Meine Spieler brauchen etwas,woran sie sich festhalten können

[10.03.] Zum Ende der Hinrunde und aktuell nach dem Spiel gegen Mainz (1:1) wurde in den Medien die ""System-Frage"" gestellt. Wäre der BVB in einem 4-4-2 mit der von Werder Bremen perfektionierten ""Mittelfeldraute"" erfolgreicher? Welcher Anzug passt den Borussen? Bert van Marwijk erklärt, warum er am ""holländischen"" 4-3-3 mit zwei Außenstürmern festhält, und er verrät, warum ein 4-4-2 beim BVB derzeit nicht praktikabel ist. Bert van Marwijk erklärt taktische Möglichkeiten. Sind Sie zur stur, um etwas anderes als ein 4-3-3 auszuprobieren?Bert van Marwijk: ""Man hat in der Vergangenheit gesehen, dass dieses System funktioniert. Wir hätten anderenfalls in der letzten Saison niemals die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte von Borussia Dortmund gespielt. Wir haben auch zuletzt viele Spiele mit unserer jungen Mannschaft dominiert. Wenn Hoeneß und Magath nach dem 2:1 im Dezember sagen, dies sei das bis dahin erste Spiel gewesen, in dem die Bayern wirklich Glück gehabt hätten, wenn wir uns das Spiel gegen Bremen in Erinnerung rufen, das wir mit drei, vier Toren Unterschied hätten gewinnen können, wenn es überall respektvoll heißt, unsere junge Mannschaft sei schon sehr weit, dann muss man relativieren. Was uns eindeutig fehlt ist Stabilität. Und ich habe nie gesagt, dass für mich nur ein System in Frage kommt. Ich habe in Holland schon lange, bevor dies in der Bundesliga aktuell wurde, mit einer Raute im Mittelfeld spielen lassen. Aber ich muss mich immer daran orientieren, welche Charaktere, welche Qualitäten mir zur Verfügung stehen."" Was spräche für und was gegen eine ""Raute""?Van Marwijk: ""Entscheidend dabei ist die Frage der zur Verfügung stehenden zentralen Stürmer, und davon hatten wir nur einen. Wir brauchen aber für ein 4-4-2 zwei zentrale Angreifer. Ich kann nicht zaubern. Mir ist es gelungen, nach Kollers Verletzung zumindest einen neuen Stürmer zu kreieren, der seine Aufgabe anfangs hervorragend und heute immer noch gut erfüllt. Ich war übrigens eifersüchtig auf Mainz: Da saßen mit Casey und Auer zwei Stürmer auf der Bank, die in jeder holländischen Mannschaft Chancen auf einen Stammplatz hätten. Ich bin nicht stur, sondern ich versuche, aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste zu machen."" Was fehlt denn?Van Marwijk: ""Wir können sehr gut Fußball spielen, aber wir haben nur wenige Spieler, die im Strafraum präsent sind. Wir haben meistens nur einen Spieler vorm gegnerischen Tor, es müssen aber zwei oder drei sein. Dazu braucht man dynamische Mittelfeldspieler, die nachrücken, und Außenstürmer, die von rechts oder links nach innen ziehen, wenn die Flanke von der anderen Seite kommt. Solche Qualitäten haben wir nicht im Kader, wir haben zu wenige torgefährliche Spieler. Aber dennoch ist es uns gelungen, das ganz gut zu kompensieren. Nach hinten funktioniert die Organisation. Unser Torwart bekommt kaum etwas zu tun. Ich gebe aber zu: Wir haben Probleme, in der Offensive den Unterschied zu machen. Wir sind oft dominant, schießen aber zu wenige Tore."" ""Wir haben zu wenige torgefährliche Spieler."" Tomas Rosicky erzielt diese regelmäßig in der tschechischen Nationalmannschaft, kaum aber im Verein. Haben Sie dafür eine Erklärung?Van Marwijk: ""National- und Vereinsmannschaft lassen sich nicht miteinander vergleichen."" Auch über Dede wird viel geredet. Man vermisst seine Flügelläufe. Haben Sie ihn gestutzt?Van Marwijk: ""Wenn wir mit zwei Stürmern spielen würden, bliebe die Außenseite frei, gäbe es mehr Platz auch für Dede. Das weiß ich. Wenn Dede in einem 4-3-3 mit Ricken spielt, gibt es auch viel Raum. Denn Lars ist ein Typ, der gerne nach innen zieht. Jetzt spielen dort Gambino und Buckley, gerade Buckley ist jemand, der wiederum gerne an der Linie bleibt und es für Dede schwierig macht, nach vorne zu stoßen."" Wäre es eine Variante, ohne das System zu verändern, einen dynamischen Allrounder wie Kringe, wie schon im Hinspiel in Mainz praktiziert, auf die Linksaußenposition zu delegieren, einen Spieler, der bekannt dafür ist, den Abschluss zu suchen?Van Marwijk: ""Denkbar wäre es. Aber ist es sinnvoll, eine Mannschaft ständig zu verändern? Spieler brauchen Vertrauen und etwas, an dem sie sich festhalten können. Und man muss glaubwürdig bleiben. Ich weiß nicht, ob es die Philosophie ist, aber es ist meine Philosophie. Ich kann einen Spieler nicht als rechten Verteidiger, dann wieder im Mittelfeld und plötzlich als linken Stürmer einsetzen."" Drei oder vier Mittelfeldspieler - können Sie uns Vor- und Nachteile erklären?Van Marwijk: ""So kurios es klingt: Mit drei Mann im Mittelfeld hat man ganz schnell einen mehr als der Gegner, als wenn man selbst zu viert ist. Weil sich sowohl die Außenstürmer als auch die Außenverteidiger als Anspielpartner anbieten können. Dann ist man zu fünft, statt zu viert...""Boris Rupert