Ein Burgfrieden, der mehr Zeichen braucht

""Zeichen"" - fraglos der Lieblingsbegriff der Borussia dieser Tage. Tinga zum Beispiel hat mit seinem späten Treffer zum 1:1 in Nürnberg ein solches gesetzt. Ein verdammt wichtiges, denn ohne dieses hätte es so manch anderes Zeichen wohl nicht gegeben. Es erscheint zumindest sehr unwahrscheinlich, dass die mitgereisten Fans ihrem Team nach Schlusspfiff zugejubelt hätten, wenn es beim 0:1 aus Dortmunder Sicht geblieben wäre. Und es wären wohl auch keine Sprechchöre für Trainer Bert van Marwijk durchs Stadionrund gehallt. Zugegeben, allesamt hypothetisch, doch die klare Steigerung im spielerischen Bereich alleine hätte die zuletzt mit üblem Holperfußball gequälte Seele des Borussen-Anhangs wohl nicht so recht versöhnt. Zumal besagte Steigerung höchst unterschiedlich bewertet wird. Während Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit strahlender Miene von der ""besten Saisonvorstellung"" spricht, findet ein Großteil der Spieler an dem samstäglichen Auftritt nur eingeschränkt Gefallen. ""Der Ball lief besser als zuletzt, doch es gibt noch etliches zu verbessern"", meint Stürmer Ebi Smolarek. Oder siehe Kapitän Christian Wörns, der zwar in puncto Leidenschaft ""hochzufrieden"" zurückblickt, doch ""viel Luft"" ausmacht, was das spielerische Element anbelangt. ""Es war von uns kein besonders gutes Spiel. Das konnte man auch von uns nicht erwarten"", führt der Innenverteidiger in Anspielung auf die jüngsten Turbulenzen um die Spielweise wie um den Trainer aus. Pass,, der Punktgewinn hat die Wogen geglättet. Vorerst. Watzke und der mit manchem rhetorischen Klimmzug aus der Schusslinie gezerrte van Marwijk sind um pure Harmonie bemüht. Was davon tiefer Überzeugung der handelnden Personen entspringt oder Teil einer Inszenierung ist, gehört in den Bereich der Spekulation. Van Marwijk jedenfalls machte sich bei der eigens für den Treue-schwur des Geschäftsführers einberufenen Pressekonferenz gar nicht erst die Mühe, seinen Groll zu verbergen - und zog ein Gesicht, als würde er eine Zitrone lutschen. Ein Burgfrieden ist es, der in den nächsten Wochen mit den Heimspielen gegen Bielefeld und Aachen weiter an Festigkeit gewinnen kann, Siege natürlich vorausgesetzt. Watzke warnt zwar davor, ""die Mannschaft zu sehr unter Druck zu setzen"", doch Wörns sieht zu Recht in dieser Konstellation eine ""Riesenchance"" - um weitere ""Zeichen"" zu setzen.