Die Hinrunde
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Ein überspitzter Rückblick auf das, was war, und manchmal gar nicht hätte sein dürfen. Platz 9, 22 Punkte, 21:21 Tore - eine Hinrunden-Bilanz, die frustriert. Borussias Verantwortliche wollen sich deshalb zurückziehen und das Geschehene analysieren - am Dienstag. Von uns gibts einige nicht immer ernst gemeinte Denkanstöße. Stichwort Kommunikation: Es war eine legendäre Pressekonferenz, die BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (47), Sportdirektor Michael Zorc (44) und Trainer Lambertus van Marwijk (54) am 26. Oktober abhielten. Watzke (""Ein deutlicher Schulterschluss"") sprach Letzterem das Vertrauen aus, während der Niederländer durch geqälten Gesichtsausdruck den Eindruck vermittelte, er leide unter einem blutigen Magengeschwür. Zu diesem Zeitpunkt, das wissen wir heute und das wusste auch damals irgendwie jeder, war das Ende der Amtszeit von van Marwijk längst beschlossen. Der Versuch, die Wahrheit zu überdehnen - blamabel, unwürdig. Übrigens: ""Lambertus"" steht im Münsterland für das Lambertus-Singen am Lambertustag, dem 17. September. Die Bauernregel lautet: ""Ist Lambertus klar und rein, wird das Frühjahr trocken sein."" Wird schon... Stichwort Enttäuschung: van Marwijk ist die der Hinrunde. Ohne Not hat er es sich mit wichtigen Spielern im Kader (Kehl, Metzelder, Ricken, Frei, Degen, etc.) verscherzt - die Profis dementierten nicht einmal. Trotzdem steckt der Trainer manch einem Medium Sätze wie ""Es wird versucht, die Mannschaft gegen mich aufzuhetzen"". Vielleicht hat manch ein Anhänger das sogar geglaubt. Bis zur Fanklub-Weihnachtsfeier, als Spieler nach Aussage zweier Fan-Sprecher unterschiedlicher Gruppierungen ""den Tränen nahe waren und schilderten, was intern wirklich abgeht"". Van Marwijk, von bösen Menschen - in gewöhnlich gut unterrichtenen Bielefelder Kreisen - selbst als Quelle der Indiskretion um seine Demission gehandelt, hat zwar einen Teil des Teams hinter sich, aber er ist für die Spaltung mitverantwortlich. Auch fußballerisch machte sich der Niederländer angreifbar: Seine Wunschspieler Pienaar und Amoah sind Fehleinkäufe. Eine 4-4-2-Ordnung konnte er nicht vermitteln. Als Folge spielt der BVB mit drei Mittelstürmern 4-3-3 und hat die Planstellen im (zu) langsamen und physisch unterlegenen Mittelfeld von vier auf drei reduziert. Deshalb wird Holland nie Weltmeister! Der Verlierer der Hinrunde: Steven Pienaar (24, ehemals Ajax Amsterdam), Regisseur, Bankdrücker und neuerdings Stürmer. Ein starker Techniker, aber selten in der Lage, das Tempo zu verschärfen, Eins-gegen-Eins zu gehen, Lücken zu reißen. Nach acht Spieltagen hatte sogar sein Mentor, der den BVB-Verantwortlichen im Sommer empfahl, diesen rechten Mittelfeldmann für die Rosicky-Nachfolge in der Spielregie zu verpflichten, die Nase voll. Wichtig ist noch, dass sowohl Herr Rummenigge (Vorstandsvorsitzender des FC Bayern) als auch Vertreter der ""G14"" (Vertretung der 18 Top-Vereine Europas) den BVB für Pienaars Transfer anfangs in höchsten Tönen gelobt haben sollen. Zum Beispiel so: ""Mensch, Wahnsinn! So eine Granate für so wenig Asche!"" War wohl eine kuschelige Freundlichkeit. Die Fehleinschätzung der Hinrunde: ...lieferte Nelson Valdez (23, für 4,7 Mio. Euro aus Bremen gekommen). ""Ich will 15 Tore schießen"", hat er gesagt. Nach 17 Hinrunden-Spieltagen sind es - Achtung: Tusch, tätätätääääää - 0. Zu seiner Entschuldigung entschuldigen wir den schnellen Paraguayer: Die letzten Partien verbrachte er an der rechten Außenbahn. Da kann der Gute zwar gar nicht spielen, aber sein Trainer betont ja stets: ""Ich gucke erst, was meine Spieler können und danach baue ich ein System."" Weil wir daran zweifeln müssen nochmal ein entschuldigendes: Tschuldigung! Die Konstante der Hinrunde: Christoph Metzelder. Der Innenverteidiger lacht inzwischen selbst über Witze, denen zufolge er erst zur Europameisterschaft 2008 wieder fit wird. Spielte eine überzeugende WM, dann am ersten Spieltag bei den Bayern unglücklich, dann gar nicht mehr. Überall zwickts. Inzwischen wird in Internet-Foren nur noch gefragt: ""Na, wer hat sich gerade wohl verletzt?"" Prompte Antwort: ""Metzelder. Wer sonst?"" Eine, wenn auch nicht DIE Überraschung der Hinrunde: Alexander Frei (27), Stürmer. Machte während der Weltmeisterschaft den Eindruck, als würde er sich nur bewegen, wenn er merkt, dass es peinlich ist, Minuten lang 25 Meter im Abseits zu stehen. Jetzt ist Frei der einzige Spieler in Deutschland, der zwei Jobs hat. Mittelstürmer sein und - so lange die Puste reicht - Regisseur. Denn: Es gibt ja keinen anderen, auch wenn die G14 und Herr Rummenigge das anders sehen. Frei jedenfalls hat sechs Tore geschossen. Die meisten im Team. Tusch Nummer 2. Tätäätäääätääääääää! Der Gewinner der Hinrunde: Roman Weidenfeller (26), Torhüter. Wie schon in der Rückrunde. Und der Hinrunde davor. Und der Rückrunde davor. Und der Hinrunde davor. Mit Ausnahme des Derbys ein Top-Rückhalt (RN-Durchschnittsnote: 2,76). Weidenfeller ist einer, der inbrünstig kämpft und Larifari-Einstellungen bekämpft. Kleine Bitte an Teamarzt Dr. Braun: Seinen Adrenalin-Überschuss bitte in kleine Döschen füllen und im Bedarfsfall zur Herz-Lungen-Wiederbelebung einsetzen. Ach ja, eins noch: Scheitert der BVB im Kampf um Platz 5, und ist gleichzeitig ein Klub bereit, Millionen in Weidenfeller zu investieren, könnte der im Sommer wechseln. Wir gratulierten: ""Nette Klausel, Roman!"" Er antwortete: ""Du, sags meinem Berater Michael Becker."" Bei dem ist leider immer besetzt. Wir versuchens weiter...