Fans trotz 1:0-Heimsieg enttäuscht

Früher, im düsteren Mittelalter, galten Teeren, Streckbank oder Daumenschrauben als beliebteste Foltermethoden. Heute, in Dortmund, ist es der Fußball, mit dem tausende Pilger im 14-tägigen Rhythmus gequält werden. Am Samstag, beim 1:0-Erfolg über den VfL Wolfsburg, ließ sich die angestaute Fan-Wut nicht einmal mehr durch den Treffer von Ebi Smolarek in letzter Sekunde gänzlich bremsen. Statt Jubel über den so ersehnten Heimsieg schlug den Profis von Borussia Dortmund nach dem Schlusspfiff neben artigem Applaus vor allem ein Pfeifkonzert entgegen. Es schien im Signal Iduna Park kaum jemand realisiert zu haben, dass gerade drei wichtige Punkte auf der Jagd nach dem UEFA-Cup-Platz eingefahren worden waren - zu tief saß der Frust bei der Saison-Minuskulisse von 62.900 Zuschauern über die erneut beschämende Dortmunder Leistung. Smolareks Kopfball strich knapp am Wolfsburger Tor vorbei (3.) - mehr brachte eine planlos und behäbig auftretende Borussia vor der Pause nicht zu Stande. Die ängstlichen Gäste riegelten hinter der Mittellinie mit neun Mann den Zugang zu ihrer Hälfte ab, und schon war der Dortmunder Vorwärtsdrang gestoppt. Es lief wie so oft in jüngster Vergangenheit: Kreativität im Mittelfeld, Beweglichkeit im Angriff, überraschende Aktionen, Durchsetzungsvermögen im Zweikampf - nichts von alledem traf auf den BVB zu. Da half selbst ein an der Seitenlinie wütend mit den Armen fuchtelnder, verzweifelnder Trainer Bert van Marwijk nicht. Pfiffe begleiteten die Schwarzgelben schon zur Halbzeit in die Kabine. Auch der zweite Durchgang bot keinen Augenschmaus. Wenn der BVB den Hauch einer Gefahr versprühte, dann nur per Zufallsprodukt - Amedick schlenzte nach abgefälschtem Eckball knapp vorbei (76.) - oder mit kläglichem Ende: Kringe brachte aus 16 Metern nur ein Schüsschen zu Stande (79.). Scharenweise verließen BVB-Fans ihre Sitze, nichts deutete auf ein schönes Ende hin. Doch die, die ihre Fußball-Folter tapfer bis zum Ende durchlitten, wurden tatsächlich noch belohnt: Smolarek drückte eine Kopfball-Vorlage von Tinga mit dem Schädel ins Netz (90.+1).