nationalspieler Gerald Asamoah beim DFB-Pokalspiel Hansa Rostock II gegen Schalke 04 (1:9) von vor einer Woche. Dieses war als `unsportliches Verhaltenï gewertet und mit der höchsten Geldstrafe aller Zeiten im Kampf gegen Rassismus geahndet worden. Die Norddeutschen müssen 20.000 Euro zahlen, zudem wurde die zweite Mannschaft in der Oberliga Nordost zu einem Heimauftritt ohne Publikum verdonnert. `Ich soll vom Schiedsrichter ausrichten, dass er das Spiel unterbrechen wird, wenn er nochmals das Wort ïAsylantï hörtï, lautete die Durchsage via Stadionsprecher nun am Samstag auf dem Aachener Tivoli. Weiner erklärte in der ARD-Sportschau, dass unter der Woche eine Instruktion der Unparteiischen durch den Schiedsrichter-Ausschuss zum Umgang mit rassistischen und diskriminierenden Vorkommnissen erfolgt sei. Hätte es weitere Auswüchse beim Nachbarschaftsduell in Aachen gegeben, hätte er die Spielunterbrechung durchgesetzt. Der DFB-Bundestag hatte am 8. September beschlossen, den seit Juli 2006 gültigen Artikel 55 des FIFA-Disziplinar-Codes auch in die Satzungen des deutschen Verbandes aufzunehmen. Danach können `bei diskriminierendem oder menschenverachtendem Verhalten eines Spielers, Offiziellen oder Zuschauers, das einer Mannschaft zugeordnet werden kann, der betreffenden Mannschaft bei einem ersten Vergehen automatisch drei Punkte abgezogen werden. Bei einem zweiten Vergehen werden sechs Punkte abgezogen, bei einem weiteren Vergehen erfolgt die Relegation der Mannschaft. Bei Spielen ohne Punktvergabe erfolgt die Disqualifikation.ï Zudem drohen Geldstrafen und Platzsperren, wie sie jetzt in Rostock verhängt wurden. Zwanziger bezeichnete derweil die WM in Deutschland als gutes Beispiel, wie es nun auch im Liga-Alltag laufen solle: `Dieses faire und tolerante Klima muss auch jetzt in den deutschen Stadien selbstverständlich sein - egal, in welcher Spielklasse.ï Rassismus ist auch in den unteren Ligen ein Problem. Erst am 25. März war es in der Oberliga Süd gar zu tätlichen Angriffen gegen den Nigerianer Adebowale Ogungbure von Sachsen Leipzig gekommen. Anhänger des Halleschen FC waren nach dem Spiel auf den Platz gelaufen und hatten den Spieler bespuckt und attackiert.